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mit der Tür?“
„Muß wohl. Hatte mich an Knüppel gewöhnt, verstehen Sie? Und jetzt diese neuen Behandlungsmethoden... noch nicht dagewesen... Eins hab ich jedenfalls durch die Plauderei mit Roland Gilles erfahren: der Mord an dem Schwarzen war keine Abrechnung unter Ganoven, wie wir gedacht hatten. Roland ist auch wieder auf seine erste Version zurückgekommen. Da muß sich irgend so ‘ne Sauerei abgespielt haben, so was, wie Sie neulich angedeutet haben. Erinnern Sie sich?“
Sie runzelte die Stirn, verzog das Gesicht und zerstruwwelte sich leicht das Haar, um den Erinnerungen Beine zu machen, die darunter schlummerten.
„Na gut... Um Ihnen eine Freude zu machen“, begann sie. „Der ehemalige drummer-boy muß nicht unbedingt wegen des Schmucks umgebracht worden sein. Ein anderer Grund... den wir nicht kennen... Und sein Mörder hat dann auch noch den Schmuck mitgehen lassen, weil so was immer gut ist. Als er aber merkte, wie gefährlich die Juwelen der Marquise waren, hat er sie Ihnen zukommen lassen, anonym...“
„Jawohl, mein Schatz. So ähnlich muß das wohl abgelaufen sein. Aber Geheimnis Nr. 1, das mich am meisten quält: woher wußte der Mörder, daß ich was damit zu tun hatte? Mein Verdacht fiel auf Grandier...“
„...was völlig verrückt war.“
„Absolut unbrauchbar. Roland Gilles genauso. Also? Wer? Stellen Sie sich vor, ich hab auch schon an eine Frau gedacht.“
„Eine Frau? Wer denn?“
„Keine Ahnung. Eine Frau... ganz allgemein. Wegen der fehlenden Ohrringe. Diese Frau konnte eben nicht widerstehen... wollte ein Souvenir von dem Klimbim, den sie abgeben mußte.“
„Ja, schon möglich. Bringt Sie aber auch nicht weiter.“
„Bringt mich überhaupt nicht weiter... Wo mag Roland Gilles jetzt wohl sein?“
Ich machte eine vielsagende Handbewegung.
„Mein Gott!“ rief Hélène. „Wie pessimistisch! Aber weil Sie sich ja sowieso um jeden Preis in Dinge einmischen wollen, die Sie nichts angehen, bleibt Ihnen nur der Club de la Botte-Rouge. Sie haben gesagt...“
„Ich hab Scheiß erzählt!“
„Brüllen Sie nicht so. Vor allem nicht solche Wörter.“ Gehorsam senkte ich meine Stimme:
„Ich hab ganz und gar nicht mehr den Eindruck, daß das eine gute Spur ist.“
„Das können Sie doch noch gar nicht wissen. Solange Sie keinen Fuß reingesetzt haben...“
„Natürlich werd ich hingehen. Und vielleicht schon heute abend. Aber viel Hoffnung hab ich nicht. Obwohl... hätte gern weiterhin Kontakt mit Roland gehabt.“
Sie lächelte:
„Um mit ihm über den Trick mit der Tür zu sprechen?“
„Ja... Warum, glauben Sie, hab ich versucht, ihn glauben zu machen... entschuldigen Sie den Satz, aber mir steht jetzt nicht der Sinn nach brillanten Formulierungen... ihn glauben zu machen, daß noch ein Rest von dem Schmuck frei rumläuft? Die Ohrringe meinte ich nicht damit. Hab von ungefähr der Hälfte gesprochen.“
„Hat er Ihnen das etwa abgenommen?“
„Jetzt sind Sie pessimistisch.“
„So was ist ansteckend. Achten Sie nicht drauf. Reden Sie weiter.“
„Ich hab ihm dieses Märchen erzählt, damit er auf Trab kommt... und sein Hirn in Bewegung setzt. Er kannte Mac Gee besser als wir alle. Der Schwarze hatte vielleicht... hatte ganz sicher Verbindungen, von denen wir nichts wissen... aber Roland. Also hab ich mir gesagt: wenn meine falschen Hinweise den Kleinen auf was Richtiges hinweisen, wenn er jemanden aufspürt, an den er bis jetzt noch nicht gedacht hat, und wenn dieser Jemand der Richtige ist... Merken Sie, wie raffiniert das eingefädelt war?“
„Sehr raffiniert.“
„Zu raffiniert“, lachte ich. „Ich und meine Tricks! Ich müßte Roland auf den Fersen sein wie sein eigener Schatten. Aber ich weiß im Augenblick nicht mal, wo er ist. Ich weiß nicht mal, ob er mir geglaubt hat, wie Sie schon sagten. Und dann... was hätte ich eigentlich davon? Auf jede Frage eine Antwort, so’n Witz! Sie haben recht, Chérie, wie immer.“
Mit einer Handbewegung wischte ich alles zur Seite. Dann zog ich Hélènes Kopf zu mir ran und flüsterte in ihr niedliches Öhrchen:
„Also... Scheiß was drauf! ... Reden wir über was andres.“
„Ja“, stimmte sie eifrig zu, „über etwas, das keine Gelegenheit zum Fluchen gibt.“
„Ob’s so was wohl gibt?“ fragte ich seufzend.
Nach einer Schweigeminute rief Hélène:
„Deux Magots! Ziemlich komischer Name für ein Café. Warum heißt das so?“
„Ganz einfach“, sagte ich. „Genau an dieser Stelle
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