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Nixenblut

Nixenblut

Titel: Nixenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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ich kümmern uns um die Taucher.«
    »Ihr werdet ihnen nichts tun?«
    »Nach eurem heldenhaften Einsatz?«, fragt er mit spöttischem Lächeln. »Nein, wir werden ihnen nichts tun. Indigo hat sich selbst verteidigt.«
    Das Gewicht von Roger und Gray fällt von mir ab. Conors Augen sind geschlossen, als ich ihn mit äußerster Anstrengung nach oben drücke, der Luft entgegen. Dort ist sie, direkt über uns, wie eine schimmernde Lichtfläche.
    Wir durchstoßen die Haut, bevor ich mir darüber im Klaren bin, dass ich Indigo verlasse. Mein erster Atemzug schneidet wie ein Messer durch meine Lungen. Ich huste und pruste. Es schmerzt gewaltig, doch es sollte nicht schmerzen. Ich bin doch ein Mensch . Der nächste Atemzug ist nicht minder qualvoll. Ich krümme mich zusammen. Der
Geschmack der Luft bereitet mir Übelkeit. Ich will zurück … lasst mich zurück…
    »Saph!« Conor packt meinen Arm. »Bist du okay? Hier, halt dich an mir fest.«
    In Conors Gesicht ist die Farbe zurückgekehrt. Er paddelt wie ein Hund und schüttelt den Kopf, sodass die Tropfen spritzen.
    »Geht schon«, keuche ich, und beinahe stimmt das auch, obwohl sich jeder Atemzug so anfühlt, als hätte ich Sand in der Kehle. »Gib mir einen Moment Zeit.« Ich will nicht, dass Conor merkt, wie schmerzhaft es für mich ist, Indigo zu verlassen. Er würde wissen, was es bedeutet, wenn die Luft mir wehtut.
    Wir befinden uns ein paar Meter vom Boot entfernt. Dort ist die Leiter. Doch kann ich mich kaum noch über Wasser halten. Die Leiter scheint sich in unerreichbarer Ferne zu befinden. Meine Arme sind schwer. Mit einem stechenden Gefühl in der Lunge treibe ich hilflos umher.
    »Wir müssen ins Boot, Saph. Komm, du schaffst es. Halt dich an mir fest.«
    »Roger und …?«
    »Die kommen schon. Jetzt rede nicht, schwimm!«
    Ich spucke Salzwasser aus. Das Meer ist noch in mir, deshalb tut es auch so weh. Ich würge und huste weiteres Salzwasser aus. Schon besser. Zum ersten Mal nach langer Zeit sauge ich die Luft schmerzfrei in mich hinein. Ich halte mich strampelnd über Wasser, während ich mir die Haare aus den Augen wische. »Hast du Roger und Gray gesehen, Con?«
    »Faro und Elvira kümmern sich um sie. Ich hatte Elvira ganz vergessen…«, sagt er. Die Farbe in seinem Gesicht
wird intensiver. Wer’s glaubt, wird selig, denke ich, doch ich habe keine Luft mehr, um irgendetwas zu sagen. Die Sonne ist zu grell, die Luft zu scharf.
    »Schau, da sind sie!«
    Als ich mich umdrehe, sehe ich den Schmerz in ihren Mergesichtern, als sie die Wasseroberfläche durchstoßen. Ich wende mich ab. Ich weiß, wie sehr es schmerzt. Als würde man von tausend Messern gestochen. Faro würde es nicht wollen, dass ich ihn so leiden sehe.
    »Elvira!«, ruft Conor, indem er herumfährt und ihr entgegenschwimmt. Conor hat jetzt mehr Kraft als wir alle zusammen. Ich kann immer noch nicht weiterschwimmen. Elvira wischt sich hustend die Tränen aus den Augen. Die nassen Haare kleben ihr an Nacken und Schultern. Sie kümmert sich um Roger, während Faro bei Gray ist.
    »Wir müssen sie die Leiter hinaufbekommen.«
    Doch obwohl wir zu viert sind, haben wir keine Chance, die beiden ausgewachsenen Männer, deren Bewusstlosigkeit sie noch schwerer macht, mitsamt ihrer Tauchausrüstung ins Boot zu manövrieren. Faro und Elvira befinden sich nicht in ihrem Element und haben noch mit der Umstellung zu kämpfen. Jedes Mal wenn wir die Taucher auf die Leiter hieven, rutschen sie sofort wieder zurück ins Wasser.
    »So geht das nicht«, keucht Conor. »Geh ins Boot, Saph.« Conor und ich klettern nacheinander die Leiter hoch. Wir knien uns hin und versuchen, Rogers Arme in dem nassen, rutschigen Taucheranzug hinaufzuziehen, während Faro ihn uns entgegenschiebt. Elvira schwimmt mit Gray auf die andere Seite des Bootes, das sie mit aller Kraft nach unten drückt, damit es nicht kentert. Elvira ist stark. Selbst außerhalb von Indigo. Faro und Elvira sind viel stärker als ich.

    Ächzend und schwitzend gelingt es uns schließlich, Roger die Leiter hinaufzuziehen. Er stößt mehrfach hart gegen die Sprossen, zieht sich womöglich weitere Verletzungen zu. Aber das spielt jetzt keine Rolle. Hauptsache, wir schaffen es. Unsere Muskeln schmerzen.
    Schließlich kippt Roger vornüber und schlittert über das Deck wie ein Fisch. Er krümmt sich zusammen, doch wir können ihm nicht helfen, ehe wir nicht auch Gray ins Boot gehievt haben. Gray ist leichter als Roger, doch ich zittere vor

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