Nippon-Connection
Ishigura-sa«! Wie ich sehe, hat Sie die Neuigkeit schon erreicht.« Er schlug ihm hart auf die Schulter.
Ishigura blickte ihn düster an. »Ich bin überaus enttäuscht, Senator. Das wird Konsequenzen haben.« Er konnte seine Wut nicht mehr verbergen.
»Hey«, sagte Morton. »Wissen Sie was? Sie können mich mal!«
»Wir hatten eine Vereinbarung«, zischte Ishigura.
»Ja, wir hatten eine Vereinbarung. Aber Sie haben Ihren Teil dieser Vereinbarung nicht erfüllt - oder sehen Sie das etwa anders?«
Der Senator kam zu uns und sagte: »Sie wollen wahrscheinlich, daß ich eine Aussage mache. Ich lasse mich rasch abschminken, dann können wir gehen.«
»In Ordnung«, sagte Connor.
Morton ging in Richtung Schminkraum.
Ishigura wandte sich an Connor. »Totemo taihenna koto ni narimashita ne.«
»Ich bin derselben Meinung wie Sie«, sagte Connor. »Es ist schwierig.«
Ishigura fauchte: »Da werden Köpfe rollen!«
»Ihrer als erster«, erwiderte Connor. »So omowa naikai.«
Der Senator war auf der Treppe, die in den zweiten Stock führte. Woodson gesellte sich zu ihm, trat nah an ihn heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Morton legte ihm den Arm um die Schulter, und so gingen sie ein paar Stufen gemeinsam. Dann stieg der Senator allein weiter die Treppe hinauf.
»Konna hazuja nakatta no ni«, murmelte Ishigura finster.
Connor zuckte mit den Achseln. »Dafür kann ich leider nur wenig Verständnis aufbringen. Sie haben versucht, die Gesetze dieses Landes zu brechen, und jetzt wird es eben einige Probleme geben. Eraikoto ni naruyo, Ishigura-san.«
»Wir werden ja sehen, Captain.«
Ishigura drehte sich um und warf Eddie einen eisigen Blick zu.
Eddie hob die Schultern und sagte lachend: »Hey, ich habe keine Probleme. Verstehen Sie, was ich meine, Compadre? Jetzt haben Sie alle Probleme am Hals.«
Der Studioleiter, ein massiger Mensch mit Kopfhörern, trat zu uns. »Ist einer von Ihnen Lieutenant Smith?«
Ich nickte.
»Eine Miss Asakuma ruft an. Sie können das Gespräch von dort aus führen.« Er deutete auf eine Wohnzimmergarnitur, eine Couch und bequeme Sessel vor einer morgendlichen Stadtsilhouette. Neben einem der Sessel blinkte ein Telefon.
Ich ging hin, setzte mich in den Sessel und hob den Hörer ab. »Lieutenant Smith.«
»Hi, ich bin’s, Theresa.« Es gefiel mir, daß sie sich mit dem Vornamen meldete. »Hören Sie, ich habe mir den Schlußteil der Bänder angesehen, das allerletzte Stück. Ich glaube, es gibt da ein Problem.«
»Was für ein Problem?« Ich sagte ihr nicht, daß Morton bereits gestanden hatte. Ich warf einen Blick über das Studio. Der Senator war schon verschwunden. Sein Mitarbeiter Woodson ging am Fuß der Treppe auf und ab, blaß, mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck. Nervös nestelte er an seinem Gürtel, den er durch die Anzugjacke abtastete.
Plötzlich hörte ich Connor sagen: »Oh, Scheiße!« Er rannte los, quer durchs Studio zur Treppe. Ich stand überrascht auf, legte den Hörer weg und folgte ihm. Als Connor an Woodson vorbeilief, sagte er: »Sie Scheißkerl!« Dann stürzte er, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf. Ich war dicht hinter ihm.
Ich hörte Woodson etwas sagen. Es klang wie: »Aber ich mußte doch!«
Oben im Gang schrie Connor: »Senator!« In diesem Augenblick hörten wir einen einzelnen scharfen Knall. Er war nicht laut. Es klang, als wäre ein Stuhl umgefallen.
Aber ich wußte, daß es ein Schuß gewesen war.
Die zweite Nacht
D ie Sonne senkte sich über der sekitei. Die Schatten der Felsbrocken kräuselten sich auf dem zu konzentrischen Kreisen geharkten Sand. Ich saß da und betrachtete die Muster. Connor war irgendwo im Haus und sah immer noch fern. Ich konnte leise die Nachrichten hören. Selbstverständlich befand sich auf dem Gelände eines Zen-Tempels ein Fernsehgerät. Allmählich gewöhnte ich mich an solche Widersprüche.
Aber ich wollte nicht mehr fernsehen. Ich hatte in der letzten Stunde genug gesehen, um zu wissen, wie die Medien die Sache hinstellten. Senator Morton habe in der letzten Zeit unter starkem Streß gestanden. In seinem Privatleben habe es Probleme gegeben. Sein halbwüchsiger Sohn sei unlängst wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen worden, nach einem Unfall, bei dem ein anderer Jugendlicher schwer verletzt worden sei. Die Tochter des Senators habe eine Abtreibung vornehmen lassen, hieß es. Mrs. Morton stehe für einen Kommentar nicht zur Verfügung, obwohl ihr Haus in Arlington von
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