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Nixenjagd

Nixenjagd

Titel: Nixenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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angeraten, vor ihrer Mutter zu Hause sein. Die Kleidung, die sie über die nasse Unterwäsche angezogen hatte, war zwar auf dem Rückweg an den meisten Stellen schon wieder getrocknet, aber eben nicht an allen. Außerdem hatte die neue Hose über dem Knie einen Riss von den Brombeerranken abbekommen. Ihre Waden waren schmutzig und zerkratzt, die Schuhe schlammig und über ihr Haar wollte sie lieber gar nicht erst nachdenken. »Geht klar«, sagte Paul und drückte ihr einen artigen Kuss auf die Wange. An der Ampel am Rand der Dichter-Siedlung stand ein Radfahrer, den Franziska gerade noch rechtzeitig erkannte: Oliver. Oh, nein. Der fehlt mir jetzt noch und sein Kommentar zu meinen nassen, zerrissenen Hosen. Sie hielt an und zog ihr Fahrrad hinter einen Lieferwagen. Aus der Deckung heraus beobachtete sie, wie die Ampel nach einer Ewigkeit grün wurde und Oliver gemächlich losfuhr. Ungeduldig wartete Franziska noch zwei Ampelphasen ab, ehe sie denselben Weg nahm. An Olivers Haus raste sie so schnell vorbei, dass sie vor ihrem eigenen mit quietschenden Bremsen zum Stehen kam. Der Twingo ihrer Mutter stand noch nicht vor dem Haus. Sie ließ das Rad in der Einfahrt vor der Garage stehen. Das konnte sie später wegräumen. Der Schlüssel. Er war nicht in ihrer Hosentasche. Hoffentlich hatte sie den nicht verloren. Oder hatte sie ihn zu Hause vergessen? Zum Glück gab es für solche Fälle den Notschlüssel. Er war im mittleren der drei kugeligen Buchsbäumchen versteckt, die im Beet neben der Haustür standen. Sie fand ihn und ging auf die Haustür zu. Doch Sekunden später stieß sie einen Schrei aus und wich zurück. Die Hände vor den Mund gepresst, betrachtete sie die tote Ratte, die auf der Fußmatte lag. Das Tier schien äußerlich keine Verletzungen zu haben. Franziska suchte nach einer Erklärung. Hatten ihre Eltern Rattengift im Garten gestreut? Aber so etwas würden sie schon wegen Bruno nicht machen. War die Ratte woanders vergiftet worden und hier verendet? Vielleicht kam sie vom Nachbargrundstück? Es wäre kein Wunder, wenn sich dort drüben Ratten tummelten. Franziskas Vater beklagte immer wieder, dass Weißmüllers gekochtes Gemüse und Brotreste auf ihren Komposthaufen warfen. Sollte die Ratte ausgerechnet auf ihrer Fußmatte ihr Leben ausgehaucht haben? Schwer zu glauben. Oder hatte der Hund...? Aber der war ja im Haus und vorhin, als sie gegangen war, hatte keine tote Ratte auf der Fußmatte gelegen. Jemand musste sie absichtlich vor ihre Tür gelegt haben. Unwillkürlich dachte Franziska an die SMS und die E-Mail von neulich. Wollte sie jemand einschüchtern? Aber wer und warum? Ein vages Gefühl sagte ihr, dass das Ganze etwas mit Paul zu tun haben musste. Er war die einzige neue Koordinate in ihrem Leben. Franziska löste sich aus ihrer Erstarrung. Die Ratte musste schleunigst weg und sie musste sich umziehen, ehe ihre Mutter kam.
    Das tote Tier anzufassen, brachte Franziska nicht fertig. Der Spaten. Wo war der? In der Garage. Um dorthin zu gelangen, musste sie zuerst ins Haus. Also über die Ratte steigen. Na und? Die tut dir nichts mehr, redete sich Franziska gut zu. Sie beugte sich angewidert über die Ratte, schloss die Haustür auf und machte einen großen Schritt über den Fußabtreter hinweg. Hundetritte näherten sich. »Bruno. Sitz! Platz! Und bleib da liegen!«, befahl sie mit einer Spur Hysterie im Tonfall. Das fehlte noch, dass Bruno das eklige Tier aufnahm und herumschleppte. Der Hund gehorchte mit angelegten Ohren und einem enttäuschten Ausdruck in den Augen. Was ist das denn für eine Begrüßung, schien er sich zu fragen, aber darauf konnte Franziska im Augenblick keine Rücksicht nehmen. Von der Straße her hörte sie ein bekanntes Motorengeräusch. Ihre Mutter! Für den Spaten war es jetzt zu spät. Mit einem unbeschreiblichen Ekelgefühl ergriff Franziska die Ratte an der Schwanzspitze. Sie holte gerade so viel Schwung, dass die Tierleiche ihren Arm nicht berühren konnte und schleuderte die Ratte in Richtung Nachbargrundstück. Sollte sie unter Weißmüllers Fliederbusch ihre ewige Ruhe finden. Leider hatte Franziska die Flugeigenschaften der toten Ratte falsch eingeschätzt. Eingeklemmt zwischen zwei sich kreuzenden Holzspitzen hing die Ratte nun oben über dem Jägerzaun. »Scheiße!« Nun war es zu spät. Ihre Mutter stieg gerade aus dem Wagen. Sie wird nicht ausgerechnet jetzt den Zaun inspizieren, hoffte Franziska und machte rasch und leise die Haustür von innen zu. Sie

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