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Nixenfluch

Nixenfluch

Titel: Nixenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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eingedrungen. Er hat Saldowr wegen seiner Schwäche verspottet. Er hat es zugelassen, dass seine Begleiter sich aufspielen. Er hat Saldowr herausgefordert, und Saldowr schien dem zunächst nichts entgegensetzen zu können.
    Ervys muss sich bereits als Sieger gewähnt und Indigo als sein Eigentum betrachtet haben. Doch Saldowr hat ihm die schlimmste aller Strafen zugedacht. Er hat ihn mit sich selbst konfrontiert. Ervys sieht aus wie versteinert. Seine Begleiter heben die Hände, um ihre Gesichter zu schützen.
    »Nein!«, ruft ihnen Saldowr zu. »Ihr müsst Ervys ansehen, es sei denn, ihr wollt seine Stelle einnehmen.«
    Er will sie zu Zeugen von Ervys’ Erniedrigung machen. Ervys weiß das und sie wissen es auch. Und da Talek und Mortarow keinesfalls Ervys’ Platz einnehmen wollen, betrachten sie gehorsam ihren Anführer. Faros Mund wird von einem triumphierenden Lächeln umspielt, als er ihn ebenfalls ansieht, doch ich wende meinen Blick ab.
    Schließlich, nach endlosen Minuten, entfernt Saldowr den Spiegel. Allmählich entspannen sich Ervys’ gequälte Gesichtszüge. Er zittert am ganzen Körper und schafft es nur mit äußerster Mühe, die Kontrolle über sich zurückzugewinnen. Er wirft Saldowr einen so hasserfüllten Blick zu, dass es mir eiskalt den Rücken hinunterläuft. Wie ein eisiges Feuer breitet sich sein Hass in der Höhle aus, geht über Faro, mich und Conor, selbst über seine Begleiter hinweg. Er hasst uns alle, weil wir seine Niederlage erlebt haben.
    »Ich habe in deinen Spiegel geschaut, Saldowr«, zischt er, »und eines Tages, das verspreche ich dir, wirst du in meinen schauen. Ihr alle werdet in meinen schauen.«
    Angst überkommt mich. Ich glaube ihm. Er wird so lange warten, bis der richtige Augenblick gekommen ist.
    »Jetzt lass uns allein, Ervys«, sagt Saldowr leise. »Die Kinder müssen sich auf ihre Reise vorbereiten.«

Zwölftes Kapitel

    D er Wal ist wie ein Ozeanriese, bereit zum Auslaufen. Sie möchte, dass wir uns unter ihren Seitenflossen zusammenkauern, damit wir vom Schwall des Wassers, das uns entgegenkommt, nicht fortgespült werden. Um ein besseres Gleichgewicht herzustellen, sollen sich Faro und Conor auf der anderen Seite befinden.
    »Leg dich ganz eng an mich heran, kleiner Nacktfuß«, sagt sie zu mir. Ihre tiefe Zuneigung hüllt mich ein. »Tu einfach so, als wärst du ein Teil von mir.«
    Ich denke daran, wie wir von den Delfinen mitgenommen wurden. Auf Delfinen kann man nicht einfach so sitzen wie auf einem Fahrrad. Man darf sich nicht als von ihnen getrennte Wesen empfinden, sondern muss versuchen, so eins mit ihnen zu werden, als trage man dieselbe Haut. Vielleicht ist das bei Walen genauso.
    Niemand von uns weiß, wie lange wir in der Tiefe bleiben werden. Niemand von uns weiß, was wir tun sollen, wenn wir den Kraken finden. Es ist, als starre man in einen schwindelnden Abgrund.
    Doch Saldowr ist weise. Niemals würde er uns in den sicheren Tod schicken.
    Conor sagt, dass Pottwale nur eine gute Stunde unter Wasser bleiben können. Männchen tauchen länger als Weibchen. Vielleicht ist unser Wal also nicht einmal in der Lage, es eine Stunde lang unten auszuhalten. Conor ist sich nicht sicher, ob das ausreichen wird. Schließlich müssen wir erst mal den Kraken finden und ihn dann irgendwie dazu bringen, wieder einzuschlafen. Irgendwie!
    »Wir müssen der Einschätzung des Wals vertrauen«, sagt er. »Vielleicht hat die Tiefe eine andere Zeit als Indigo, genauso wie die Mer eine andere Zeit haben als die Menschen. Warum sollte sie uns mit in die Tiefe nehmen, wenn sie von vornherein weiß, dass die Zeit viel zu knapp ist? Was soll denn die ganze Aktion, wenn sie sowieso zum Scheitern verurteilt ist?«
    Hört sich eigentlich logisch an. Zum Scheitern verurteilt. Zum Scheitern verurteilt. Doch wie groß ist unsere Chance, erfolgreich zu sein? Wir haben nichts als Saldowrs Spiegel und den Talisman. Oh, und eine Handvoll Vogelbeeren natürlich, hätte ich fast vergessen. Alles in allem nicht sehr beeindruckend.
    Denk jetzt nicht daran. Eins nach dem anderen. Die anderen werde ich jedenfalls mit meinen Zweifeln verschonen. Für die beiden ist es schon schlimm genug, zum ersten Mal in die Tiefe einzudringen. Ich weiß zumindest, was mich erwartet.
    »Bist du sicher, Faro? Bist du ganz sicher?«, murmele ich, ehe wir uns trennen, um auf verschiedenen Seiten des Wals unter den Seitenflossen in Deckung zu gehen. Conor war gerade damit beschäftigt, den Spiegel mit ein paar

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