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Nixenfluch

Nixenfluch

Titel: Nixenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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kleben förmlich an ihm.
    Ich halte weiter den Spiegel in die Höhe. Was sollte ich auch sonst tun? Das Licht des Kraken wird schwächer. Faro und Conor kann ich immer noch erkennen, aber die Tiefe kommt näher und bedrängt uns.
    »Ich kann ihn nicht länger halten, Conor.«
    »Warte.«
    Conor stützt von unten meinen Ellbogen. Faro greift zusätzlich um den Griff des Spiegels.
    »Er wird immer schwerer. Er reißt sich los.«
    Der Spiegel ist schwer wie Blei. Er will durch das schwere dunkle Wasser fallen, auf den Meeresgrund sinken, Sand und Gestein durchdringen, bis er den glühenden Kern der Erde erreicht hat. Dort wird er schmelzen, sich erneuern und auf einen weiteren Magier warten, der ihn aus der Tiefe zu sich ruft …
    »Halt den Spiegel, Saph!«
    Ich rüttele mich selbst wach. Ich bin so müde. Mag nicht mehr festhalten. Warum soll ich dem Spiegel nicht einfach gehorchen und ihn loslassen?
    »Er bewegt sich, Faro!«, sagt Conor mit Schärfe.
    Ich blicke auf, und was ich sehe, löst bei mir blankes Entsetzen aus. Die verschiedenen Gestalten des Kraken geraten in Bewegung und wirken umso monströser und furchteinflößender, weil sie nicht vollständig sind. Die riesige Nacktschnecke hat ein Loch im Bauch, durch das die Tiefe hindurchfließt. Die süße kleine Garnele hat keinen Kopf. Ein Tintenfischtentakel peitscht das Wasser auf, losgelöst von jedem Körper. Und der Spiegel zwingt meine Hand immer noch nach unten, als würde er von einem riesigen Magneten angezogen, der sich im Mittelpunkt der Erde befindet.
    Conor und Faro mobilisieren alle Kräfte. Muskeln und Sehnen sind zum Zerreißen gespannt. Wir stützen uns gegenseitig und kämpfen zu dritt darum, dass der Spiegel nicht fällt. Doch der Krake gewinnt. Er kehrt zurück, setzt sich erneut zu den scheußlichsten Kreaturen seines Ichs zusammen und ist bereit zum Kampf.
    In diesem Moment kratzt etwas an meinem Bein, wie die Spitze eines Zweigs. Da ist etwas in meiner Hosentasche.
    Luft und Erde kehren so machtvoll zu mir zurück, dass es mir fast den Atem raubt. Ich muss die Luft entweichen lassen.
    Aber diesmal ist die Erde bei mir. Ich hatte fast vergessen, dass die Vogelbeeren in meiner Tasche sind. Granny Carne hat mir gesagt, ich solle sie stets bei mir tragen, weil sie voller Erdmagie sind.
    Aber was kann die Erdmagie in der Tiefe schon ausrichten? Als mir dieser Gedanke durch den Kopf schießt, kratzen die Vogelbeeren erneut an meinem Bein, als wollten sie mir etwas mitteilen. Als wollten sie mit mir kommunizieren – und mir helfen.
    Aber die Erde und Indigo sind Gegensätze. Dass die Erde Indigo helfen will, ist unmöglich.
    Granny Carne hat mir die Vogelbeeren gegeben. Vielleicht hat sie etwas vorhergesehen. Vielleicht müssen sich die Erde und Indigo verbünden, weil ihr gemeinsamer Feind so mächtig ist …
    Die Gedanken wirbeln so schnell durch meinen Kopf, dass alles innerhalb einer Sekunde zu geschehen scheint. Die Erde geht mit Indigo eine Verbindung ein, so wie sie sich auch in meinem Blut vermischt haben.
    Der Spiegel zieht mich am Arm. Die Kraftanstrengung, den Spiegel zu halten, lässt die Adern auf Conors Stirn hervortreten. Aber der Spiegel ist so schwer wie ein Grabstein, der sich langsam neigt und jeden Moment fallen kann. Wir können ihn nicht mehr festhalten. Der Metallgriff gleitet uns durch die Finger und löst sich von unseren Händen. Der Spiegel dreht sich herum und versinkt in der schwarzen Tiefe. Ein letztes Mal blinkt er noch auf, dann ist er verschwunden.
    Der Krake baut sich in all seinen grauenhaften Trugbildern vor uns auf.
    »Oh ja ja ja ja ja ja ja ja«, kichert er. »Ihr habt schon geglaubt, ihr hättet den Kraken besiegt. Doch niemand besiegt den Kraken. Niemand siegt außer mir. Euer dummer dummer dummer Spiegel ist weg und kann nie wieder jemand wehtun. Aber mir hat er wehgetan. Oh ja ja ja ja. Er hat den Kraken fast zum Weinen gebracht. Also muss ich jetzt euch wehtun, damit es gerecht ist. Zuerst dem Mer-Jungen und dann dir, myrgh kerenza .«
    Conor schirmt mich mit seinen Armen ab. »Du musst zuerst mich umbringen, wenn du ihr etwas antun willst.«
    »Oh ja ja ja ja ja, keine Sorge, ich werde dich gleich töten. Ihr werdet alle sterben, das steht fest. Tricki tracki tricki tracki. Was seit ihr doch für ein tragisches Tricksertrio. Eure Tricksereien haben euch nichts gebracht. Ihr wolltet den Kraken hinters Licht führen, und das gefällt dem Kraken überhaupt nicht. Ich sag euch, was er mit Tricksern und

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