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Nixenblut

Nixenblut

Titel: Nixenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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lustig machen. »Gerade erst an der Grenze, würde ich sagen.«
    »Indigo«, wiederhole ich und lausche dem Klang des Wortes. »Ich bin in Indigo.«
    »Diese … diese Taucher bringen ihre eigene Luft mit, um in Tiefen vorzudringen, in denen sie nichts zu suchen haben.
Sie schnüffeln in Gegenden herum, in denen sie nicht sein dürfen«, fährt Faro fort. »Sie reden von Forschung . Wir nennen es Spionage! Sie versuchen, nach Indigo zu kommen, ohne die Haut zu durchdringen. Doch zum Glück erkennen sie nicht viel. Vom wahren Indigo haben sie keine Ahnung.«
    »Aber sie tauchen doch in dieser Gegend, oder? Warum sagst du dann, dass sie von Indigo keine Ahnung haben?«
    Faro zuckt erneut die Schultern. »Wenn ein Stein ins Wasser fällt, heißt das nicht, dass der Stein schwimmen kann. Taucher gehen ins Wasser, aber das bedeutet nicht, dass sie sich in Indigo aufhalten. Du meinst also, du hättest den Hai als Erster gesehen? Sieh dich um, Sapphire, und sag mir, was du noch alles siehst«, fordert Faro mich auf.
    Ich spähe in alle Richtungen.
    »Dahinten … scharfe Felsen. Da möchte ich lieber nicht hinschwimmen. Und dort ein Fisch! Ein riesiges Exemplar. Jetzt verschwindet er aus dem Blickfeld.«
    »Riesig«, wiederholt Faro. »Mindestens so groß, oder?« Faro hält seine Hände ein paar Zentimeter voneinander entfernt. »Was hast du noch beobachtet?«
    »Hm, das dahinten müsste eine Strömung sein. Und ich glaube, da ist gerade etwas über den Meeresgrund gekrabbelt, aber es ist so weit weg … schwer zu sagen.«
    »Noch was?«
    »Ist doch egal. Jedenfalls habe ich den Hai gesehen und du nicht.«
    »Okay, jetzt bin ich dran.« Unverständliche Geräusche dringen aus Faros Mund.
    »Ich kann dich nicht verstehen, Faro.«
    »Ich weiß, aber ich rede ja auch gar nicht mir dir. Ich habe
nur alle, die hier in der Nähe sind, gebeten hervorzukommen, damit du sie sehen kannst.«
    Im Wasser um uns herum beginnt es zu brodeln. Zwei Graurobben gleiten an uns heran, umkreisen uns, berühren uns fast. Sie haben so große Augen wie Retriever und sehen aus, als würden sie lachen. Ihre Nasenlöcher sind geschlossen, während die Schnurrhaare eng an ihren Schnauzen anliegen. Doch wie stark und geschmeidig sie sind! Ich sehe das Muskelspiel unter ihrer Haut, als sie an uns vorübergleiten. Ein blendender Schwarm winziger silbriger Fische schwimmt zu mir. Ich schließe meine Hände um sie, doch wie Quecksilbertropfen entweichen sie zwischen meinen Fingern.
    Ich schaue nach links und sehe einen mächtigen Plattfisch, so groß wie unser Küchentisch, der mich mit einem Auge anglotzt. Dann zieht eine Ansammlung lilafarbener Quallen an mir vorbei. Ihre Tentakel treiben im Wasser, während ihre gallertartigen Körper pulsieren.
    » So bewegen sie sich also«, flüstere ich. Die Tentakel sehen aus wie winzige, mit Saugnäpfen besetzte Schlangen. Was ist, wenn sie mein Bein berühren? Sie brennen bestimmt. Ich bringe mich vorsichtshalber in Sicherheit. Die Quallen bilden eine Linie – wie Kriegschiffe, die sich für die Schlacht formieren.
    »Schau mal, hier unten«, sagt Faro. In diesem Moment sehe ich einen Sandwirbel, aus dem plötzlich eine riesige Spinnenkrabbe erscheint, gefolgt von einer zweiten. Conor hasst Spinnenkrabben. Ich kann ihm immer Angst einjagen, wenn ich mir eine tote Spinnenkrabbe schnappe, hinter ihm herlaufe und mit ihren Scheren klappere. Aber die hier würde ich nie berühren.

    Als sich der aufgewirbelte Sand wieder legt, sehe ich einen Anglerfisch, der perfekt getarnt auf seine Beute wartet. Dad hat mir einmal einen Anglerfisch gezeigt, der ihm ins Netz ging, als er in der Tiefsee gefischt hat. »Sie leben weit draußen auf dem Meeresgrund und sind an die Dunkelheit angepasst. Leider sind die armen Kreaturen auch hässlich wie die Nacht. Bei Licht würden sie sich selbst nicht sehen wollen.«
    »Guck nach oben«, sagt Faro. Ich sehe eine große Ansammlung von Plankton im Licht der Oberfläche schimmern. Direkt über uns schwimmt ein weiterer Hai, sehr viel kleiner, doch von derselben Art wie der erste. Ein Schwarm kleiner grauer Fische flitzt davon, um dem Sieb seines geöffneten Rachens zu entgehen. An einem Felsen kleben gestreifte Wellhornschnecken. Weitere Fische schwimmen vorüber und über Faros Unterleib tanzt eine Herde von Seepferdchen.
    »Das ist nicht fair. Du hast sie gerufen. All diese Geschöpfe waren nicht zu sehen, als ich geschaut habe.«
    »Nicht fair?«, fragt Faro spöttisch. »Das ist hier

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