Nippon-Connection
Peter?«
Ich drehte mich zu den Japanern um, die vor dem Aufzug standen. Ich wußte nicht, wen ich ansprechen sollte, und es entstand eine peinliche Pause. Schließlich trat einer der Herren vor. Er war etwa fünfunddreißig und trug einen teuren Anzug. Er nickte mir zu, es war nur die Andeutung einer Verbeugung.
Ich nickte zurück, und er begann zu sprechen.
»Konbanwa. Hajimemashite, Sumisu-san. Watashi wa Ishigura desü. Dözo yoroshiku.« Das war eine formale, aber ziemlich oberflächliche Begrüßungsfloskel. Offenbar wollte er keine Zeit verschwenden. Er hieß Kasaguro Ishigura. Meinen Namen kannte er bereits.
Ich sagte: »Hajimemashite. Watashi wa Sumisu desu. Dözo yoroshiku.« Guten Abend. Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Das übliche eben.
»Watashi no meishi desu. Dözo.« Er gab mir seine Visitenkarte.
Seine Bewegungen waren hastig, ruckartig.
»Domo arigatö gozaimasu.« Ich ergriff die Karte mit beiden Händen, was im Grunde nicht notwendig gewesen wäre, aber nach dem, was Connor mir geraten hatte, wollte ich alles so formell wie möglich abwickeln. Ich überreichte ihm nun meine Karte. Das Ritual verlangte, daß beide die Karten lasen und irgendeinen Kommentar abgaben oder eine Frage stellten, beispielsweise: »Ist das Ihre Büronummer?«
Ishigura nahm meine Karte mit einer Hand und fragte: »Ist das Ihre Privatnummer, Detective?« Ich war überrascht. Er sprach ein akzentfreies Englisch, das man nur während eines langen Aufenthalts im Land, und zwar von früher Jugend an, lernen kann. Er mußte hier die Universität besucht haben, wohl als einer der vielen Japaner, die in den siebziger Jahren in Amerika studiert hatten. Damals hatten sie einhundertfünfzig-tausend Studenten pro Jahr zu uns geschickt, damit sie das Land kennenlernten. Und wir schickten jedes Jahr ganze zweihundert unserer Studenten nach Japan.
»Ja, die untere Nummer ist meine Privatnummer«, antwortete ich.
Ishigura steckte meine Karte in seine Hemdtasche. Ich setzte zu einer Höflichkeitsfloskel über seine Karte an, aber er schnitt mir das Wort ab. »Hören Sie, Detective, ich glaube, wir können uns die Förmlichkeiten sparen. Das einzige Problem, das es hier gibt, besteht in der Unverschämtheit Ihres Kollegen.«
»Meines Kollegen?«
Ishigura machte eine Kopfbewegung zur Seite. »Der Dicke da, Graham. Seine Forderungen sind unzumutbar, und wir verwahren uns mit aller Entschiedenheit gegen seine Absicht, hier heute abend Ermittlungen durchzuführen.«
»Aber wieso denn, Mr. Ishigura?« fragte ich.
»Sie haben nicht das Recht, hier Ermittlungen durchzuführen.«
»Wie kommen Sie denn darauf?«
Ishigura schnaubte verächtlich. »Ich denke, das müßte sogar Ihnen klar sein.«
Ich blieb cool. Fünf Jahre als Detective und das eine Jahr in der Presseabteilung hatten mich gelehrt, cool zu bleiben. »Nein, Sir, ich fürchte, da ist gar nichts klar.«
Er warf mir einen verächtlichen Blick zu. »Tatsache ist, Sir, daß kein Grund zu der Annahme besteht, der Tod dieses Mädchens könne in irgendeiner Weise mit unserem Empfang im Stockwerk darunter zu tun haben.«
»Ich habe den Eindruck, daß sie ein Partykleid trägt …«
Er unterbrach mich schroff. »Ich denke, Sie werden mit großer Wahrscheinlichkeit zu der Erkenntnis gelangen, daß sie an einer Überdosis Rauschgift gestorben ist. Ihr Tod hat also nichts mit unserem Fest zu tun. Oder sind Sie anderer Meinung?«
Ich atmete tief durch. »Ja, Sir, ich bin anderer Meinung. Zumindest solange keine Ermittlung durchgeführt wurde.« Ich holte noch einmal tief Luft. »Mr. Ishigura, ich respektiere Ihre Bedenken, aber …«
»Ich bezweifle, daß Sie das tun«, unterbrach mich Ishigura ein zweites Mal. »Ich bestehe darauf, daß Sie Rücksicht nehmen auf die Lage, in der sich das Unternehmen Nakamoto am heutigen Abend befindet. Dies ist ein überaus wichtiges Ereignis für uns, eine offizielle Angelegenheit. Da ist es nur natürlich, daß wir Befürchtungen hegen, unsere Interessen könnten durch unbegründete Behauptungen über den Tod einer Frau Schaden nehmen - um so mehr, als es sich um eine völlig unbedeutende Person handelt …«
»Eine unbedeutende Person?«
Ishigura machte eine wegwerfende Handbewegung. Er schien das Gespräch mit mir leid zu sein. »Das ist doch ganz offensichtlich, sehen Sie sie doch nur an. Diese Frau ist eine Prostituierte. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie überhaupt in dieses Gebäude gekommen ist. Und aus diesem Grund
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