Nippon-Connection
gerade Mel Gibson, wenn Sie wissen, was ich meine. Er hat eine große Nase und schon ein bißchen Glatze, und seine Sommersprossen sind ein echtes Problem, weil sie bei Aufnahmen immer deutlich rauskommen und einen von den Augen ablenken. Und ob ein Kandidat Erfolg hat oder nicht, das hängt von seinen Augen ab.«
»Von den Augen?« sagte Connor.
»Na klar, die Leute werden wegen ihrer Augen gewählt.« Sie zuckte mit den Achseln, als sei das eine Binsenwahrheit. »Aber wenn der Senator Edgar vertraut … Edgar ist ein großer Künstler - er kann es für ihn möglich machen.«
Edgar Lynn ging, mit dem Kameramann ins Gespräch vertieft, an uns vorbei. »Verdammt, du mußt die Säcke unter seinen Augen wegbringen!« sagte er gerade. »Und bring das Kinn zur Geltung! Verstärk das Kinn mit einer harten Einstellung von unten!«
»Okay«, sagte der Kameramann.
Die Produktionsassistentin entschuldigte sich. Wir blieben stehen, warteten und sahen zu. Senator Morton stand ein wenig abseits von uns; er wurde noch immer von Maskenbildnern und Leuten von der Garderobe aufgepeppt.
»Mr. Connor? Mr. Smith?« Ich drehte mich zur Seite. Ein junger Mann in einem blauen Nadelstreifenanzug stand neben uns. Er sah aus wie der typische Mitarbeiter eines Senators: hochaufgerichtet, aufmerksam, höflich. »Ich bin Bob Woodson vom Mitarb eiterstab des Senators. Danke, daß Sie gekommen sind!«
»Bitte, bitte«, sagte Connor.
»Der Senator ist sehr an dem Gespräch mit Ihnen interessiert«, erklärte Woodson. »Tut mir leid, die Sache hier scheint sich etwas in die Länge zu ziehen. Eigentlich hätten die Aufnahmen um dreizehn Uhr zu Ende sein sollen.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich glaube, es wird noch eine Weile dauern. Aber der Senator möchte auf jeden Fall mit Ihnen sprechen.«
»Wissen Sie, um was es geht?« fragte Connor.
Jemand rief: »Probe! Ton-und Kameraprobe, bitte!«
Der Schwarm um Senator Morton löste sich auf, und Woodson wandte seine Aufmerksamkeit der Kamera zu.
Edgar Lynn stand hinter ihr und blickte durch das Objektiv. »Es ist immer noch nicht grau genug. Ellen? Du mußt mehr Grau in sein Haar bringen! So sieht das doch nach gar nichts aus!«
Woodson sagte: »Hoffentlich läßt er ihn nicht zu alt aussehen!«
Debbie, die Produktionsassistentin, schaltete sich wieder ein: »Ist ja nur für die Aufnahme! Es wirkt noch nicht überzeugend genug, deshalb machen wir noch ein bißchen Grau rein. Sehen Sie, Ellen macht es nur an den Schläfen. Damit sieht er richtig vornehm aus.«
»Ich will nicht, daß sie ihn alt machen. Er sieht manchmal ohnedies schon alt aus, besonders wenn er müde ist.«
»Keine Sorge!« sagte die Assistentin.
»Okay«, rief Lynn. »Das reicht für den Augenblick. Sollen wir noch mal eine Probe machen?«
»Wo beginnen wir?« fragte Senator Morton.
»Text?«
Ein Scriptgirl las vor: »Vielleicht sind Sie wie ich …«
»Dann ist der erste Teil also schon fertig?« fragte Morton.
»Und ob«, sagte Edgar Lynn. »Wir beginnen jetzt damit, daß Sie sich zur Kamera wenden und uns einen ganz starken, ganz direkten maskulinen Blick schenken und dann anfangen zu sprechen: ›Vielleicht sind Sie wie ich…‹ Alles klar?«
»Okay«, sagte Morton.
»Versuchen Sie, sich selbst zu sehen: maskulin, stark, alles im Griff!«
»Können wir das gleich drehen?« fragte Morton.
»Lynn treibt ihn noch zur Weißglut«, sagte Woodson.
»Also gut«, rief Lynn. »Nehmt den Probedurchgang auf! Es geht los!«
Senator Morton schritt auf die Kamera zu. »Vielleicht sind Sie wie ich besorgt über den Verfall unserer internationalen Position in den letzten Jahren. Amerika ist immer noch die größte Militärmacht, unsere Sicherheit hängt jedoch davon ab, ob wir in der Lage sind, uns militärisch und ökonomisch zu behaupten. Und im Hinblick auf die Wirtschaft ist Amerika zurückgefallen. Wie weit zurück? Nun, unter den beiden letzten Regierungen ist Amerika, einst der größte Gläubiger, zur größten Schuldnernation geworden, welche die Welt je gesehen hat. Unsere Industrie ist weit hinter den Stand der restlichen Welt zurückgefallen. Unsere Arbeiter sind weniger gut ausgebildet als die Arbeiter in anderen Ländern. Unsere Investoren fordern rasche Gewinne und schwächen dadurch die Fähigkeit unserer Industrie, für die Zukunft zu planen. Das Ergebnis ist ein rapide sinkender Lebensstandard. Die Aussichten für unsere Kinder sind düster.«
Connor murmelte: »Es gibt tatsächlich jemanden,
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