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Vorgehen ist so gut wie das andere. Manchmal zittern den Tätern allein davon schon die Knie.
Mein alter Freund Marc Covet hängte im Crépuscule noch eine Kurzbiographie des Verblichenen an:
... Charles Mac Gee war als Drummer in der Jazzformation unter Big Shot Mosey allgemein bekannt und beliebt. Seit langem hat er aber die Künstlerkarriere aufgegeben und sich, neben anderen Geschäften, dem Drogenhandel zugewandt. Bekanntlich rauchen einige Jazzmusiker Marihuana...
Darauf folgte eine kleine Dokumentation. Stimmte zwar hinten und vorne nicht, aber immerhin lobenswert.
... März vergangenen Jahres ermittelte die Sicherheitspolizei in Südfrankreich wegen des dreisten Einbruchs im Château Miramas in Grasse. Damals wurde Schmuck im ‘Werte von DO Millionen Francs gestohlen, aus dem Besitz der Marquise de Forestier-Cournon. Viele werden sich noch an das spektakuläre Verbrechen erinnern. Trotz vieler Spuren sind die Täter bis heute noch nicht gefaßt. Auch die Beute ist nicht wieder aufgetaucht. Ein Spitzel der Polizei, der inwzischen tot ist, hatte anscheinend einen Namen genannt. Allerdings nicht Mac Gee, sondern den eines anderen Gangsters. Eigenartigerweise war Charles Mac Gee seit der Zeit unauffindbar, obwohl er nicht verdächtigt wurde. Jetzt hat man ihn gefunden, leider in einem Zustand, der jeden Untersuchungsrichter entmutigt...
Sehr witzig!
... Wird durch den geheimnisvollen Mord von Saint-Germain-des-Prés der sensationelle Fall Forestier-Cournon wieder aufgerollt? Kommissar Faroux von der Kripo, der die Ermittlungen im Diderot-Hôtel leitet, schweigt sich hartnäckig aus.
Durch private Ermittlungen haben wir erfahren, daß der Nachtportier, der die Polizei verständigt hat, gegen zwei Uhr morgens einen Telefonanruf entgegennahm. Der Unbekannte (er nannte sich Desfourneaux, sicherlich ein falscher Name) bestand darauf, mit Charles Mac Gee verbunden zu werden. Kein Zweifel: der Unbekannte wußte, welche Überraschung den Angestellten im Zimmer Nr. 42 erwartete. Der Name, den er gewählt hat, nämlich den des Scharfrichters der Republik, läßt vermuten, daß wir es hiermit dem Mörder selbst zu tun haben. Man muß es ihm zugestehen: er hat Humor...
Ich wunderte mich über die zufällige Namensverwechslung, mit der mein Freund, der Schluckspecht-Journalist, seinen Artikel einigermaßen originell beenden konnte. Noch so ein Glückspilz. A propos Schluckspecht: Zeit, die kleine Marcelle zu wecken und sie ins Bild zu setzen. Ich schüttelte sie. Sie brummte etwas, streckte und reckte sich, gähnte, richtete sich auf, stützte ihren Kopf in beide Hände, öffnete schließlich die Augen. Hätte ich ihr gar nicht mehr zugetraut. Ohne große Begeisterung wünschte sie mir einen guten Morgen, beklagte sich über ihren Brummschädel. Nachdem sie einen glasigen Blick um sich geworfen hatte, stellte sie die übliche Frage:
„Wo bin ich?“
„Bei mir.“
„Was ist passiert?“
„Hier nichts.“
Ich gab ihr den Crépu. Stockend las sie:
„Drama in Saint-Germain-des-Prés.“
Gähnend ließ sie die Zeitung fallen.
„Was soll’n das?“
„Genau das. Nicht mehr. Geh duschen. Wird dir vielleicht die Augen öffnen.“
„Ja, gute Idee...“
Als sie grad mal nicht gähnte, gelang ihr ein ziemlich blödes Grinsen.
„Und nachher erzählst du, ich wasch mich nie, hm?“
Ich zeigte ihr das Badezimmer. Sie wankte hinein.
Das Telefon brachte sich wieder in Erinnerung. Jetzt konnte ich getrost abheben.
„Hallo.“
„Mein Gott! Was für eine Stimme, Chef!“
Die süße kleine Hélène, meine Sekretärin.
„Die Säuferstimme eines Nachtschwärmers“, antwortete ich. „Also wirklich!“
„Tag, Chérie.“
„Heben Sie sich Ihren Charme für Monsieur Grandier auf. Wird nötig sein. Er ist ganz schön geladen. Alle zehn Minuten hängt er an der Strippe und fragt mich, ob ich was von Ihnen gehört hab...“
„Und zwischendurch ruft er hier an. Und bei Ihnen wahrscheinlich auch.“
„Genau.“
„Mir dröhnt der Kopf bei dem ständigen Gebimmel. Wenn Grandier das nächste Mal anruft, sagen Sie ihm, ich ruf sobald wie möglich zurück.“
„Gut... hm... scheint Ihnen aber nicht besonders zu gehen...“
„Ganz prima geht’s mir“, lachte ich. „Hab mich in den letzten Tagen mit dem Problem rumgequält, wie ich das Honorar von Grandier durchbringen könnte. Jetzt hat die Quälerei ein Ende.“
„Ist Ihnen was Passendes eingefallen?“
„Das Honorar ist ausgefallen, Herzchen.
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