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Nixenjagd

Nixenjagd

Titel: Nixenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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seufzte Franziska . »Zumindest dir gegenüber dürfte ich kein Wort erwähnen. Ic h käme sonst wirklich in Teufels Küche. Warum fragst du das? « »Oliver Thate – du kennst ihn doch? « »Klar kenn ich Klein Oliver«, sagte Lydia, die den Nachbarsjun - gen offenbar schon einige Jahre nicht mehr gesehen hatte . »Oliver behauptet, dass Paul mal in der Klap...inder Psychiat rie gewesen sein soll. Ich wüsste gerne, ob es stimmt und wieso. Oliver hat die Theorie, dass Paul ein Schizo sein könnte, der Mädchen umbringt und danach nichts mehr davon weiß.« »Er schaut wohl zu viele schlechte Filme, unser Oliver.« »Das habe ich ihm auch gesagt. Aber inzwischen bin mir nicht mehr sicher, ob er nicht vielleicht doch recht hat«, gestand Franziska. Lydia blieb stehen und betrachtete ihre Nichte mit inquisitorischem Blick. »Du hast mir noch nicht alles erzählt, oder?« Franziska zögerte. Eine Ente schnatterte. Es klang wie höhnisches Gelächter. »Pass auf: Du sagst mir alles, was du weißt, und ich gehe der Sache mit der ›Klapse‹, wie ihr es nennt, nach. Aber versprich mir, mit keinem Menschen darüber zu reden. Auch nicht mit Frauke. Meine kleine Schwester konnte noch nie ein Geheimnis bewahren. So eine Indiskretion kann mich meinen Job kosten, verstehst du?« »Und du versprichst mir, das, was ich dir jetzt erzähle, auf keinen Fall meinen Eltern zu sagen«, verlangte Franziska. »Ist gut.« Nachdem das geklärt war, berichtete Franziska von den Drohungen und Beleidigungen per Mail und Telefon, von dem kaputten Fahrradreifen, der toten Ratte, dem Eindringling und der verschwundenen Hausarbeit. Noch während sie redete, merkte Franziska, wie sehr es sie erleichterte, nicht mehr alles allein mit sich ausmachen zu müssen. »Du lieber Himmel. Das ist ja Stalking in seiner schlimmsten Form«, empörte sich Lydia voller Entsetzen. »Aber jetzt müsste ja Ruhe sein. Ich treffe mich vorerst nicht mehr mit Paul. Nicht wegen der Streiche, sondern weil er oft so launisch zu mir ist.«
    »Oder es wird noch schlimmer«, meinte Lydia skeptisch. »Wieso?« »Nun, wenn er hinter diesem Terror steckt, dann weiß man nicht, wie er diese Zurückweisung aufnimmt. Hast du die Mails noch und die SMS?« »Ja.« »Vielleicht kann der kriminaltechnische Dienst rauskriegen, woher sie stammen.« »Aber dann müssen wir es Mama sagen und dann sperren meine Eltern mich ein oder verpassen mir einen Leibwächter.« »Wieso müssen wir es sagen? Du kannst mir doch dezent deine Festplatte und die Karte vom Handy für ein paar Tage überlassen.« »Hm«, machte Franziska. Warum zögerte sie? Hatte sie Angst vor dem, was die Polizei herausfinden könnte? War es ihr lieber, mit der Ungewissheit zu leben als mit einer gefürchteten Wahrheit? Auch Tante Lydia schien zu überlegen. »Machen wir es so: Ich werde ganz vorsichtig einige Erkundigungen einholen, dann sehen wir weiter. Und du gibst mir unbedingt Bescheid, wenn noch einmal etwas vorkommt: Beleidigungen, Drohungen, tote Tiere oder dergleichen, ja?« Franziska nickte. »Danke. Bist ein prima Kumpel.« »Die Familie muss zusammenhalten«, sagte Lydia. »Einzelkämpfer haben immer die geringeren Chancen.« Franziska musste lächeln. Hatte sie nicht erst neulich so was Ähnliches gehört?
    Für den Rest des Tages blieb alles ruhig und es kamen keine SMS oder E-Mails mehr. Franziska verkroch sich am Abend in ihr Zimmer und gab vor, lernen zu müssen. Sie forschte im In ternet zum Thema Schizophrenie, aber je länger sie darüber las, desto unglaublicher erschien ihr Olivers Theorie. Schizophrene litten zuweilen an Wahnvorstellungen, fühlten sich plötzlich von vertrauten Personen bedroht und wehrten sich. Passte die hinterhältige Art, wie Solveig und Katrin getötet worden waren, in dieses Bild? Verwirrter als vorher schaltete sie den Computer aus und nahm sich einen Roman vor. Aber die gedruckten Worte erreichten sie nicht. Unaufhörlich kreisten ihre Gedanken um die Geschehnisse der letzten Tage, um Paul. Ach, Paul... Dass es so wehtun konnte, hätte sie nicht vermutet. Ihr Ärger über sein gestriges Benehmen schmolz dahin. Vielleicht wollte er nur vor seiner Mutter und seiner Schwester so tun, als sei sie eine beliebige Klassenkameradin. Seine Gleichgültigkeit hatte nicht ihr gegolten, sondern Mutter und Schwester hinter den Fenstern. Hatte sie nicht auch versucht, ihren Eltern weiszumachen, sie ginge mit mehreren Leuten ins Kino? Man breitet doch nicht schon am Anfang einer

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