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Nixenmagier

Nixenmagier

Titel: Nixenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dunmore
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Gefühl, als wir um den Delfin herumstanden … ach, du wirst mich für komplett verrückt erklären.«
    »Was für ein Gefühl?«
    »Dass du mit ihm gesprochen hast, aber nicht auf Englisch. Was für eine Sprache war das?«
    »Das kann keine andere Sprache gewesen sein. Ich spreche keine andere.«
    Rainbow sieht enttäuscht, aber nicht überzeugt aus.
    »Wo sind deine Eltern?«, frage ich rasch, damit sie nicht noch mehr Fragen stellt.
    »In Kopenhagen. Meine Mutter besucht ab und zu ihre Freunde. Mein Stiefvater begleitet sie. Er ist Patricks Vater.«
    »Aha.«
    »Wir kommen gut alleine klar. Sie haben River mitgenommen, damit ich nicht auf ihn aufpassen muss. Und Patrick ist doch schon 16«, fügt sie rasch hinzu.
    »Wann kommen sie zurück?«
    »Bald«, antwortet sie vage.
    »Du gehst also zur Schule und machst alles ganz allein, wenn sie nicht da sind?«
    »Ich gehe nicht zur Schule. Ich lerne zu Hause.«
    »Wie? Du gehst … überhaupt nicht?«
    »Nein.«
    Also viel wird sie bestimmt nicht lernen, während ihre Eltern in Kopenhagen sind , denke ich und befürchte zugleich, dass sie mir ansieht, was mir durch den Kopf geht.
    »Ich spreche Englisch, Dänisch und Deutsch«, sagt Rainbow leise. »Aber am liebsten mache ich Musik. Außerdem koche ich gerne. Ich will später mal Köchin werden.«
    Das hört sich so viel beeindruckender an als alles, was ich bisher in der Schule erreicht habe. »Du musst sehr schlau sein.«
    »Bin ich nicht, aber du solltest es mal selbst ausprobieren … zu Hause lernen, meine ich, und sehen, ob’s funktioniert. «
    »Ja, vielleicht. Aber meine Mutter will auf jeden Fall, dass ich zur Schule gehe – schon allein damit ich aus dem Haus bin«, entgegne ich trocken. Wie lachen beide.
    Rainbow holt ihre Kleider.
    Ihre Jeans ist ein wenig zu groß für mich, aber ihr cremefarbenes Shirt ist so hübsch, dass ich wünschte, ich könnte es immer tragen. Ich werfe einen verstohlenen Blick in den beschlagenen Spiegel.

    »Es passt perfekt zu deinen dunklen Haaren und Augen«, sagt sie. »Es steht dir viel besser als mir. Behalt es einfach.«
    Ich schaue sie ungläubig an. So ein wunderschönes Oberteil? Es muss sehr teuer gewesen sein. »Ist doch nur ein Shirt, Sapphire«, fügt Rainbow hinzu, als amüsiere sie sich über meine Reaktion. »Du kannst es wirklich gerne haben. «
    Vielleicht sind sie ja reich. Doch andererseits würden reiche Leute nicht in einem so winzigen Haus wohnen. Ich sollte ablehnen, aber die Versuchung ist groß.
    »Es gehört dir!«, sagt Rainbow entschieden.
    »Danke«, murmle ich. Ich habe stets Schwierigkeiten, meine Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen, selbst wenn ich wirklich dankbar bin.

    Als wir ins Wohnzimmer kommen, sitzen sie alle vor dem Kamin. Da nicht genug Stühle da sind, hat Patrick ein paar große Kissen auf den Boden gelegt. Er hat auch einige Flaschen Bier geholt und jeder erzählt jetzt seine Version von der Rettung des Delfins.
    Ich sitze schweigend da und trinke meinen Tee. Der Delfin ist wieder sicher in Indigo, während ich mich in einem warmen, erleuchteten Raum befinde; das Kaminfeuer prasselt, alle Gesichter sind vor Erleichterung und vom Bier gerötet. Die Haustür ist fest verschlossen, die Nacht und der Regen können uns nichts anhaben. Diese Häuser sind schon sehr alt. Manche von ihnen haben bereits seit über 400 Jahren den Stürmen standgehalten, die von Südwesten heranziehen. Rainbows Wohnzimmer strahlt eine solide Behaglichkeit aus. Obwohl es so nahe am Meer liegt, scheint es doch fest mit der Erde verbunden zu sein.

    Der schmale Raum wird von Stimmen und Gelächter erfüllt, und es ist ein gutes Gefühl, ein Teil davon sein.
    Rainbow kommt zu mir herüber und nimmt meinen leeren Becher. Möchtest du noch etwas Tee? Ist dir noch kalt?«
    Conor legt mir den Arm um die Schultern. »Endlich hast du aufgehört zu zittern. Ich hab mir Sorgen um dich gemacht, Saph. Deine Lippen waren schon ganz blau.«
    »Ich habe gar nicht gefroren, als ich im Wasser war.«
    »Da warst du benommen«, schaltet sich Roger ein. »Gott sei Dank hast du keine Unterkühlung davongetragen.«
    Und wenn schon , denke ich im Stillen. Du hättest bestimmt gewusst, was zu tun gewesen wäre.
    »Sapphire kann sich sogar mit Delfinen unterhalten«, sagt Mal unschuldig. »Habt ihr das gehört? Was hast du zu dem Delfin gesagt, Saph?«
    Alle schauen mich an und lächeln über diesen Scherz.
    »Nur Conor nennt mich Saph!«, entgegne ich kühl. Mal wendet sich errötend

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