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Nixenblut

Nixenblut

Titel: Nixenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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schon weit vorgewagt hat. Du warst schon mehrmals dort und Elvira nimmt dich überallhin mit. Das hat mir Faro erzählt. «
    Conor schüttelt den Kopf. »Nein, wir waren wirklich nicht besonders tief. Elvira war sogar böse auf mich, weil sie meinte, ich würde die Luft nicht aus meinem Kopf bekommen, selbst wenn ich in Indigo bin. Sie sagte, ich sei zu menschlich. Wenn man wirklich nach Indigo vordringen will, muss man die menschliche Zeit vergessen. Und dir ist das sofort gelungen. Warum? Außerdem rufen sie dich und nicht mich. Was passiert, wenn du nächstes Mal für Wochen oder Monate weg bist? Darüber solltest du dir Gedanken machen, Saph. Und das ist der Grund, warum ich solche Angst habe.«

    Wochen – oder Monate . Die Worte klingen in mir nach wie eine innere Glocke. Wenn ich wirklich monatelang fort wäre, ohne irgendeine Spur zu hinterlassen …
    »So wie Dad«, flüstert Conor.
    »Du meinst, mit Dad ist dasselbe passiert?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hast du Elvira gefragt?«
    »Nein, das konnte ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil sie nur zornig geworden wäre. Hättest du Faro so etwas gefragt, als du tief in Indigo warst und nicht wusstest, wie du allein nach Hause kommen sollst? Hättest du riskiert, dir seinen Zorn zuzuziehen? Ich meine, da unten sind wir vollkommen von ihnen abhängig. Ohne sie können wir nicht überleben.«
    Ich denke eine Weile darüber nach. Mir ist unheimlich zumute.
    »Würdest du Faro fragen?«, wiederholt Conor.
    »Wohl eher nicht.«
    »Sie sind keine Menschen«, flüstert Conor, als könnte uns jemand hören, obwohl wir in meinem Zimmer sind und das Fenster geschlossen ist. »Das darfst du niemals vergessen. Ich denke immer, dass Elvira … na, du weißt schon, ein ganz normales Mädchen ist, aber dann passiert etwas oder sie sagt etwas, was mich eines Besseren belehrt.«
    »Was meinst du damit?«
    »Einmal hat sie von einem Surfer gesprochen, der ertrunken ist. Da oben bei Gwithian. Ich konnte mich an den Fall erinnern, weil damals jeder in der Schule darüber geredet hat. Doch Elvira hatte es von einer Freundin erfahren, die mit eigenen Augen gesehen hat, wie es passiert ist.
Eine Mer, versteht sich. Es war so seltsam, wie Elvira davon erzählt hat. Es klang so, als würden wir uns über den Tod eines Pferds unterhalten. Irgendwie tut uns das Leid, aber doch längst nicht so, wie wenn ein Mensch zu Tode kommt. Da ist mir bewusst geworden, dass ihr das Leben des Surfers viel gleichgültiger ist als uns. Uns alle hat dieser Tod sehr betroffen gemacht, obwohl wir den Surfer nicht kannten, weil wir selbst oft in dieser Gegend surfen. Jedem von uns hätte dasselbe passieren können. Nur Elvira nicht – sie ist also gar nicht so mit diesem Schicksal verbunden , wie wir es sind.«
    »Faro hat mir erzählt, dass sie versuchen, Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren. Sie rufen nach ihnen.«
    »Ja, aber warum rufen sie? Um sie zu retten oder … ?«
    »Oder was?«
    »Du weißt genau, was ich meine. Um sie tiefer hineinzuziehen. Denk dran, dass sie keine Menschen sind. Das vergisst man so leicht.
    Außerdem wollen sie nicht, dass wir zu viel Wissen über Indigo mit an Land nehmen. Wir sind eine potenzielle Gefahr für sie. Zumindest denken sie das. Und wenn sie uns wirklich für eine Gefahr halten, dann weiß ich nicht, was sie tun.«
    »Aber sie sind doch unsere Freunde! Faro und Elvira sind unsere Freunde, das weiß ich genau.«
    »Doch all ihr Rufen kann die Menschen nicht retten, oder? Sie ertrinken.«
    »Das ist doch nicht ihre Schuld.«
    »Wenn ihr nicht sofort runterkommt, werden die Würst – chen kalt!«, ruft Mum aus der Küche.

    Normalerweise esse ich Würstchen für mein Leben gern, aber diese schmecken mir absolut nicht. Vielleicht waren sie zu lange in der Pfanne. Ich schneide sie in kleine Stücke und spieße eines auf meine Gabel, damit es so aussieht, als hätte ich bereits einiges gegessen. Mum mag es nicht, wenn wir nicht aufessen. Doch diesmal ist sie nicht ärgerlich. Sie sieht eher besorgt aus.
    »Dann iss eben ein Brot, Sapphy, wenn dir die Würstchen nicht schmecken. Das passt gar nicht zu dir, keinen Hunger zu haben.«
    Aber das Brot schmeckt genauso merkwürdig. Es ist viel zu trocken und schmeckt nach Kalk. Da könnte ich auch gleich Erde essen.
    »Hier, Sapphy, trink ein bisschen Wasser dazu.«
    Sie reicht mir ein Glas frisches Wasser, das ich sogleich an meine Lippen setze. Doch nicht einmal das Wasser schmeckt mir. Irgendwas fehlt. Ehe ich

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