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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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    Er spürte Brucs erwartungsvollen Blick auf sich, doch der erkannte ihn in Gedanken versunken und ergriff daraufhin selber das Wort.
    „Es ist etwas geschehen, das wie ein Blitz in unser bisheriges Leben inmitten dieser friedlichen Feste eingebrochen ist.“ Darachel sah, wie sich aufgrund seiner Worte, Betroffenheit auf den Gesichtern der in dieser Runde Versammelten zeigte. „Wir wollen weiterleben wie bisher,“ fuhr Bruc fort. „Wir wollen es vergessen, weil das alles so gar nichts mit dem zu tun hat, worauf wir im Einklang mit unserer Gemeinschaft unser Leben ausrichten. Doch das können wir nicht. Das haben wir in der Zeit, die seitdem vergangen ist, alle widerwillig bemerken müssen. Das, was geschah, ist unwiderruflich. Wir können nur entscheiden, was wir damit machen wollen.“
    Wieder sah Darachel, wie sich Brucs Blick auf ihn richtete.
    „Es gibt bei all dem einen wichtigen, gegenüber einigen unausgesprochenen Faktor, der für unser weiteres Vorgehen von entscheidender Bedeutung ist. Es ist etwas, das während des Kampfes mit dem Kunaimra seinen Anfang nahm, und wahrscheinlich für einige unter uns unbemerkt vonstatten ging.“
    In Brucs Blick lag ein energisches, ermutigendes Glitzern, um seine Lippen zuckte, kurz aufflackernd, die Spur eines herben Lächelns. Es erinnerte Darachel in diesem Moment an den Eifer in Nadragírs Miene, als dieser von den ungelösten Fragen sprach, die ihm der leblose Körper des Kunaimra aufgaben.
    „Darachel“, sprach Bruc, „erzähle uns von deiner Entdeckung. Erzähle uns, was während des Kampfes mit der Kreatur geschehen ist und dein Anteil dabei war.“

Idirisches Reich, Sevrening

    Auric stand in der Schattenkühle des Bogengewölbes, dem Eingang des Stadttores von Zephrenaic, und blickte hinauf zur Höhlung seiner Decke.
    Den Kopf im Nacken blieb er stehen und staunte.
    Wie glatt die hellen Steinquader waren. Und wie gleichmäßig behauen. Und wie perfekt und beinah fugenlos sie ineinander passten, um sich über ihm zu wölben wie das Maß aller Klarheit.
    Du bist da! Das hast es endlich geschafft. Das ist das Reich Idirium.
    Das hier war eine ganz andere Klasse von Bauwerk, eine ganz andere Art der Verfeinerung als diese irgendwie zu Gebäuden getürmten düsteren Backsteinmassen mit Fensterlöchern und Türschlitzen darin, die er in den Städten entlang seines Reiseweges durch die Länder Mittelnaugariens bisher gesehen hatte. Dies hier hatte Maß und Plan und Struktur. Dies hier war ganz selbstverständlich von einer Zivilisation und Kultur hervorgebracht worden, für die solche Bauwerke ein einfacher, beiläufiger Ausdruck ihres Lebenspulses waren, nur ein weiterer Aspekt ihrer gradlinigen, klaren und hellen Art, Dinge zu tun und zu sehen. Keine brütend auf einem Bergrücken hockende Burg, in der man sich hinter Stein- und Mörtelwällen zum Schutz gegen die Unbilden des Wetters, vor dem ärgsten Biss von Schnee und Regen in zugigen Verschlägen gemeinsam zusammenkauerte, oder von der aus man in bewaffneter Rotte ausreiten konnte, um die Bauern weiterhin in Angst und Schrecken zu halten, damit sie kuschten und ihre Abgaben zahlten.
    Alle anderen Gebäude, die darüber hinausgingen waren Überbleibsel eines uralten, längst vergangenen Zeitalters gewesen, die meist nur noch als Ruinen erhalten waren. Aber mochte der architektonische und handwerkliche Stand, auf den sie hindeuteten auch noch so hoch sein, so war doch die Ausstrahlung, die von ihnen ausging, eher noch schlimmer und bedrückender. Sie schienen gesättigt vom reifgrauen Atemhauch eines Geistes, für den das Schicksal einzelner Menschen bedeutungslos war, der über ihr Recht auf ein gutes glückliches Leben mit den Schritten eines Riesen hinwegging und sie in den Grund trat, für den Werte wie Vernunft, Menschlichkeit, Maß, Logik und das Streben nach Erkenntnis klein, nichtig und verachtenswert waren.
    Doch dieses Tor hier, diese Mauer, zu der es gehörte, sie waren Teil von etwas Gegenwärtigem, etwas Lebendigem, und sie versprachen Schutz und Schirm, unter denen ein Leben in Zivilisation, so wie seine Mutter es ihm immer geschildert hatte, ein Leben nach menschengerechten Regeln gedeihen konnte. Und dies war der Eingang zu dieser Art von Leben, dies war Zephrenaic, Hauptstadt der Provinz Norgond, die erste echte Stadt des Idirischen Reiches, in die er seinen Fuß setzen würde. Das Jahr neigte sich zwar schon allmählich zum Winter hin, doch nach langer Reise durch die Länder

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