Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)
erschwerend noch weitere Bedrohungen für Stabilität und Sicherheit des Idirischen Reiches. Die Demonstranten dort draußen vor den Toren waren ein beredtes Zeugnis dafür. Es kursierten Gerüchte, dass es die Elfen waren, die durch ihre Agenten weitere Unruhen und Aufstände schürten, aber Auric hielt das tatsächlich für substanzloses Gerede oder sogar bewusst von der Kutte, dem idirischen Geheimdienst, gestreute Fehlinformationen, um die Sprengkraft innerer Konflikte herunterzuspielen und die Moral durch den Eindruck eines solidarischen monolithischen Großverbandes von Provinzen zu stärken, der sich nur der Bedrohung durch einen einzigen verräterischen, infamen Feind von außen gegenübersah, eines Feindes, der nur besiegt werden konnte, wenn man unter der Fahne eines neuen Patriotismus eng zusammenrückte und alle inneren Differenzen beilegte.
Auric konnte sich auch vorstellen, dass es General Kelams ausdrücklicher Initiative entsprach, sich für diese Stärkung der Streitkräfte nicht, wie es üblich war, auf das Ausheben weiterer waffenpflichtiger Idirer zu konzentrieren, sondern auf die Rekrutierung erfahrener Berufskrieger, also Söldner und Exsoldaten aus nicht-idirischen oder Föderiertenheeren, um dadurch die irreguläre 16. Divison mit ihren verschiedenen Einheiten aufzustocken. Das würde bei der Geschichte des Generals Sinn machen. Der dunkelhäutige Veteran war ebenfalls kein Bürger einer idirischen Provinz sondern nur des Föderierten Landes Marrakhor; er entstammte auch nicht, wie es bei Offizieren die Regel war, der idirischen Beamtenschaft von Syndizi und Vikaren, sondern er hatte sich durch eine rein militärische Laufbahn in den Rang des Generals hochgearbeitet.
Für derartige Ausweitungen der Truppenstärke kam nur die Sechzehnte in Frage, denn sie war aus praktischen Gründen zu einem nominellen Sammelbecken für allerlei verschiedene Einheiten geworden, die nicht ins Korsett der idirischen Militärstatuten passen wollten. Sie bildete keine tatsächliche, als kompakte militärische Einheit operierende Brigade, sondern bot lediglich eine Möglichkeit der Zuordnung für Verbände, die sonst nicht hätten zugeordnet werden können ohne offizielle Bestimmungen zu verletzen. Ihre Abteilungen, die „Barbarenbataillone“, die Föderiertenbrigade und die anderen kleineren Verbände, konnten unabhängig voneinander operieren und wurden auch getrennt voneinander je nach Bedarf eingesetzt.
Über den Rand der Papiere sah er, wie der Blick der Syndikus-Majorin ungeduldig zwischen seinen fahrig in den Papieren blätternden Händen und seiner unbewegten Miene hin- und herging.
„Ich weiß nicht, ob ich der Richtige bin“, sagte er also schließlich, „diesen Leuten ihr Angebot zu übermitteln. Es könnte sein, dass mir dazu die nötige Überzeugungskraft fehlt. Denn ich muss gestehen, dass ich selber noch nicht für ihr Angebot gewonnen bin.“
„Nun gut, woran fehlt es denn? Reden wir darüber. Ist es die Bezahlung?“
Das war es natürlich nicht. Der angebotene Sold war gut. Und er konnte es drehen und wenden wie er wollte: Das Geld, das er sich durch seine Söldnerjobs im Haus Trevante zusammengespart hatte, reichte für seine Ziele hinten und vorne nicht.
Er erzählte ihr also – und dabei bemühte er sich um möglichst nüchterne Wortwahl, um von dieser idirischen Beamtin angesichts seiner Herkunft und bisherigen Tätigkeit nicht sofort verlacht zu werden – von den ursprünglichen Plänen, die er mit seiner Reise ins Herz des Idirischen Reiches angestrebt hatte, und dass er nicht planvoll und überzeugt den Beruf eines Soldaten oder Söldners angestrebt habe sondern eher aus der Not heraus.
Die Syndikus-Majorin lachte ihn nicht aus, stattdessen sah sie ihn einen Moment ernst und abschätzend an. Anscheinend revidierte sie das Bild, das sie sich aufgrund seiner militärischen Verdienste von Auric gemacht hatte und überlegte, wie sie ihre Vorgehensweise entsprechend anpassen konnte. Nach einem Moment gegenseitigen Schweigens, während dem die unten vom Tor heraufhallenden Rufe der Demonstranten klar und scharf in der Stille standen, lächelte die Syndikus-Majorin und erläuterte ihm dann einige der mit dem Dienst in der der Armee verbundenen Vorzüge.
„Mit dem Eintritt in die reguläre idirische Armee erhalten Sie den Status eines Bürgers des Idirischen Reiches“, kam sie schließlich zu ihren Hauptargumenten. „Dieser Status ist zwar provisorisch, aber er geht nach
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