Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)
nicht verzehrte, sondern das er ergriff und von dem er sich antreiben ließ, ein Feuer, das er als rasende Wut auf seine Feinde loslassen konnte. Etwas, das ihn die Stufen hochtrieb, ihn sie hochstürmen ließ, Jag neben ihm. Das Schwert hoch, durch den glühenden, schmerzenden Wirbel versuchen, die Haltungen zu erfassen, Blößen zu finden. Dann prallten sie aufeinander, und Klinge traf auf Klinge. Metallenes Scharren der Schwerter aneinander entlang. Er schaffte es zu bestehen, sein Schwert zwischen das der Feinde zu bringen, ihre Klingen zu lenken. Dahin, wo er sie haben wollte. Dann der Hieb. Das dumpfe Klatschen seiner Klinge in Fleisch. Ein Körper, ein dunkler Schatten gegen wirbelnden helleren Hintergrund, fiel die Treppe herab auf ihn zu. Er wich aus, wurde dennoch von der stürzenden Masse Mensch gestreift, fast von den Füßen gerissen, die Stufen hinunter. Um ihn herum Kampf die Treppe hinauf.
Ein Haufen von Feinden mit gezogenen Klingen, treppenaufwärts, in der stärkeren Position. Keine Übermacht, doch sie selber waren geschwächt, ein erschöpfter, zerschlagener Haufen. Ein neuer Gegner vor ihm. Das bohrende Feuer in Hals und Kopf in den Angriff gegen ihn richten. Doch da ist nicht mehr viel Feuer. Nur noch Schmerz Schmerz Schmerz, der darüber hinaus keine andere Qualität mehr hat. So viel Schmerz, dass er fast zu Gleichgültigkeit wird. Und zu Kälte.
Klingenwirbeln irgendwo, Aufprall. Tut er das? Ist das er, Körper und Schwert, die Verlängerung davon? Es scheint wie weit von ihm entfernt. Trotzdem spürt er den Schlag in seinem Arm. Klingen schneiden Raum aus der Weite. Machen sie unpassierbar, voller tödlich scharfer, sensengleich beweglicher Abgrenzungen. Er ist bei einem Sturm im Wald, dunkle Stämme ringsherum, Äste fliegen vorbei, abgerissen, fortgeweht. Gegenstemmen, den Körper gegen den Sturm setzen. Verloren im finsteren rotierenden Dickicht dicht gedrängter Stämme.
Das Dickicht lichtet sich. Die Treppe über ihm wird frei.
Ein Blick gegen den Himmel, schwer und dunkel, von verhohlenem Donner erfüllt. Ein Moment neuer Klarheit. Die Gegner fallen weg, stürzen die Stufen herab. Sie sind dabei, sie zu überwinden, nur noch ein letztes Ringen. Umanákhu ist da, zwei, drei Stufen über ihm, schlägt seinen Gegner zu Boden. Und wird plötzlich überragt. Von einem schweren, sich türmendem Schatten.
Ein fremdes Wort. Ankchorai. Ikun sagt es. „Ein Ankchorai.“ Er hat es schon einmal irgendwo gehört.
Auric blickte in Ikuns bleiches, verdrecktes Gesicht, und er sah Entsetzen darin. Sein Blick schwenkte wieder hoch, zum Kopf der Stufen, sah die gerade aufgetauchte Erscheinung die Treppe zu ihnen hinuntersteigen. Etwas Fetzenartiges war an ihr, scharfe, zerrissene Kanten und ein wirres Flattern, wie von Feuer. Eine rote Schreckgestalt vor dem Himmel, mit der weißen Fratze eines Dämons. Gebrochene Formen, wie Zacken und Dorne vorspringend, dann wieder das Wehen flammengleicher Stofflagen im Wind, der hier hoch oben über Mauerkanten und Brüstungen wehte. Dennoch: Der Art ihrer Bewegungen, der Gesamtheit ihres Umrisses haftet etwas seltsam Feminines an.
Er sah die Gestalt und erinnerte sich an den Soldaten, der ihm vom Tod Leutnant Cabáris berichtet hatte. Der hatte etwas erzählt, von roten Killertypen, die aussahen wie besonders große Kinphauren. Die aber Stahl in den Körpern hätten.
Denn diese Gestalt hier hatte auf den zweiten Blick metallene Schulterpanzer, die aussahen, als wären sie nicht Teil einer Rüstung sondern mit ihr verwachsen. Schimmern von Stahl entlang der hochgewachsenen Gestalt, entlang der Arme und Beine. Er sah Stahl, rot flatternde Lagen von Kleidung, in die sie gehüllt war, und Panzerungsteile, von einer Farbe, als seien sie ganz und gar mit getrocknetem Blut bedeckt. Stahl, Flammen und Blut kamen mit bedrohlicher Eleganz auf ihn zu.
Umanákhu sprang der turmgroßen Gestalt entgegen. Er wurde zur Seite gefegt. Ein blitzschnelles Huschen schwerer Körpermassen. Eine Klinge war plötzlich in der Hand des Angreifers erschienen.
Ein weiterer Wirbel schwarz gepanzerter Gestalten. Die anderen warfen sich dem hochgewachsenen Angreifer entgegen. Jags hoch geschwungenes Schwert. Das Sausen von Kudais langklingigem Speer fischte im Schwung seiner Bewegung einen Lichtsplitter aus bleiern trübem Himmel.
Einen Felstrümmer von Schmerz auf den Schultern wuchtete er sich ihnen hinterher, der schartige, metallen schimmernde Streifen seiner Klinge
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