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Sekretär? — von der
Kleidung her: gutgeschnitten, lässig getragen. Machte den Eindruck, als wär man
immer in einer Filmvorführung. Üblich in einer Branche, bei der selbst die
Kassiererinnen irgendeines Vorstadtkinos sich für Michèle Morgan hält.
Das Garderoben-Büro war
gemütlich eingerichtet. Clubsessel, weiches Sofa, angrenzendes Badezimmer. Der
Tisch in der Mitte des Zimmers war bedeckt mit Zeitungen, gebundenen
Drehbüchern, einem Stapel Filmdosen. Ein Ventilator drehte sich, wirbelte
Zigarrenasche aus einer Kristallschale hoch.
„Kommen Sie rein, Monsieur
Burma“, begrüßte mich der übergewichtige Produzent mit leicht unterkühlter
Liebenswürdigkeit. Er lümmelte sich auf dem Sofa, stand jetzt aber auf, um mir
eine schwitzige Hand zu reichen. Sein rankengemustertes Hemd stand über der
behaarten Brust offen. Er schwitzte, rot im Gesicht.
„Darf ich Ihnen einen Aperitif
anbieten, oder trinken Sie im Dienst nicht?“
„Ich bin nicht im Dienst“,
erwiderte ich. „Weiß nicht mal, was Sie darunter verstehen. Aber ich trinke
gerne was.“
„O.k.! Jean, bitte!“
Jean ging ins Badezimmer, in
dem sich wohl ein Kühlschrank und eine Notsäule für durstige Menschen befanden.
Kurz darauf tauchte er mit Gläsern wieder auf und stellte uns jedem ein
eisgekühltes Getränk vor die Nase. Der Produzent saß inzwischen wieder auf dem
Sofa. Ich hatte in einem Sessel Platz genommen. Laumier trank einen Schluck.
„Ich... äh...“, begann er und
sah zu seinem guten Geist rüber, der sich in einer Ecke des Zimmers zu schaffen
machte, „...äh... ich möchte mich für neulich entschuldigen, für den
Zwischenfall im Camera-Club. Ich war betrunken, aber ich erinnere mich daran,
Ihnen einen Faustschlag versetzt zu haben...“
„Ich hab ihn Ihnen
zurückgegeben“, sagte ich. „Damit sind wir quitt.“
„Ganz und gar nicht! Ich lege
Wert darauf, mich bei Ihnen zu entschuldigen...“
„Außerdem, glaub ich, war der
Faustschlag nicht für mich bestimmt, oder? Sie wollten doch diese Nervensäge
treffen, den jungen Journalisten, nicht wahr?“
„Hm... ja... das stimmt schon.
Trotzdem möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen. Deswegen hab ich Sie am
nächsten Tag sofort angerufen. Ich hatte Ihnen ausrichten lassen, daß Sie
zurückrufen sollten... aber Sie haben keine Verbindung mit mir aufgenommen...“
fügte er in vorwurfsvollem Ton hinzu.
Wofür hielt der sich
eigentlich?
„Als ich es hörte, war es schon
zu spät, um Sie anzurufen“, erklärte ich. „Und dann hab ich’s vergessen. Erst
heute ist mir’s wieder eingefallen. Eine Gedankenverbindung…“
„Gedankenverbindung?“
„Ja. Durch einen anderen
Produzenten mußte ich wieder an Sie denken. Ich komm soeben von Jean-Paul
Montferrier, einem Freund von mir.“
„Montferrier! Ah, ja, stimmt.
Hab gehört, daß er wieder in Paris ist... Aber zurück zu uns. Ich habe Ihr
Schweigen als schlechtes Zeichen gewertet, Monsieur Burma.“ Er stand auf, um
die Richtung des Ventilators zu ändern, murmelte: „Diese Hitze!“, setzte sich
wieder, wischte sich den Schweiß mit einem gelben Seidentuch aus den Falten
seines Stiernackens.
„...Ja, als sehr schlechtes
Zeichen. Hatte schon vorher einen Verdacht gehabt. Ihr Verhalten konnte mich
nur bestärken. Hab daraus geschlossen, daß Sie mich nicht unbedingt wiedersehen
wollten. Und das zog weitere Schlußfolgerungen nach sich. Beim Film nennen wir
das eine ,Kette’ . Na ja... jetzt sind Sie hier. Wir
können offen miteinander reden.“
„Sie hatten einen Verdacht?“
„Ich mag Privatdetektive nicht
besonders, Monsieur“, gab er unumwunden zu. „Besser gesagt, ich verabscheue
sie.“
„Das ist keine Antwort auf meine
Frage.“
In seinen Wurstfingern hielt er
immer noch das gelbe Tuch, fuchtelte jetzt vor dem Stierkopf meiner Pfeife
herum. Zum Glück war das Tuch nicht rot.
„Moment... Es gibt keinen
Privatdetektiv, den Rolande mir nicht auf den Hals geschickt hätte .
Deshalb... als Sie neulich abends vor mir standen, hab ich rot gesehen. Ich
weiß, Sie waren der Leibwächter von Grace Standford. Grace Standford ist wieder
in Hollywood. Also sind Sie frei. Trotzdem treiben Sie sich immer noch in der
Gegend rum. Ich will ganz offen mit Ihnen sein: nicht den jungen Journalisten
wollte ich treffen. Wenn man alle unverschämten Journalisten verhauen wollte,
hätte man viel zu tun. Nein, ich wollte Sie treffen, Sie! Ich war blau, hab mir
was eingeredet. Also, ich entschuldige mich
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