Nippon-Connection
gerade dabei war, mir sämtliche Haare mitsamt den Wurzeln auszureißen. Sie biß mich ins Ohr, was unglaublich weh tat. Schließlich ließ ich mich mit dem Rücken gegen die Wand fallen. Sie bekam keine Luft mehr, gab einen Grunzlaut von sich und ließ mich los.
Ich blickte aus dem Fenster und sah eine dunkle Gestalt die Stufen hinunterrennen. Graham sah es auch.
»Scheiße!« Er lief los. Ich hinterher. Aber das Mädchen hatte mir wohl ein Bein gestellt, denn ich knallte auf den Boden. Als ich wieder stand, hörte ich die Sirenen der Streifenwagen und Motorengeräusche.
Dann war ich draußen und lief die Stufen hinab, ungefähr zehn Meter hinter Graham. Eddie preschte in seinem Ferrari rückwärts aus der Garage, ließ den Gang knirschen und düste die Straße hinunter.
Die beiden Streifenwagen nahmen sofort die Verfolgung auf.
Graham lief zu seinem Auto. Er war schon eingestiegen, während ich noch zu meinem Wagen lief, der weiter hinten stand. Als er an mir vorbeifuhr, sah ich sein grimmiges, wütendes Gesicht.
Ich stieg in meinen Wagen und fuhr ihm nach.
In den Bergen kann man nicht schnell fahren und gleichzeitig telefonieren. Ich versuchte es gar nicht erst. Ich lag schätzungsweise einen halben Kilometer hinter Graham zurück, er seinerseits befand sich ein ziemliches Stück hinter den beiden Streifenwagen. Als ich unten an der Überführung anlangte, sah ich die blitzenden Rotlichter über den Freeway 101 rasen. Ich mußte wenden und ein Stück zurückfahren, um die Auffahrt unter dem Mulholland Drive zu erreichen. Dann reihte ich mich in den Richtung Süden fließenden Verkehr ein.
Als es immer langsamer voranging, befestigte ich mein Blinklicht auf dem Wagendach und fuhr auf der rechten Pannenspur weiter. Den Betonwall erreichte ich etwa dreißig Sekunden nachdem der Ferrari mit hundertsechzig Stundenkilometern frontal gegen ihn gerast war. Bei dem Aufprall mußte der Benzintank explodiert sein, denn die Flammen schossen zehn, fünfzehn Meter in die Höhe. Die Hitze war kaum zu ertragen. Es sah fast so aus, als würden die Bäume oben auf dem Hügel Feuer fangen. Es war völlig unmöglich, auch nur in die Nähe des in sich zusammengeschobenen Autowracks zu gelangen.
Dann trafen der erste Löschzug und drei weitere Streifenwagen ein. Sirenengeheul hing in der Luft, und überall zuckten die Alarmlichter.
Ich fuhr mein Auto ein Stück zurück, um Platz für die Feuerwehrwagen zu machen. Dann ging ich zu Graham hinüber. Er rauchte eine Zigarette, während die Feuerwehrleute den Unfallwagen mit Schaum zu besprühen begannen.
»So eine verdammte Kacke!«
»Warum haben ihn sich die Jungs, die draußen warteten, nicht gegriffen, als er in der Garage war?«
»Weil ich ihnen gesagt hatte, daß sie nicht auf ihn schießen sollen. Und wir waren nicht da. Sie versuchten gerade zu entscheiden, was sie tun sollten, da ist er davongebraust.« Er schüttelte den Kopf. »Wird ziemlich mies aussehen im Bericht.«
»Aber immer noch besser, als wenn du ihn erschossen hättest«, sagte ich.
»Kann sein.« Er drückte mit dem Fuß seine Zigarette aus.
Die Feuerwehrleute hatten die Flammen erstickt. Der Ferrari war nur mehr eine rauchende, wie eine Ziehharmonika zusam-mengepreßte Masse. Ein stechender Geruch hing in der Luft.
»Tja«, sagte Graham, »hier können wir nichts mehr tun. Ich fahre noch mal zu seinem Haus hinauf - nachsehen, ob diese Mädchen noch da sind.«
»Brauchst du mich noch?«
»Nein, du kannst heimfahren. Morgen ist auch noch ein Tag. Scheiße! Das gibt wieder einen Papierkrieg ohne Ende.« Er sah mich an. Dann sagte er zögerlich: »Wir sind uns doch einig, was den Ablauf hier betrifft?«
»Ja, klar, Mensch!«
»Wir hatten keine andere Möglichkeit, jedenfalls soweit ich es sehe.«
»Genau«, sagte ich. »So was passiert eben.«
»Okay, Alter! Wir sehen uns morgen!«
»Gute Nacht, Tom!«
Wir stiegen in unsere Wagen. Ich fuhr heim.
M rs. Ascenio schlief laut schnarchend auf dem Sofa. Es war dreiviertel vier. Ich ging auf Zehenspitzen an ihr vorbei und warf einen Blick in Michelles Zimmer. Meine Tochter lag auf dem Rücken, die Ärmchen über dem Kopf; die Bettdecke hatte sie weggestrampelt, und ein Fuß hing zwischen den Gitterstäben heraus. Ich deckte sie fest zu und ging in mein Zimmer.
Der Fernseher lief noch. Ich schaltete ihn aus, nahm die Krawatte ab und setzte mich aufs Bett, um die Schuhe abzustreifen.
Plötzlich merkte ich, wie müde ich war. Ich zog Jackett und Hose
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