Nippon-Connection
Manchmal muß ein kaputtes Band in Ordnung gebracht werden, das Signal muß wiederaufgebaut werden, verstehen Sie. Was da gestern nacht reinkam, weiß ich nicht. War wohl ‘ne Riesenarbeit. Ich glaube, so an die zwanzig Bänder, die bearbeitet werden mußten, und wirklich in rasender Eile. Ich habe gehört, daß sie erst nach Mitternacht fertig geworden sind.«
Ich dachte: Es kann nicht sein! und versuchte, mir vorzustellen, was Connor an meiner Stelle getan hätte. Ich beschloß, es ganz direkt zu probieren, und sagte: »Na, da ist Nakamoto aber bestimmt sehr dankbar, daß Sie sich solche Mühe gegeben haben.«
»Ja, und wie! Das Ergebnis war offensichtlich durchaus zufriedenstellend für sie. Sie waren richtig glücklich.«
»Sie sagten, Mr. Donaldson hält einen Vortrag …«
»Dr. Donaldson, ja.«
»Wo hält er diesen Vortrag?«
»Bei einem Trainingsseminar im Hotel ›Bonaventure‹. Management-Techniken im Forschungsbereich. Er ist bestimmt ziemlich müde. Aber er ist ein ganz hervorragender Redner.«
»Danke!« Ich gab ihr meine Karte. »Sie haben mir sehr geholfen. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, wenn Sie mir noch etwas sagen wollen, dann rufen Sie mich an!«
»Okay.« Sie sah auf meine Karte. »Danke!«
Als ich mich zum Gehen wandte, kam ein Amerikaner Ende zwanzig im Armani-Anzug, ganz der geschniegelte Betriebswissenschaftler, der Modemagazine liest, und sagte zu den beiden Männern, die inzwischen wieder auf der Couch saßen: »Gentlemen, Mr. Nakagawa wartet auf Sie.«
Die beiden sprangen auf, griffen nach ihren Hochglanzbroschüren und Fotos und folgten dem jungen Mann, der mit ruhigen, gemessenen Schritten auf den Lift zustrebte.
Ich ging hinaus, zurück in den Smog von Glendale.
A uf dem Schild im Gang stand: Zusammenarbeit: japanische und amerikanische Management-Stile. Im Konferenzraum selbst lief eines jener trüben Business-Seminare ab, bei denen Männer und Frauen an langen Tischen mit grauen Tischdecken sitzen und sich im Zwielicht Notizen machen, während ein Vortragsredner auf dem Podium irgend etwas herunterleiert.
Als ich unschlüssig vor einem Tisch, der offenbar für Spätankömmlinge reserviert war, stehenblieb, kam eine bebrillte Frau auf mich zu und sagte: »Haben Sie sich eingetragen? Hat man Ihnen die Unterlagen ausgehändigt?«
Ich drehte mich ein wenig zur Seite und zückte meine Polizeimarke. »Ich würde gern mit Dr. Donaldson sprechen.«
»Er wird als nächster seinen Vortrag halten. In sieben, acht Minuten ist er an der Reihe. Vielleicht kann Ihnen jemand anderer helfen.«
»Es dauert nur ein paar Sekunden.«
Sie zögerte. »Aber es bleibt nur ganz wenig Zeit, bis sein Vortrag beginnt.«
»Dann beeilen Sie sich am besten.«
Sie sah mich an, als hätte ich ihr eine Ohrfeige verpaßt. Ich weiß nicht, was sie erwartete. Ich war Polizist und wollte mit jemandem reden. Glaubte sie, darüber ließe sich verhandeln? Ich wurde zunehmend gereizt, hatte ich doch noch den jungen Fatzke im Armani-Anzug vor Augen, wie er gemessenen Schrittes vor den beiden Grundstücksmaklern herstolzierte, als wäre er weiß Gott wie wichtig. Wieso hielt sich dieser Knabe für etwas so Besonderes? Gut, er hatte wahrscheinlich ein Betriebswirtschaftsstudium hinter sich, aber im Grunde war er doch nichts anderes als der Empfangschef für die Gäste seines japanischen Bosses.
Ich beobachtete, wie die Frau eine leicht erhöhte Plattform am gegenüberliegenden Ende des Konferenzsaals ansteuerte, wo vier Männer offensichtlich darauf warteten, ihren Vortrag zu halten. Die Geschäftsleute schrieben immer noch eifrig mit, während der hellblonde Mann am Rednerpult dozierte: »In einem japanischen Unternehmen ist durchaus Platz für Ausländer.
Nicht an der Spitze, selbstverständlich, möglicherweise nicht einmal auf der Führungsebene. Aber es gibt durchaus Platz. Sie müssen bedenken, daß die Stellung, die Sie als Ausländer in einer japanischen Firma einnehmen, immer eine wichtige Stellung ist, daß Sie respektiert werden und einen sicheren Posten haben. Als Ausländer werden Sie einige Hindernisse überwinden müssen, aber das schaffen Sie. Sie werden Erfolg haben, wenn Sie wissen, wo Ihr Platz ist.«
Ich betrachtete die Geschäftsleute in ihren Anzügen, wie sie mit gesenktem Haupt dasaßen und sich Notizen machten. Ich überlegte mir, was sie da wohl schrieben. »Wenn ich weiß, wo mein Platz ist?«
Der Redner fuhr in seinem Vortrag fort: »Man hört leitende Angestellte oft sagen:
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