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Titel: nmp06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Freundin Marcelle bei Germain Saint-Germain geklaut hatte. Eine Aufnahme mit Dizzy Gillespie. Mac Gee schien diese Musik sehr geliebt zu haben. Ich kratzte auf dem Etikett, hinter dem ich Rauschgift vermutete. Aber ich fand nichts. Keine gute Idee. Doch ich wollte nichts außer acht lassen. Als nächstes griff ich zu dem Gedichtband von Rémy Brandwell. Schrei des Herzens. Noch einmal las ich die herrliche Widmung für Germain Saint-Germain, in der eckigen Handschrift von jemandem, der sich nicht für ein kleines Licht hielt. Darunter der Namenszug: Rémy Brandwell. Über die gesamte Breite der Seite hinweg. Rémy Brandwell. Die handgeschriebenen Buchstaben konnte man aber auch anders lesen. Tja, du hattest gewonnen, Bernard Lebailly! Du mit deinem Kopf eines Mannes! Hab dir doch gesagt: diese Lektüre ist nichts für dich.
    Als ich glaubte, alles gut im Griff zu haben, war es schon Nacht geworden. Ich steckte meine Kanone ein und ging weg. Die Nacht unterschied sich in nichts von den vorangegangenen: herrlich warm und sternenklar. Diesmal spuckte mich die Metro nicht in Saint-Germain-des-Prés aus, sondern in Vavin. Aber auch heute schwamm ich sozusagen an die Oberfläche, so sehr schwitzte ich.
    Durch die Rue Brea und die Rue Vavin gelangte ich zum Jardin du Luxembourg. Hinter den geschlossenen Gittertoren raschelten die Bäume im leichten, lauen Wind. Ein angenehmer Pflanzenduft erfüllte die Luft, aber nur bis zur Mitte der Rue Guynemer. Die vorbeifahrenden Autos bildeten mit ihrem Benzingestank ein unüberwindbares Hindernis, so daß der ländliche Duft die andere Straßenseite nicht erreichen konnte.
    Ich sah zur Wohnung des Schriftstellers hoch. Die Fenster waren schwach erleuchtet. Ich ging in das Haus und stieg hinauf.
    „Bestimmt erinnern Sie sich noch an meinen Namen“, sagte ich zu dem Diener, der mir die Tür öffnete. „Aber ich sag ihn nochmal: Burma.“
    „Ja, Monsieur. Monsieur Nestor Burma“, vervollständigte er meinen Eintrag im Taufregister.
    Er war frischrasiert, sah sehr würdig aus. Aber immer dieser träge, trübe Blick! Offensichtlich konnte er ihn nicht wechseln wie seine gestreiften Westen. Er fügte hinzu:
    „Monsieur hat mehrmals versucht, Monsieur telefonisch zu erreichen.“
    „Tatsächlich? Das trifft sich gut. Ich wollte nämlich gerade zu ihm. Die großen Geister begegnen sich.“
    Der gute Geist vor mir stimmte höflich zu:
    „Ja, Monsieur... Monsieur hat Besuch. Wenn Monsieur bitte eine Sekunde warten möchte. Ich melde Sie Monsieur.“
    Lautlos ging der Diener durch den Korridor. Ich näherte mich einem Stuhl und... setzte mich nicht. Der Diener ging nicht ganz bis zum Ende des Korridors. Er blieb wie angewurzelt stehen. Ich sprang auf.
    Nicht weit von uns hatte jemand soeben ein teuflisches Lachen ausgestoßen, das Lachen eines Wahnsinnigen. Dann schrie jemand auf vor wahnsinniger Höllenangst. Und dann fiel ein Schuß.

    * * *

    Ich rannte den Diener über den Haufen und stürzte in das wohlbekannte Mehrzweckzimmer. Heute abend wurde hier zweifellos auf bewegliche Ziele geschossen. Die Jagd des Grafen Zaroff. In einer Ecke kauerte zwischen verstreut herumliegenden Büchern Germain Saint-Germain. Ungekämmt, unrasiert, im Pyjama. Kein schöner Anblick. Er wimmerte wie ein Kind. Starb fast vor Todesangst. Seine linke Hand umklammerte den rechten Arm, der soeben was draufgekriegt hatte.
    Mitten im Zimmer stand ein noch junger, aber schon kahlköpfiger Mann und lachte immer noch glucksend. Sein Gesicht sah verlebt aus, sein Anzug abgetragen. In seiner Hand hielt er eine 22er.
    „Schluß jetzt, Tintin!“ rief ich. „Du bist ja total blau. Völlig verrückt. Weg mit der Kanone. Hab dir doch schon neulich geraten, sie wegzuschmeißen.“
    Martin Burnet hörte auf zu lachen, sah mich an und zuckte die Achseln.
    „Jaja, schon gut“, sagte er ruhig und gelassen. „Ich bin nicht besoffen. Jetzt nicht mehr. Ich bin sehr klar bei Verstand.“ Er warf die Waffe hoch, fing sie wieder auf. „Die brauch ich jetzt nicht mehr. Hab diesem Schwein einen Denkzettel verpaßt. Was für ein Anblick! Sieh ihn dir bloß an!“
    Er warf die Kanone auf ein Buffet.
    „Burma!“ rief Saint-Germain, nachdem er mich mit Verspätung erkannt hatte. „Mein Freund!“ Er begrüßte mich mit schluchzender Stimme, wie einen Retter in höchster Not. „Sie wollen mich umbringen, Burma. Retten Sie mich!“
    „Halten Sie die Schnauze“, sagte ich zur Tröstung und zur Rettung seiner Würde.
    Das

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