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Titel: nmp06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Begleiter ging zuerst hinaus. Als ich ebenfalls ins Freie treten wollte, warf er die Tür zu. Die scharfe Kante schlug- mir mit aller Wucht gegen die Schläfe. Gleichzeitig schickte mich der Türknauf mit einem K.-o.-Schlag in den Magen auf die Fliesen. Die Tür knallte ins Schloß. Ich glaub, dabei kriegte ich noch eins auf die Rübe.
    Dann hörte ich nur noch Glockengeläut. Kein Wunder in diesem Arrondissement mit den vielen Kirchen. So langsam nahm der Fall Formen an: Man hatte beschlossen, mich k.o. zu schlagen. Na prima, wie Charlie Mac Gee gesagt hätte.

9 .

Kopfgeschichten

    Man soll sich nicht von der Begeisterung aufs Kreuz legen lassen. Tat mir gar nicht gut. Beinahe zwei volle Tage brauchte ich, um wieder zu mir zu kommen.

    * * *

    Eine zarte Hand wischte mit einem frisch duftenden Tuch über mein Gesicht. Ich öffnete die Augen. Ich lag zu Hause in meinem Bett. Über mir wunderschöne kastanienbraune Haare mit zartem Herbstschimmer. Braun und zart, sehr apart. Fühlte mich ungeheuer geborgen unter der wachsamen Haarpracht. Haare und Hand gehörten Hélène, dem wohlbekannten schönen Kind. Kranksein kann viel Spaß machen.
    „Mir scheint, ich hab ganz schön was abgekriegt“, sagte ich.
    Meine Stimme klang klar und deutlich. Kräftig, wie gewohnt. Sie gefiel mir, meine Stimme.
    „Ja“, bestätigte Hélène. „Aber vor allem waren Sie ganz schön unvorsichtig. Wollten einen waschechten Nestor Burma spielen. Wie üblich.“
    „Wie meinen Sie das, mein Schatz?“
    „Wenn Sie sich wenigstens damit begnügt hätten, einfach nur aus den Latschen zu kippen und dort zu bleiben, ohne dagegen anzukämpfen... wenn Sie hübsch liegengeblieben wären, unten im Flur, und gewartet hätten, bis Sie wieder von selbst zu sich gekommen wären... oder ein Mieter Sie dort gefunden hätte... Wär sehr viel besser gewesen für Ihre Gesundheit, sagt der Arzt.“
    „Was hab ich den gemacht? Jitterbug getanzt?“
    „So ungefähr. Sie haben sich zum Fahrstuhl geschleppt, haben es geschafft, ihn in Gang zu bringen, sind bis in Grandiers Stockwerk gefahren und haben an seiner Tür geklingelt.“
    „Und er hat mich auf der Fußmatte gefunden?“
    „Genau.“
    „Hat sicher blöd aus der Wäsche geguckt.“
    „Ganz bestimmt.“
    „Ich hab wohl nicht so appetitlich ausgesehen wie der restliche Schmuck der Marquise, auf den er wartet.“
    Hélène riß die Augen weit auf.
    „Der restliche Schmuck? Welcher Rest?“
    Ich versuchte zu lachen, soweit mir das mein armer Kopf erlaubte. Er erlaubte es. Kein Muskel tat weh. Sehr gut.
    „Jetzt glaub ich schon an meine eigenen Märchen. Den Bären hab ich einem andern aufgebunden... Also, so ein Theater hab ich veranstaltet? Kann mich an nichts erinnern.“
    „Und weiter meint der Medizinmann, daß diese Anstrengungen Sie so erledigt haben. Ihr Zustand war sowieso schon vorher nicht beneidenswert.“
    „Fühl mich aber schon besser. Vergessen wir’s. Ich fühl mich sogar sehr gut. Möchte zwar nicht behaupten, daß mich noch so’n Schlag auf die Rübe überglücklich machen würde, aber vertragen könnte ich jetzt wieder einen.“
    „Ja, sieht ganz so aus, als ging’s Ihnen besser.“
    Ihre sanfte Hand, zart und kühl, suchte meinen Puls, fand und fühlte ihn. Sehr angenehm, krank zu sein. Sehr.
    „Ja, scheint Ihnen wieder besser zu gehen.“
    „Wann ist mir das passiert?“
    „Heute ist Donnerstag, der 23. Juni. Gleich Mittag.“
    ,Punkt zwölf’, mischte sich die Wanduhr mit genau zwölf Schlägen ein. Ich rechnete nach.
    „Mehr als dreißig Stunden ist das jetzt her, ungefähr. In dreißig Stunden kann ‘ne Menge passieren.“
    „Was sollte denn passieren?“
    „Keine Ahnung.“
    Dann fuhr ich fort, meine Witze zu machen.
    „Es kann nur noch besser kommen, sagt man. Erst die Armbrust, dann die Artillerie. Nach der Artillerie die Atombombe. Nestor Burma geht mit der Zeit. Früher, in der guten alten Zeit, kriegte ich eins mit dem Knüppel auf den Schädel. Heute nimmt man schon Haustüren. Sollte mich nicht wundern, wenn ich eines Tages im 7. Arrondissement den Eiffelturm ins Kreuz kriege.“
    „Nein“, sagte Hélène. „Man sollte die Hoffnung nie aufgeben.“
    Mit einem Lächeln auf dem Gesicht schlief ich ein.

    * * *

    Um vier Uhr nachmittags stand ich auf, duschte, rasierte mich, aß ‘ne Kleinigkeit (Hélène hatte was Leichtes zubereitet), trank einen halben Liter Kaffee und rauchte genußvoll eine Pfeife. Machte mir alles keine Schwierigkeiten. Ich

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