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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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zahlreichen Reportern umlagert sei.
    Der Mitarbeiterstab des Senators hatte einstimmig erklärt, der Senator habe in letzter Zeit unter enormem Druck gestanden, weil er sich bemüht habe, sein Familienleben und seine bevorstehende Kandidatur miteinander in Einklang zu bringen. Der Senator sei nicht mehr er selbst gewesen. Er habe sich launenhaft und verschlossen gezeigt, und, wie es einer der Mitarbeiter ausdrückte, »irgend etwas Privates scheint ihm Kummer gemacht zu haben«.
    Das Urteilsvermögen des Senators zog keiner in Zweifel, aber einer seiner Kollegen, Senator Dowling, sagte, Morton sei »in bezug auf die Japaner in letzter Zeit ein wenig fanatisch geworden - vielleicht ein Anzeichen dafür, unter welchem Druck er stand. John glaubte wohl nicht mehr an eine gütliche Einigung mit den Japanern, aber natürlich wissen wir alle, daß wir eine Einigung erzielen müssen. Unsere beiden Länder sind mittlerweile zu stark aneinander gebunden. Leider konnte niemand von uns ahnen, unter welch großer Belastung John stand. John Morton war ein sehr zurückhaltender Mensch.«
    Ich sah zu, wie die Sonne im Garten die Felsen in goldenes, dann in rötliches Licht tauchte. Ein amerikanischer Zen-Mönch, Bill Harris, kam heraus und fragte mich, ob ich Tee wolle oder vielleicht eine Cola. Ich lehnte dankend ab. Er ging wieder. Beim Blick ins Innere des Gebäudes sah ich das flackernde, bläuliche Licht der Bildröhre. Connor sah ich nicht.
    Ich betrachtete die Felsen im Garten.
    Der erste Schuß hatte Senator Morton nicht getötet. Als wir die Toilettentür aufgerissen hatten, sahen wir ihn mit blutendem Hals sich mühsam aufrichten. Connor schrie: »Nicht!« Aber im selben Moment hielt Morton sich den Revolver an den Mund und drückte noch einmal ab. Der zweite Schuß war tödlich. Die Waffe fiel ihm aus der Hand, kreiselte über den Fliesenboden des Toilettenraums und blieb nicht weit von meinen Schuhen entfernt liegen. Die Wände waren blutbespritzt.
    Dann schrie plötzlich jemand. Ich hatte mich umgedreht und sah die Maskenbildnerin in der Tür stehen. Sie hielt die Hände vors Gesicht und brüllte wie am Spieß. Erst die Sanitäter, die kurz darauf eintrafen, konnten sie mit Medikamenten beruhigen.
    Connor und ich blieben, bis Bob Kaplan und Tony Marsh vom Dezernat eintrafen. Sie waren die diensthabenden Detectives; wir konnten gehen. Ich sagte Bob noch, wir würden jederzeit unsere Aussagen machen, dann verließen wir das Studio. Mir fiel auf, daß Ishigura verschwunden war. Und Eddie Sakamura auch.
    Connor war aufgebracht. »Wo ist dieser verdammte Eddie?«
    »Ist doch egal«, sagte ich.
    »Wir haben ein Problem mit Eddie.«
    »Was für ein Problem?«
    »Haben Sie nicht bemerkt, wie er sich Ishigura gegenüber verhalten hat? Er war zu selbstbewußt, viel zu selbstbewußt. Eigentlich hätte er eingeschüchtert sein müssen, aber er war es nicht.«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Sie haben doch selbst gesagt, daß Eddie verrückt ist. Wer weiß schon, warum er tut, was er tut …«
    Ich hatte den Fall satt bis obenhin und konnte Connors endloses Gerede von den japanischen Gefühlsnuancen nicht mehr hören. Ich sagte, Eddie sei wohl nach Japan geflogen oder nach Mexiko, das er schon einmal als sein nächstes Ziel angegeben hatte.
    »Hoffentlich haben Sie recht«, sagte Connor.
    Ich folgte ihm zum rückwärtigen Ausgang des Sendegebäudes. Connor sagte, er wolle weg sein, bevor die Presseleute einträfen. Wir stiegen in unseren Wagen und fuhren los. Er dirigierte mich zum Zen-Center, und dort blieben wir. Ich hatte Lauren angerufen, sie in ihrem Büro jedoch nicht erreichen können. Dann wollte ich Theresa im Labor anrufen, aber der Apparat war ständig besetzt gewesen. Ich rief daheim an. Elaine sagte, mit Michelle sei alles in Ordnung, und die Reporter seien verschwunden. Sie fragte mich, ob sie dableiben und Michelle das Abendessen machen solle. Ich sagte ja und erklärte ihr, daß ich wahrscheinlich erst spät nach Hause kommen würde.
    Dann war ich eine Stunde lang vor dem Fernseher gesessen -bis ich keine Lust mehr hatte.
    Inzwischen war es fast dunkel geworden. Der Sand hatte sich purpurn verfärbt. Mein Körper war ganz steif vom langen Sitzen, und allmählich wurde es kühl. Mein Piepser meldete sich. Wahrscheinlich ein Anruf aus der Zentrale. Oder Theresa. Ich stand auf und ging hinein.
    Auf dem Bildschirm drückte gerade Senator Stephen Rowe den Hinterbliebenen sein Beileid aus und sagte, Senator Morton sei

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