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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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sich immer wieder anders überlegte. Wahrscheinlich bedeutete diese Kehrtwendung, daß sie einen neuen Freund hatte und mit ihm verreisen wollte.
    Früher war ich der Meinung gewesen, daß diese Unwägbarkeiten schädlich für Michelle seien, weil sie sie verunsicherten. Aber Kinder denken praktisch. Michelle scheint zu verstehen, daß ihre Mutter nun mal so ist, und regt sich darüber gar nicht auf.
    Aber ich rege mich darüber auf.
    Mrs. Ascenio sagte: »Kommen Sie bald heim, Lieutenant?«
    »Nein. Ich werde wohl die ganze Nacht weg sein. Können Sie bei Michelle bleiben?«
    »Ja, aber um neun muß ich gehen. Soll ich die Couch ausziehen?«
    In meinem Wohnzimmer stand eine ausziehbare Couch. Wenn Mrs. Ascenio bei mir übernachtete, schlief sie darauf. »Ja, klar.«
    »Okay. Gute Nacht, Lieutenant!«
    »Gute Nacht, Mrs. Ascenio!«
    »Ist etwas passiert?« fragte Connor. Es erstaunte mich, eine gewisse Anspannung in seiner Stimme mitschwingen zu hören.
    »Nein. Nur daß meine Exfrau wie üblich Scheiße baut. Sie weiß nicht, ob sie unsere Tochter übers Wochenende zu sich nehmen kann oder nicht. Warum fragen Sie?«
    Connor zuckte mit den Achseln. »Nur so.«
    Ich hatte nicht den Eindruck, daß das Thema damit beendet war. »Sie haben vorhin gemeint, dieser Fall könnte noch ziemlich heikel werden …«
    »Kann auch anders kommen. Das beste wäre, wenn wir diese Nuß in den nächsten paar Stunden knacken könnten. Und ich glaube, das schaffen wir auch. Da vorne links ist das Restaurant.«
    Ich sah das Neonschild. »Bora Bora«.
    »Ist das das Lokal, das Sakamura gehört?«
    »Ja. Genaugenommen ist er nur Mitinhaber. Lassen Sie das Auto nicht vom Hausdiener wegfahren! Parken Sie dort drüben! Es könnte sein, daß wir schnell abhauen müssen.«
    Das »Bora Bora« war eines der typischen kurzlebigen Modelokale in L. A. Die Inneneinrichtung bestand aus einem wilden Durcheinander aus polynesischen Masken und Schilden. Limonengrüne Auslegerboote ragten über der Bar heraus wie hölzerne Zähne. Oberhalb der offenen Küche flimmerte ein Prince-Videoclip gespenstisch über eine fünf Meter breite Videowand.
    Zu den Spezialitäten aus der Südsee wurde ohrenbetäubender Lärm geboten. Die Klientel bestand aus Leuten, die davon träumten, ganz groß im Filmgeschäft rauszukommen. Alle trugen Schwarz.
    Connor grinste. »Sieht aus wie das ›Trader Vic’s‹ nach einem Bombenangriff, was? Glotzen Sie nicht so! Sie scheinen ja nicht oft auszugehen.«
    »Stimmt«, sagte ich. Connor sprach mit der Empfangsdame, einer Eurasierin. Ich sah hinüber zur Bar, wo sich gerade zwei Frauen kurz auf den Mund küßten. Daneben stand ein Japaner in einer Riegerjacke, den Arm um eine üppige Blondine gelegt. Die beiden hörten einem Mann mit schütterem Haar zu, der ziemlich streitlustig wirkte. Das war doch der Regisseur des Films …
    »Los!« sagte Connor zu mir. »Wir gehen.«
    »Was?«
    »Eddie ist nicht da.«
    »Wo ist er denn?«
    »Bei einer Party, oben, über der Stadt. Kommen Sie!«
    U nser Ziel lag an einer kurvenreichen Straße auf den Höhen über dem Sunset Boulevard. Von dort oben hätten wir einen schönen Blick auf die Stadt gehabt, aber alles war in dichten Dunst gehüllt. Zu beiden Seiten der Straße parkten Luxuskarossen: vor allem Lexus-Limousinen, aber auch ein paar Bentleys und Mercedes-Cabrios. Die Parkwächter sahen ziemlich verdutzt drein, als wir ihnen unseren Chevy überließen und uns auf den Weg zum Haus hinauf machten.
    Wie die meisten anderen Gebäude an dieser Straße, war auch dieses von einer drei Meter hohen Mauer umgeben. Die Zufahrt war von einem ferngesteuerten Stahltor versperrt, über dem sich eine Videokamera befand; eine weitere Kamera hatte den Weg, der zum Haus selbst hinaufführte, im Visier. Am Tor stand der Angestellte einer privaten Wachgesellschaft und kontrollierte unsere Polizeimarken.
    »Wem gehört dieses Haus?« fragte ich.
    Noch vor zehn Jahren hatten sich in Los Angeles nur Mafiosi so streng bewachen lassen - oder aber Stars wie Stallone, die mit ihren brutalen Filmfiguren Gewalt geradezu anzogen. In letzter Zeit schützten sich aber offenbar alle Bewohner in den reichen Stadtteilen auf diese Weise. Es galt fast als schick. Mehrere Stufen führten durch einen Kakteengarten zum Haus hinauf, einem modernen, festungsartigen Betongebäude, aus dem laute Musik drang.
    »Es gehört dem Besitzer des ›Maxim Noir‹.« Connor mußte meinen verständnislosen Blick gesehen haben. »Das ist eine

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