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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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er zum Aufnahmeteam. Im Gehen flogen ihm die hilfreichen Geister nur so zu: zuerst eine Frau, die ihm Änderungen im Text unterbreitete, dann ein Garderobier, als nächstes ein Tontechniker, der am Mikrofon des Senators herumfummelte und die Batterie an seiner Hüfte befestigte, schließlich auch noch die Maskenbildnerin. Bald hatten wir ihn aus dem Blick verloren und sahen nur mehr einen Haufen Menschen, die sich schwerfällig auf dem Rasen bewegten.
    »E r gefällt mir«, sagte ich.
    Wir fuhren nach Hollywood zurück. Die Umrisse der Gebäude verschwammen im Smog.
    »Warum sollte er Ihnen nicht gefallen?« fragte Connor. »Er ist Politiker. Es ist sein Job, Sie dazu zu bringen, daß er Ihnen gefällt.«
    »Dann macht er seinen Job gut.«
    »Sehr gut sogar.«
    Connor sah schweigend aus dem Fenster. Ich hatte den Eindruck, daß ihn etwas beunruhigte.
    »Fanden Sie das nicht gut, was er in dem Wahlkampfspot gesagt hat? Hörte sich genauso an wie das, was Sie immer sagen.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Was haben Sie denn?«
    »Nichts«, sagte Connor. »Ich habe nur gerade darüber nachgedacht, was er wirklich gesagt hat.«
    »Er hat Fairchild erwähnt.«
    »Natürlich. Morton kennt die wahre Geschichte über Fairchild sehr gut.«
    Ich setzte zu der Frage an, wie die wahre Geschichte denn lautete, aber Connor begann schon, sie mir zu erzählen.
    »Haben Sie mal von Seymour Cray gehört? Er baute jahrelang die besten Supercomputer der Welt. Cray Research stellte die schnellsten Computer der Welt her. Die Japaner versuchten, mit ihm Schritt zu halten, aber sie schafften es nicht. Er war einfach zu gut. Aber Mitte der achtziger Jahre hatten die billigen japanischen Chips die meisten amerikanischen Zulieferbetriebe von Cray in die Pleite getrieben, und Cray mußte seine maßgefertigten Chips nun bei japanischen Firmen bestellen; in Amerika wurden sie nicht mehr hergestellt. Bei den Lieferungen der Japaner kam es allerdings immer wieder zu mysteriösen Verzögerungen. Einmal brauchten sie ein geschlagenes Jahr, um bestimmte Chips zu liefern, die Cray bestellt hatte, und ausgerechnet in dieser Zeit machten seine japanischen Konkurrenten große Fortschritte. Es erhob sich die Frage, ob sie womöglich seine neue Technologie geklaut hatten. Cray war außer sich vor Wut. Er wußte, daß sie ihn beschissen. Er sah sich gezwungen, mit einem amerikanischen Hersteller zusammenzuarbeiten, und entschied sich für Fairchild Semiconductor, obwohl das Unternehmen finanziell auf schwachen Beinen stand und alles andere als erfolgreich war. Aber den Japanern konnte Cray nicht mehr trauen. Nun stellte also Fairchild die nächste Generation maßgefertigter Chips für Cray her - und dann erfuhr er eines Tages, daß Fairchild an Fujitsu verkauft werden sollte, seinen großen Konkurrenten. Da reichte es ihm. Er schlug ziemlich Krach in Washington, warnte, die nationale Sicherheit könne in Gefahr geraten. Da verhinderte der Kongreß den Verkauf.«
    »Und dann?«
    »Na ja, dadurch wurden die finanziellen Probleme von Fairchild natürlich auch nicht gelöst. Die Firma steckte weiterhin in Schwierigkeiten und mußte schließlich doch verkauft werden. Den Zuschlag erhielt Bull, ein französisches Unternehmen, das keine Supercomputer herstellt. Deshalb genehmigte der Kongreß den Verkauf.«
    »Und MicroCon ist ein zweiter Fall Fairchild?«
    »Ja, und zwar insofern, als MicroCon den Japanern eine Monopolstellung bei wichtigen Geräten zur Chipherstellung ermöglicht. Wenn sie das Monopol erst einmal haben, können sie amerikanischen Unternehmen die Geräte vorenthalten. Aber ich glaube …«
    Das Telefon schnarrte. Ich ließ das Gespräch über den Lautsprecher laufen.
    Es war Lauren, meine Exfrau.
    »Peter?«
    »Hallo, Lauren!«
    »Peter, ich rufe dich an, um dir zu sagen, daß ich Michelle heute früher abholen werde.« Sie wirkte nervös und sehr förmlich.
    »Ja? Ich dachte, du wolltest sie überhaupt nicht abholen.«
    »Das habe ich nie gesagt«, erwiderte sie hastig. »Natürlich hole ich sie ab.«
    »Na gut. Ach, übrigens - wer ist eigentlich Rick?«
    Einige Sekunden lang herrschte Stille. Dann sagte sie: »Also wirklich, Peter, das ist unter deinem Niveau!«
    »Warum denn? Man wird doch noch fragen dürfen. Michelle hat diesen Namen heute früh erwähnt. Sie sagt, er hat einen schwarzen Mercedes. Ist er dein neuer Freund?«
    »Peter! Ich glaube kaum, daß das hierhergehört.«
    »Daß es wohin gehört?«
    »Laß doch diese Spielchen!« sagte sie.

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