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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Syndikus-Majorin war heiß und stickig, und auch die nach außen hin offene Front von Pfeilern ließ kaum einen belebenden Luftzug in die Räume herein. Draußen stand die Luft ebenfalls heiß und schwer wie Brühe.  
    Eine träge Dunstglocke hing über der Masse sich weithin ausbreitender quaderförmiger Gebäude, die man zwischen den Pfeilern hindurch überblicken konnte. Die Vorberge dahinter schwammen wie auf einer Ölschicht. Ein Spätsommertag in Dhom Panjur, der Hauptstadt der Ostprovinz Vaidamien. Doch trotz der lähmenden Hitze hallten von draußen Rufe von Demonstranten herauf, die sich vor den Toren der idirischen Verwaltungsgebäude versammelt hatten. Auric konnte die bekannten Parolen von „Unabhängigkeit für den Osten“, „Reichtum des Ostens für Länder des Ostens“ und Forderungen nach einer Ost-Allianz aus dem Stimmengewirr heraushören.
    Die Syndikus-Majorin schob die beiden Schriftstücke zu seiner Seite des Tisches herüber.
    „Das Angebot, sowohl in Form einer offenen erläuternden Darstellung als auch des juristisch verbindlichen Kontrakts“, erklärte sie, während sie sich den Schweiß von der Stirn wischte, „und die Liste der ihnen bekannten Leute, für die das Angebot neben Ihnen außerdem noch gilt.“
    Auric nahm die als dünne Hefte gefalteten Blattstapel auf und ließ seinen Blick über die Reihe der Namen gleiten.
    „Alles Leute, mit denen Sie bereits in der Söldnerkorporation des Hauses Trevante zusammengearbeitet haben“, erläuterte die Majorin, während Auric auch die weiteren Seiten durchblätterte. „Wir werden uns bemühen, Sie auch gemäß den militärischen Erfordernissen gemeinsam einzusetzen, da Sie sich als Team bewährt haben. Sie würden wahrscheinlich alle der 16. Division zugeteilt.“  
    Auric hatte natürlich schon von der gefürchteten Sechzehnten gehört, den berüchtigten „Barbarenbataillonen“. Innerhalb der idirischen Heeresstruktur bildeten sie beinahe so etwas wie eine irreguläre Einheit, denn sie bestanden nicht aus idirischen Bürgern und waren ihrer Struktur nach ähnlich einer Söldnerkorporation aufgebaut.
    „Sie und diese Leute“, fuhr die Majorin fort, „sind uns durch ihren Einsatz und ihre Kompetenz positiv aufgefallen. Es hätte nicht erst der Fürsprache ihres Korporals bedurft, uns auf Sie aufmerksam zu machen; ihre Unterstützungsmission des Senphoren, der General Kelam vor dem zweiten Nichtmenschenheer gewarnt hat, war in den eingeweihten Kreisen aufsehenerregend genug, die folgenden Einsätze während des Saikranonfeldzugs haben dieses Bild bestätigt und noch weitere Mitglieder ihrer Truppe in den Blick unserer Aufmerksamkeit gerückt.“
    „Und ich soll diesen Leuten auf der Liste ihr Anwerbungsangebot unterbreiten?“
    „Wir dachten, das wäre einfacher, als jeden einzeln einzubestellen. Sie kennen die Leute. Ich darf dem hinzufügen, dass Sie natürlich zuerst als einfacher Soldat in die Armee eingegliedert werden, Morante, aber das ist nur pro forma. Ihnen steht aufgrund ihrer bekannten vorherigen Leistungen eine schnelle Beförderung zum Korporal und nach angemessener Zeit, wenn Sie sich entsprechend unseren Erwartungen bewähren, zum Sergeant bevor.“
    Statt, wie die Majorin wahrscheinlich erwartet hatte, sofort auf dieses verlockende Angebot anzuspringen, blätterte er weiter nachdenklich die Papiere durch, unsicher, was er von all dem zu halten hatte. Während seine Augen sich an den sauber geschriebenen Zeilen entlangtasteten, trieben seine Gedanken in andere Richtungen.
    Natürlich hatte er schon vorher gerüchteweise in den Kreisen, in denen er sich jetzt bewegte, von der neuen Rekrutierungskampagne der idirischen Armee gehört, und die Gründe dafür schienen ihm offensichtlich. Notwendigerweise stand das Idirische Reich unter dem Druck, seine Armee zu verstärken, nachdem General Kelam das Heer der Nichtmenschen-Allianz in den Tälern des Saikranon in einer großen Feldschlacht und vielen nachfolgenden Einzeloperationen zwar zurückgeschlagen, die Drohung einer Invasion aber dennoch nicht endgültig abgewendet hatte. Nach wie vor operierten große Heeresteile des Feindes in der ausgedehnten Gebirgsregion und lieferten der Idirischen Dritten Armee schwere Gefechte. Der Krieg war keineswegs entschieden; jederzeit konnten feindliche Kräfte in idirische Provinzen durchbrechen oder sich zu einem Angriffsheer vereinen, das erneut versuchen würde, die idirischen Verteidigungslinien zu vernichten. Dazu kamen

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