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Nixenblut

Nixenblut

Titel: Nixenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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bring einen ganzen Sack Kartoffeln mit. Ich bezahle ihn heute Abend. Und wenn du schon bei ihm bist, dann frag doch gleich, ob er uns für Samstag zwei extra Tüten Milch zurückstellen kann. Sapphy, zieh eure Betten ab, tu die Bezüge in die Maschine, stell Programm vier ein, und vergiss nicht, sie nachher an die Wäscheleine zu hängen. Wenn Conor den Boden gefegt hat, kannst du ihn danach wischen. Der Mopp ist draußen, hinter der Gartentür. Und falls der TÜV anruft, Conor, dann sag ihnen, dass ich morgen früh um acht den Wagen vorbeibringe, vor der Arbeit.
    Okay, genug Brot für Sandwiches ist da. Esst den Rest des Hühnchens auf, und wenn ihr wollt, könnt ihr euch Chips und jeder ein KitKat nehmen. Ich bin heute Abend um sechs wieder zu Hause. Und putz dir gründlich die Zähne, Sapphy. Du gehst bald zum Zahnarzt.«
    »Zu Befehl, Ma’am!«, sagt Conor und salutiert. Mum lächelt
gequält. »Schon gut, schon gut. Aber irgendjemand muss doch an alles denken.«
    »Okay, Mum.«
    »Okay, Mum«, plappere ich nach.
    Mum hetzt vom Bügelbrett zum Kühlschrank und weiter zur Haustür. Doch plötzlich bleibt sie stehen und sieht uns eindringlich an.
    »Kommt mal her, ihr beiden«, sagt sie. Conor schlurft ihr in seiner Bettdecke entgegen. Ich folge ihm.
    Sie streckt ihre Arme nach mir aus. Ich komme mir unbeholfen vor, als würde ich nicht mehr richtig in ihre Arme passen. Doch Mum streicht mit ihrem Handrücken über meine Wange und sagt: »Mama hat dich lieb«, so wie sie es tat, als ich noch klein war. Und plötzlich schmelze ich dahin und bin völlig entspannt.
    »Ihr seid wunderbare Kinder«, sagt sie so leise, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich sie richtig verstanden habe. »Haltet zusammen, passt gut auf euch auf.«
    »Das werden wir«, verspreche ich. Ich werde Conor heute nicht aus den Augen lassen. »Willst du wirklich fahren, Mum? Der Nebel ist so dick.«
    »Auf der Straße wird es schon besser sein«, sagt Mum. »Mein liebes Mädchen. Jetzt muss ich aber los, sonst komme ich noch zu spät.«
    Ich begleite sie nach draußen, um das Tor zu öffnen und hinter ihr wieder zu schließen. Der Nebel ist gar nicht so schlimm, wenn man erst mal in ihm steckt. Ich sehe sogar die Mauer und den Dornbusch, dessen Zweige darüber ragen.
    Mum hat die Nebelschlussleuchte eingeschaltet, greift um das Steuer und rollt vorsichtig los. Sie hasst es, bei
schlechtem Wetter zu fahren. Der Nebel treibt vom Meer herein. Er ist dick, still und salzig. Seine Feuchtigkeit hat sich in Gestalt kleiner silbriger Tropfen auf dem Torpfosten niedergeschlagen. Mums Reifen knirschen über die Steine. Sie hupt einmal kurz, dann biegt sie auf den Weg ab. Ich schließe das Tor und beobachte, wie die rote Nebelschlussleuchte im Dunst verschwindet. Dann binde ich die Schnur wieder um den Pfosten. Heute werden nicht viele Spaziergänger vorbeikommen, nicht bei diesem Wetter. Der Küstenweg ist gefährlich bei schlechter Sicht. Ein falscher Tritt, und man stürzt über die Felskante. Wir werden heute nicht zur Bucht hinuntergehen.
    Und ausnahmsweise macht mir das auch nichts aus. Im Haus fühle ich mich sicherer.
    Sicherer? Warum denke ich das? Der wabernde Nebel zieht seine feuchten Finger über mein Gesicht. Ich will wieder ins Haus und vielleicht ein Feuer im Kamin anzünden, falls noch genug Brennholz im Schuppen ist. Der Nebel ist kalt. Ich eile ins Haus und sehe Conors Bettdecke auf dem Fußboden.
    »Conor! Ich hab keine Lust, mich um deine dreckige Bettdecke zu kümmern. Die kannst du selber in die Waschmaschine stopfen.«
    Doch er antwortet nicht. Im Haus ist alles still.
    Vielleicht ist er schon zum Bauernhof unterwegs, um Eier und Kartoffeln zu holen. Doch dann hätte er an mir vorbeigehen müssen und das hätte ich trotz des Nebels bemerkt.
    »Conor?« Aber diesmal rufe ich nicht. Ich frage die leere, vertraute Küche, wo er ist. Der Radiowecker blinkt. Der Kühlschrank brummt. Sie müssen ihn gesehen haben, aber sie wollen es mir nicht sagen.

    Das ist auch nicht nötig. Ein kalter Schauer kriecht mir über den Rücken, so kalt wie der Nebel. Ich weiß, wo Conor ist. Er geht den Weg hinunter, bis er den Pfad erreicht, der von Adlerfarn und Fingerhut überwuchert ist. Dann bis zum grasbewachsenen Felsvorsprung über der Bucht, der im Nebel glänzt. Vom Meer ist nichts zu sehen. Über die großen Steine und zwischen den Felsblöcken hindurch. Alles ist glitschig und gefährlich …
    Das Meer hat die Anziehungskraft eines Magneten. Es

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