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Nixenfluch

Nixenfluch

Titel: Nixenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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Rainbow entschuldigt sich: »Tut mir leid, Conor, aber Sadie wollte unbedingt zu dir. Ich konnte sie nicht zurückhalten.«
    Das Bellen wird lauter und lauter.
    »Ist schon gut, kleines Mädchen. Ich bin ja nicht weggegangen. Sitz, Sadie!«
    »Lass mich mit ihr reden, Conor.«
    »Sie weiß, dass ich mit dir rede, deswegen spielt sie auch so verrückt. Hier, Sadie.«
    Sadie kläfft so laut, dass ich den Hörer vom Ohr nehmen muss, bis sie sich ein wenig beruhigt hat. Dann sage ich: »Ist ja gut, Sadie, ich bin ja da. Ich komme bald und hole dich ab.«
    Sie versteht mich, ich weiß es ganz genau. Sie fiept und winselt. Es klingt flehentlich und erleichtert zugleich.
    »Hör zu, Conor. Ich komme jetzt zu euch. Ich nehme dein altes Fahrrad. Ich muss unbedingt mit dir reden.«
    »Würd ich an deiner Stelle auch tun«, sagt Conor grimmig, »und mach bloß dein Licht an.«
    Fast hätte ich den Fehler begangen, Mum eine Nachricht zu hinterlassen, wo ich bin. Mir fällt gerade noch rechtzeitig ein, dass ich angeblich ja schon die ganze Zeit dort bin. Aber meine Kleider sind in der Waschmaschine. Das würde Mum bestimmt nicht entgehen, und dann wüsste sie auch, dass ich hier in unserem Haus und nicht die ganze Zeit in St. Pirans war …
    Ich muss nachdenken. Mum ist bei der Arbeit, Roger irgendwo – ich muss es so aussehen lassen, als wäre ich gar nicht hier gewesen. Ich werfe einen prüfenden Blick in das Badezimmer, trinke dann meinen kalt gewordenen Tee aus, esse den Rest des Bananensandwichs, wasche die Beweisstücke gründlich ab und stelle Becher und Teller wieder an ihren Platz zurück. Währenddessen ist das Programm der Waschmaschine fast fertig. Ich warte ungeduldig, bis der Schleudergang endlich seine letzten schlappen Umdrehungen absolviert hat. Schließlich geht das rote Licht aus und ich kann die Tür öffnen. Ich stopfe die Klamotten in eine Plastiktüte und verstecke sie im Garten unter einem Stachelbeerstrauch, falls Mum in meinem Zimmer nachsehen sollte. Morgen werde ich sie zum Trocknen aufhängen.
    Jetzt muss ich darüber nachdenken, wie ich nach St. Pirans komme. Ich kann zwar Conors altes Fahrrad nehmen, darf aber nicht mitten durch den Ort fahren. Mum könnte mich sehen, falls sie im Pub gerade mal aus dem Fenster guckt. Und selbst wenn sie mich nicht selbst sieht, könnte ihr jemand erzählen, dass ich gerade durch St. Pirans geradelt bin.
    Es ist schon fast dunkel. Wahrscheinlich wird es genügen, wenn ich einen Kapuzenpullover anziehe und mich dicht über das Lenkrad beuge. Unter den neuen Kleidern, die ich bekommen habe, befindet sich irgendwo ein grauer Kapuzenpullover. Darin wird mich niemand erkennen.
    Jedenfalls hoffe ich das. Hier in Senara Churchtown kennt jeder jeden. Mum sagt immer, dass du nicht an einem Ende des Orts niesen kannst, ohne dass jemand am anderen Ende dich fragt, ob du dich erkältet hast.
    Ich muss nur schnell genug fahren. Um die Küstenstraße zu nehmen, ist es zu dunkel. Ich schließe die Haustür hinter mir, rolle das Fahrrad aus dem Schuppen und mache mich auf den Weg.
    *
    Ich radele am Pub und an der Kirche vorbei, lasse die Reihe der Häuser, die sich am Friedhof entlangziehen, hinter mir und biege auf den ansteigenden Weg ein, der direkt nach St. Pirans führt. Die Dämmerung schreitet fort. Es ist jetzt fast ganz dunkel. Das Fahrradlicht schwankt vor mir her, wirft auf den schmalen Weg und die dichten Hecken ein spärliches Licht. Ich trete heftig in die Pedale, doch es ist ein langer, steiler Anstieg, der aus Senara hinausführt, und so kann ich das Tempo nicht durchhalten. Wenigstens hat mich bis jetzt noch keiner gesehen …
    Von einem auf den anderen Moment steht sie vor mir, Granny Carne. Sie tritt so unvermittelt auf den Weg, als hätte sie in der Hecke auf mich gewartet. Als hätte sie gewusst, dass ich genau hier vorbeikomme. Sie hebt die Hand und ich halte an.
    »Wohin so spät, mein Mädchen?«
    »Och, ich … will nur nach St. Pirans … ein paar Freunde besuchen.«
    Granny Carne mustert mich. Ihre Augen leuchten wie die einer Eule bei Nacht.
    »Wie merkwürdig«, sagt sie schließlich. »Deine Mutter hat mir erzählt, dass du seit gestern in St. Pirans bist. Und jetzt sehe ich dich hier, das Haar voller Salz und die Haare verfilzt wie Tang. Gloria Fortune sagte, sie hätte dich auf dem Weg beobachtet, als du von Indigo zurückgekehrt bist.«
    »Das kann sie nicht gesagt haben! Gloria weiß doch gar nicht, dass Indigo existiert.«
    »Sie kennt den Namen

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