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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Hörer ein. »Los jetzt, kōhai!«
    Wir gingen zum Wagen hinaus.
    »Haben Sie Ihre Verbindungen angezapft?« fragte ich.
    »Meine Verbindungen?« Er sah erstaunt drein. »Ach, Graham hat Ihnen von meinen sogenannten Kontakten erzählt. Nein, ich habe keine speziellen Informanten. Das bildet er sich nur ein.«
    »Er erwähnte die Arakawa-Sache.«
    Connor seufzte. »Ach, die!« Wir gingen aufs Auto zu. »Wollen Sie die Geschichte hören? Es ist ganz einfach. Zwei japanische Staatsangehörige werden ermordet. Die Polizei setzt Detectives auf den Fall an, die nicht japanisch sprechen. Nach einer Woche überlassen sie die Sache endlich mir.«
    »Und was haben Sie gemacht?«
    »Die Arakawas wohnten im ›New Otani Hotel‹. Ich ließ mir die Liste der Telefonate geben, die sie nach Japan geführt hatten. Diese Nummern habe ich angerufen und mit einigen Leuten in Osaka gesprochen. Dann sprach ich mit der Polizei in Osaka, und zwar wiederum auf japanisch. Ich war der erste, der sich dort gemeldet hatte. Die waren ganz erstaunt, daß wir keine Ahnung von der ganzen Geschichte hatten.«
    »Verstehe.«
    »Nicht ganz«, fuhr Connor fort. »Unserer Polizei hier war die Sache ziemlich peinlich. Inzwischen hatte nämlich die Presse die Katze aus dem Sack gelassen und die Polizei kritisiert. Alle möglichen Leute hatten Blumen für die Opfer geschickt. Es war zu einer gigantischen Sympathiekundgebung gekommen für Menschen, die sich nun als Gangster herausstellten. Vielen Leuten war das peinlich. Also lastete man alles mir an. Ich sei heimlich vorgegangen, um den Fall zu lösen. Hat mich ziemlich auf die Palme gebracht, kann ich Ihnen sagen.«
    »Und deshalb sind Sie nach Japan gegangen?«
    »Nein. Das ist wieder eine andere Geschichte.«
    Wir standen vor dem Auto. Ich warf einen Blick zurück auf das »Imperial Arms« und sah Julia Young am Fenster stehen und zu uns herunterschauen. »Die macht einen ganz schön an«, sagte ich.
    »Die Japaner nennen solche Frauen shirigaru onna, Frauen mit einem leichten Arsch.« Er öffnete die Wagentür und stieg ein. »Aber sie nimmt Dope. Wir dürfen ihr nicht ein Wort glauben. Trotzdem - allmählich bildet sich hier eine Konstellation heraus, die mir nicht gefällt.« Er sah auf seine Uhr und schüttelte den Kopf. »Verdammt, wir sind spät dran. Wir müssen jetzt zum ›Palomino‹ fahren und uns mit Mr. Cole unterhalten.«
    Ich fuhr los, Richtung Süden. Connor lehnte sich in seinem Sitz zurück und kreuzte die Arme über der Brust. Er starrte seine Füße an und sah ziemlich unzufrieden drein.
    »Was war das mit der Konstellation, die Ihnen nicht gefällt?«
    »Die Verpackung im Papierkorb. Das weggeworfene Polaroidfoto. Das alles hätten wir eigentlich nicht finden dürfen.«
    »Sie sagten doch selbst, daß die es eilig haben.«
    »Ja, schon. Wissen Sie, die Japaner halten die amerikanische Polizei für unfähig. Diese Schlampigkeit ist ein Zeichen ihrer Verachtung.«
    »Na und? Wir sind aber nicht unfähig.«
    Connor schüttelte den Kopf. »Verglichen mit den Japanern, sind wir tatsächlich unfähig. In Japan wird fast jeder Verbrecher gefaßt. Schwere Vergehen werden zu achtundsiebzig bis neunzig Prozent aufgeklärt. In Japan weiß also praktisch jeder Verbrecher von vornherein, daß man ihn fassen wird. Hier liegt die Aufklärungsrate bei ungefähr siebzehn Prozent. Nicht mal jeder fünfte wird bestraft. Ein Verbrecher in den Vereinigten Staaten weiß also, daß er höchstwahrscheinlich nicht gefaßt wird - und wenn man ihn faßt, wird er oft dank diverser juristischer Tricks nicht verurteilt. Und Sie wissen ja: Alle Untersuchungen über die Effektivität der Polizei zeigen, daß amerikanische Detectives einen Fall entweder innerhalb der ersten sechs Stunden lösen oder überhaupt nicht.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Hier wurde ein Verbrechen in der Erwartung begangen, daß es nie aufgeklärt wird. Ich aber will es aufklären, kōhai.«
    Die folgenden zehn Minuten hindurch war Connor ganz still. Bewegungslos saß er da, mit verschränkten Armen, das Kinn auf die Brust gesenkt. Er atmete tief und gleichmäßig. Man hätte glauben können, er wäre eingeschlafen, aber er hatte die Augen weit geöffnet.
    Ich lenkte den Wagen und lauschte seinem Atmen.
    Plötzlich sagte er: »Ishigura.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Wenn wir wüßten, warum Ishigura sich so verhalten hat, wie er sich verhielt, würden wir alles verstehen.«
    »Wieso?«
    »Für einen Amerikaner ist es schwierig, ihn

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