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Titel: nmp06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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war völlig in Ordnung. Es konnte gleich wieder losgehen...
    „Mein Gott! Wozu?“ rief Hélène. „Sie sind unvernünftig. Der Schmuck ist wieder da. Sie haben Ihr Geld. Sogar noch einen kleinen Nebenverdienst. Vergessen Sie mal Ihre Berufsehre und lassen Sie’s damit gut sein. Kann nur schlimmer für Sie kommen. Der Beweis...“
    „Eben! Jetzt hab ich einen ausgezeichneten Grund, nach Roland Gilles zu suchen. Muß unbedingt mit ihm über den Trick mit der Tür sprechen.“
    „Ja, warum hat er das eigentlich gemacht?“
    „Das war, glaub ich, für die ziemlich üblen Ausdrücke, die ich für seinen Freund gebraucht habe... geb ich ja zu... Er und der Schwarze müssen tatsächlich durch freundschaftliche Bande verbunden gewesen sein.“
    „Wie schrecklich!“
    „Wieso schrecklich? Hören Sie, Sie tun doch immer so naiv! Ideen haben Sie auf einmal! Daß Sie mir dabei bloß nicht rotwerden! Ich mach weder dreckige noch spezielle Andeutungen. Ich sagte: freundschaftliche Bande, nicht zarte. Freunde waren sie. Dicke Freunde. Wie Brüder. Soll vorkommen, auch bei Ganoven. Hauen sich nicht immer was in die Fresse... Also, deshalb donnert er mir die Tür vor die Nase. Und weil er mich loswerden will. Ich soll doch nicht wissen, wo er wohnt. Aber von wegen! Ich hab da so ‘ne hübsche kleine Idee... Und da das Wetter schön ist und mir ein Spaziergang guttun wird, schlag ich vor — natürlich nur, wenn Sie wollen — , einen kleinen Erkundungsgang durchs Viertel zu machen. Als Verliebte oder als Touristen, Sie haben die Wahl.“
    „Touristen wär mir lieber“, entschied sich Hélène ohne Zögern.
    „Mir auch. Einen Touristen zu spielen, fällt mir leicht. Mit der Rolle als Verliebter hätte ich schon größere Schwierigkeiten...“ Nachdem wir diesen hausgemachten Blödsinn losgeworden waren, konnten wir gehen.

    * * *

    Bei brütender Hitze ist die Rue de Nevers eine Wohltat. Die Sonne hält sich hier in diesem schmalen, dunklen Schlauch nicht lange auf. An der Rue de Nesles, die von der Rue Dauphine in die Straße mit den himmelhohen Häuserfassaden mündet, beginnt die Sackgasse. Übrigens stand, glaube ich, am Anfang der Rue de Nevers, dort wo sich heute der Torbogen mit den vielen Inschriften und dem lauten Echo befindet, der berühmte Turm der Marguerite de Bourgogne. Diese hygienisch bewußte Königin ließ ihre Liebhaber nach Gebrauch von diesem Turm aus in die Seine werfen. Wie weitsichtig! Sanitäre Einrichtungen für die Intimpflege. Aber das ist Schnee von gestern, wie der Dichter sagt.
    Der Club de la Botte-Rouge lenkte die Aufmerksamkeit der Passanten — in diesem Fall von Hélène und mir — durch ein vorspringendes Schild auf sich, auf dem ein riesiger Stiefel in entsprechender Farbe abgebildet war. So was sieht man manchmal noch über einer Schusterwerkstatt. Der Club war in einem Schuppen oder einer ausgedehnten Garage untergebracht. Natürlich war die Holztür geschlossen. Hätt’ ich mir denken können. Diese Lokale sind vor allem nachts in Betrieb. Aber ich wollte erst mal die Fühler ausstrecken. Viel gab’s jedoch nicht zu fühlen.
    Auf einem Schild, das jeden Augenblick runterzufallen drohte, wurde behauptet, daß die einzelnen Zimmer der Wohnungen in dem alten Gebäude neben dem Club in möblierte Zimmer umgewandelt worden waren. Ein zweites Schild versprach Gas und Elektrizität auf allen Etagen. Von dem Eingangsflur des Hauses war nicht die Rede. Mit gutem Grund: er war dunkel und stank nach Desinfektionsmittel.
    Von außen war der Club de la Botte-Rouge nicht leicht zu überwachen. Nichts auf der Straße gab so was wie einen Beobachtungsposten her. Genau gegenüber befand sich eine Buchbinderei. Das war auch schon alles. Kein Bistro, nichts. Nur Häuserwände.
    „Hab das Gefühl, meine hübsche kleine Idee war nicht viel wert“, sagte ich zu Hélène. „Hauen wir ab. Hier kriegen wir noch Rheuma. Gehen wir ein Glas trinken...“
    Wir gingen ins Deux Magots und setzten uns auf den Teil der Terrasse, von dem man den schönsten Blick auf die reizvollste Kirche von Paris hat: Saint-Germain-des-Prés. Nachdem ich an meinem Glas genippt hatte, zündete ich mir eine Pfeife an und begann wieder:
    „Meine Idee taugte nicht viel. Diese Streichhölzer sind kein Indiz. Hab mich hinreißen lassen wie ein Anfänger.“
    „Hoffentlich entmutigt Sie das“, sagte Hélène. „Würde Ihnen einigen Arger ersparen. Aber was ist mit Ihnen los? Sie gefallen mir gar nicht. Immer noch der Stoß

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