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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Was soll er da in Osaka?«
    Ich sagte: »Aber Ihnen war von Anfang an klar, daß er …«
    »Daß er in Schwierigkeiten kommen würde? Freilich. Weil er eben auch ein bißchen spinnt.« Sie zuckte mit den Achseln. »Wissen Sie, die haben alle einen leichten Schlag. Diese Typen kommen aus Japan hierher, und sogar wenn sie ein shōkai haben, eine persönliche Empfehlung, muß man vor ihnen auf der Hut sein. Die denken sich nichts dabei, zehntausend Dollar, manchmal sogar zwanzigtausend in einer Nacht auf den Kopf zu hauen, das ist gar nichts für die. Das ist für die ein Trinkgeld, das lassen die auf dem Nachtkästchen liegen. Aber was sie dafür wollen - zumindest manche …«
    Sie verstummte. Sie blickte verträumt in irgendeine Ferne. Ich sagte nichts, ich wartete einfach. Connor sah sie an, verständnisvoll nickend.
    Plötzlich redete sie weiter, als sei sie sich der Pause gar nicht bewußt geworden. »Und ihre Wünsche, ihre Begierden, sind für sie genauso selbstverständlich, wie ein Trinkgeld zu geben. Das ist alles völlig natürlich für die. Wissen Sie, ich habe nichts gegen einen Spritzer Natursekt oder so, oder gegen Handschellen. Oder gegen ein bißchen Prügeln, wenn der Typ mir sympathisch ist. Aber daß jemand an mir rumsäbelt, das geht mir zu weit, egal, wieviel er zahlt. Mit Messern oder Dolchen geht bei mir gar nichts. Aber sie können so … Viele sind so höflich, so korrekt, aber dann kommen sie plötzlich in diese Stimmung, dann werden sie so, so …« Sie unterbrach sich und schüttelte den Kopf. »Das sind schon komische Menschen.«
    Connor sah auf seine Uhr. »Miss Young, Sie haben uns sehr geholfen. Es kann sein, daß wir noch einmal mit Ihnen sprechen müssen. Lieutenant Smith wird sich Ihre Telefonnummer notieren.«
    »Ja, na klar!«
    Ich schlug meinen Notizblock auf.
    Connor sagte: »Ich unterhalte mich inzwischen mal mit dem Portier.«
    »Shinichi«, sagte Julia.
    Connor ging. Ich schrieb mir ihre Telefonnummer auf. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, während sie mir dabei zusah. Dann sagte sie: »Sie können es mir doch verraten. Hat er sie umgebracht?«
    »Wer?«
    »Eddie. Hat er Cherylynn umgebracht?«
    Sie war ein hübsches Mädchen, aber in ihrem Blick sah ich helle Panik. Sie betrachtete mich unverwandt mit leuchtenden Augen.
    Es war unheimlich. Ich sagte: »Warum fragen Sie mich das?«
    »Darum. Er hat es ihr immer angedroht. Heute nachmittag zum Beispiel. Da hat er es ihr angedroht.«
    »Eddie war heute nachmittag hier?«
    »Ja, klar doch.« Sie hob die Schultern. »Der ist doch ständig hier. Hat sie besucht, war ziemlich aufgebracht. Als sie das Haus hier übernahmen, haben sie extra lärmdämmende Wände eingebaut. Und trotzdem konnte man hören, wie sie sich in Cherylynns Wohnung anschrien. Er und Cherylynn. Sie legte ihren Jerry Lee Lewis auf, den spielte sie Tag und Nacht, bis man fast verrückt wurde, und dann schrien sie sich an und bewarfen sich mit Gegenständen. Er brüllte immer: ›Ich bring’ dich um, ich bring’ dich um, du Hure!‹ Also: Hat er sie umgebracht?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Aber sie ist tot, oder?« Ihre Augen leuchteten noch immer.
    »Ja.«
    »Mußte ja so kommen«, sagte sie. Sie wirkte vollkommen ruhig. »Das haben wir alle hier gewußt. War nur eine Frage der Zeit. Rufen Sie mich an, wenn Sie … wenn Sie mehr wissen wollen.«
    »Ja, ist gut.« Ich gab ihr meine Karte. »Und wenn Ihnen was Besonderes einfällt, können Sie mich unter dieser Nummer erreichen.«
    Sie steckte die Karte in ihre Shortstasche. »Hat Spaß gemacht, mit Ihnen zu reden, Peter.«
    »Ja. Okay.«
    Ich ging den Korridor hinunter. Als ich am Ende angelangt war, drehte ich mich um. Sie stand in ihrer Wohnungstür und winkte mir nach.
    C onnor telefonierte an dem Apparat in der Eingangshalle des »Imperial Arms«, mißtrauisch beobachtet vom japanischen Portier, der so wirkte, als wolle er ihn abhalten, finde aber keinen ausreichenden Grund dafür.
    »Genau«, sagte Connor gerade. »Alle Telefonate, die von diesem Apparat aus zwischen zwanzig und zweiundzwanzig Uhr geführt worden sind. Genau.« Er lauschte eine Weile in den Hörer hinein.
    »Also, es ist mir völlig egal, daß Ihre Daten anders geordnet sind, ich will diese Information haben. Wie lange wird das dauern? Morgen? Machen Sie sich doch nicht lächerlich! Was glauben Sie eigentlich, um was es hier geht? Ich brauche die Angaben in zwei Stunden. Ich rufe zurück. Ja, Sie mich auch!« Er hängte den

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