Nippon-Connection
der das Kind beim Namen nennt.«
»Und in dieser Zeit der nationalen Krise«, fuhr Morton fort, »gibt es für viele Amerikaner noch einen weiteren Grund zur Beunruhigung. In dem Maße, in dem unsere Wirtschaftskraft schwindet, werden wir anfällig für eine neue Art von Invasion. Viele Amerikaner befürchten, daß wir wirtschaftlich eine Kolonie Japans oder Europas werden könnten, vor allem Japans. Viele Amerikaner haben den Eindruck, daß die Japaner unsere Industrie übernehmen, unsere Erholungsgebiete, ja sogar unsere Städte.«
Bei diesen Worten machte der Senator eine weitausholende Armbewegung über den Golfplatz und die sich dahinter erhebenden Wolkenkratzer hinweg.
»Und auf diese Weise, so befürchten viele, hat Japan die Möglichkeit bekommen, die Zukunft Amerikas zu beeinflussen und zu bestimmen.«
Morton blieb stehen und machte ein nachdenkliches Gesicht.
»Wie berechtigt sind diese Befürchtungen um die Zukunft Amerikas? Wie groß sollte unsere Besorgnis sein? Manche werden Ihnen erzählen, ausländische Investitionen seien ein Segen, sie würden unserem Land helfen. Andere sehen es völlig anders, denn ihrer Meinung nach verkaufen wir unser wertvolles Erstgeburtsrecht. Welche Ansicht ist die richtige? Was sollen … Wie sollen … Was … Scheiße! Wie geht der Satz weiter?«
»Aus, aus!« rief Edgar Lynn. »Fünf Minuten Pause für alle. Ich muß noch ein paar Sachen ausfeilen, dann können wir es drehen. Sehr gut, Senator! Hat mir gefallen.«
Das Scriptgirl sagte: »›Wie sollen wir die Zukunft Amerikas einschätzen‹, Senator.«
Er wiederholte: »Wie sollen wir die Zukunft …« schüttelte aber plötzlich den Kopf. »Kein Wunder, daß ich mir das nicht merken kann. Wir ändern diesen Satz. Margie? Bitte, ändere diesen Satz! Nein, laß nur! Bring mir den Text, ich ändere ihn selbst.«
Wieder stürzten Maskenbildner und Garderobeleute auf ihn zu, polierten ihn auf und klopften ihn ab.
»Warten Sie hier!« sagte Woodson. »Ich versuche, ihn mal für ein paar Minuten loszueisen.«
Wir standen neben einem Anhänger, der brummende Geräusche von sich gab und aus dem sich eine Unmenge Kabel schlängelte.
Als Morton auf uns zuschritt, kamen zwei seiner Mitarbeiter angerannt, die dicke Bündel mit Computerausdrucken schwangen. »Das müssen Sie sich mal ansehen, John!«
»John, das müssen Sie unbedingt in Betracht ziehen!«
»Was ist das?« fragte Morton.
»John, das ist die neue Studie von Gallup und Fielding.«
»John, das ist die nach Altersgruppen aufgeteilte Wähleranalyse.«
»Und?«
»Ergebnis: Der Präsident hat recht, John!«
»Das will ich gar nicht hören - ich trete gegen den Präsidenten an.«
»John, er hat recht, was das E-Wort betrifft. Sie dürfen das E-Wort in Ihrem Wahlkampfspot nicht benützen!«
»Ich soll nicht ›Energiesparen‹ sagen?«
»Nein, John, Sie dürfen es nicht sagen.«
»Es wäre tödlich, John!«
»Die Zahlen beweisen es.«
»Sollen wir die Zahlen mit Ihnen durchgehen, John?«
»Nein.« Morton sah zu Connor und mir herüber und sagte lächelnd: »Ich komme gleich zu Ihnen.«
»Aber schauen Sie doch mal, John!«
»Es ist ganz eindeutig, John. Energiesparen ist gleichbedeutend mit einer Verschlechterung des Lebensstandards, und damit haben die Leute bereits zu kämpfen. Sie haben genug davon.«
»Aber das ist falsch«, sagte Morton. »So funktioniert die Sache nicht.«
»John, so denken die Wähler nun mal!«
»Aber damit liegen sie falsch.«
»John, wenn Sie die Wähler belehren wollen - bitteschön!«
»Ja, ich will die Wähler tatsächlich belehren. Energiesparen ist nicht gleichbedeutend mit einer Verschlechterung des Lebensstandards, sondern steht für größeren Wohlstand, größere Macht und größere Freiheit. Es bedeutet doch nicht, mit weniger auskommen zu müssen. Es bedeutet, all das zu machen, was man bisher auch gemacht hat: das Haus heizen, Auto fahren - nur mit weniger Öl und Benzin. Wir brauchen effizientere Heizungen in unseren Häusern und effizientere Autos auf unseren Straßen. Wir brauchen bessere Luft, bessere Gesundheit. Und das ist möglich. Andere Länder haben es erreicht, Japan zum Beispiel.«
»Bitte, John!«
»Bitte nicht Japan, John!«
»In den letzten zwanzig Jahren«, fuhr Morton unbeeindruckt fort, »hat Japan die Energiekosten für Enderzeugnisse um sechzig Prozent gesenkt. Amerika hat nichts getan. Die Japaner können ihre Produkte deshalb heute billiger herstellen als wir, weil sie in
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