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Nixenmagier

Nixenmagier

Titel: Nixenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dunmore
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nachzudenken, was wir jetzt tun sollten. Bibbernd stehe ich auf den Stufen.

    »Komm, Saph, du darfst nicht länger hier stehen bleiben«, sagt Conor und packt meinen Arm. »Wir gehen zu Patrick, der wohnt ganz in der Nähe.«
    »Ich kkkann mich nnnicht bbbbew w wwegen.«
    »Es wird schon gehen. In zwei Minuten sind wir da.«
     
    Patricks Familie wohnt unmittelbar am Strand, in einem der alten Fischerhäuser, die sich in einer Reihe am Wasser entlangziehen. Die Fenster sind erleuchtet. Die Haustür fliegt auf, noch ehe wir da sind. Rainbow steht auf der Schwelle, ängstlich und blass.
    »Seid ihr okay?«
    »Ja, alles in Ordnung«, antwortet Roger, »doch wir haben kein Dach über dem Kopf. Können wir alle reinkommen?«
    »Natürlich«, sagt Rainbow und stößt die Tür weit auf.

Achtes Kapitel

    W ir drängen uns im engen Flur zusammen, ziehen unsere nassen Regenjacken und Gummistiefel aus. Mal, sein Vater und Roger folgen Patrick und seinem Freund Charlie ins Wohnzimmer. Dort brennt ein Kaminfeuer. Meine Hände fummeln zitternd am Reißverschluss herum, und als Rainbow sieht, dass ich nicht zurechtkomme, eilt sie mir zu Hilfe. Zu meiner Beschämung klappern meine Zähne so stark, wie man es sonst nur in Büchern liest.
    »Du bist krank«, sagt Rainbow. »Was ist passiert?«
    »Sie war im tiefen Wasser«, erwidert Conor. »Alles in Ordnung, Saph?«
    »Kkkalt!«
    »Komm mit rauf ins Badezimmer«, sagt Rainbow entschieden. »Du musst deine nassen Sachen ausziehen und unter die warme Dusche. Ich kann dir eine Jeans und ein Oberteil leihen.« Conor und Rainbow helfen mir die Stufen hinauf. Ich kann nicht glauben, dass ich mich in einem so jämmerlichen Zustand befinde. So ist es mir noch nie ergangen, gleichgültig, wie lange ich im Wasser war.
    »Willst du duschen oder baden?«
    »Bbbbaden.« Ich bin völlig durchgefroren. Die Badewanne sieht lustig aus – kurz, aber tief. Rainbow lässt dampfend heißes Wasser einlaufen. »Kann ich dich allein lassen? Du wirst doch nicht in Ohnmacht fallen oder so was?«

    In der dampfenden Hitze des Badezimmers fühle ich mich bereits besser. Rainbow geht hinaus, lässt aber die Tür angelehnt, falls es mir wieder schlechter gehen sollte.
    »Ich setze mich auf die Stufen, damit niemand zu dir hereinkommen kann«, verspricht sie. Ich ziehe die nassen Kleider aus und lasse mich dankbar ins Wasser gleiten. Es ist so heiß, dass es anfangs wehtut, doch nach einer Weile ist es herrlich. Ich tauche mit dem Kopf unter Wasser, was in so einer kleinen Wanne nicht leicht ist. Der Geruch des Meeres ist verschwunden. Rainbow hat mir ein Stück duftende Rosenseife dagelassen. Ich wasche mich langsam und genießerisch und denke an rein gar nichts.
    Jemand klopft sanft an die Tür. »Ich habe dir etwas Tee gemacht. Ich stelle ihn vor die Tür. Geht es dir schon besser? «
    »Viel, viel besser.«
    Ich klettere aus der Wanne, schlinge mir ein Handtuch um und hole den Tee. Rainbow sitzt immer noch auf der Treppe. Sie springt auf. »Ich hole dir ein paar Sachen von mir. Garantiert frisch gewaschen! Die anderen sitzen am Feuer und wärmen sich auf. Aber sie scheinen in besserer Verfassung zu sein als du. Was ist eigentlich passiert?«
    »Ach, nichts. Ich musste bloß ein bisschen schwimmen, das ist alles. Vermutlich hat mich eine Strömung hinausgezogen. «
    »Ist er wohlbehalten aufs Meer hinausgeschwommen, der Delfin?«
    »Ja, ich glaub schon.«
    Im Grunde möchte ich nicht mehr darüber reden, doch Rainbow fährt etwas verlegen fort: »Tut mir leid, dass ich nicht geblieben bin, aber das Wasser hat mir einfach Angst
gemacht. Ich habe noch nie gesehen, dass es so schnell gestiegen ist.«
    »Ich weiß.«
    Wir schweigen einen Moment, ehe es aus Rainbow hervorbricht: »So ist das nun mal bei mir. Die Gezeiten machen mir manchmal Angst. Ich bilde mir dann ein, dass das Meer nicht dort stehen bleibt, wo es sollte, sondern immer weiter aufs Land vordringt und schließlich unser Haus überspült. Eine alberne Vorstellung, ich weiß.«
    »Nein, das ist nicht albern«, sage ich langsam. »Meine Mum hat auch Angst vor dem Meer, viel mehr als du sogar. Sie geht nicht einmal an den Strand, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.«
    »Aber du hast keine Angst, oder, Sapphire? Du liebst das Meer. Du liebst es mehr als das Land.«
    »Woher weißt du das?«
    Rainbow zuckt die Schultern, sieht plötzlich jünger und weniger selbstsicher aus. »Weiß auch nicht, warum ich das gesagt habe. Aber ich hatte so ein

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