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nochmal dafür „Was eingeredet?“
„Dummes Zeug.“
„Verstehe. Wegen dieser
Rolande, hm?“
„Genau.“
„Wer ist das?“
„Meine Frau. Madame Laumier.
Vor kurzem haben wir uns geeinigt. Es war ausgemacht, daß sie mich von nun an
in Ruhe läßt...“
„Wenn es Sie beruhigt: Ich
arbeite nicht für Ihre Frau.“
„Hm“, brummte er. „Hm...“ Er
sah mich mißtrauisch von der Seite an. „...Na schön... Rolande wird außerdem
kein Glück haben. Ich weiß, wie ich mich zu verhalten habe: vorsichtig, ganz
vorsichtig.“
„Von mir aus“, sagte ich lächelnd.
„Aber was geht mich das an?“
„Schön, reden wir nicht mehr
davon“, schlug er erleichtert vor. „Trinken wir noch ein Gläschen, wenn es
Ihnen recht ist…“
Es war mir recht. Jean ging
wieder ins Badezimmer, um uns eine Erfrischung zu bringen. Hinter dem Vorhang
genehmigte er sich auch einen. Als ich mein Glas geleert hatte, brachte ich das
Gespräch auf den Tod von Lucie Ponceau. Laumier konnte mir nichts Neues
erzählen. Fand das alles nur furchtbar traurig. Da mußte ich ihm zustimmen. Wir
wurden vom Telefon unterbrochen. Laumier nahm den Hörer ab.
„Ja... ja... oh, Scheiße! ...
Gut...“ Er legte wieder auf. „In diesem Beruf ist man vor Hornochsen nie
sicher“, stellte er fest. Er selbst schwitzte immer noch wie einer, rot im
Gesicht.
Ohne Übergang kam er wieder auf
Lucie Ponceau zurück. Ja, sehr traurig. Eine Schauspielerin, die wieder mal ihr
Talent bewiesen hat... Ich nutzte eine Atempause des Produzenten, um von
Montferrier und seinem Besuch Denise Falaise zu sprechen.
„Wußte ich gar nicht“, seufzte
Laumier. Er sah auf seine Uhr. Uhr und Telefon sind die Korsettstangen der
Filmschaffenden. „...Sie sollte nicht vergessen...“ Erneuter Seufzer. „Wie ich
schon sagte: beim Film gibt’s jede Menge Hornochsen... undankbare Hornochsen.
Wer hat denn Denise aufgebaut? Ich! Und jetzt will sie sich offensichtlich eine
Rolle bei Montferrier angeln. Meine Filme reichen ihr nicht mehr. Sind ihr
nicht mehr gut genug! Ach, verdammt! Aber ich kann auch so Filme machen wie
Montferrier, wenn ich will...“
Er stieß noch einen Seufzer
aus. Dann überkam ihn so was wie ‘ne Hitzewelle. Unter dem gelben Tuch verzog
er beinahe schmerzhaft das Gesicht. Sah aus wie das Baby bei der
Wurmmittelreklame, das gerade anfangen will zu heulen.
„Na ja, ich bin ihr nicht böse...
Sie ist ihr eigener Herr... wenn sie ihren Vertrag einhält... und wenn nicht,
muß sie eine Konventionalstrafe zahlen... Nein, ich bin ihr nicht böse... Seit
ihrer nervösen Depression ist sie manchmal...“
„Sie hatte eine nervöse
Depression?“
„Ja. Das bleibt aber unter uns,
hm? Ach ja, nicht immer lustig, das Leben eines Künstlers... Aus verschiedenen
Gründen wurde das Ganze damals nicht an die große Glocke gehängt. Sie sehen,
ich habe Vertrauen zu Ihnen“, lachte Laumier.
„Können Sie auch haben“, sagte
ich. „Madame Laumier zählt nicht zu meinen Klienten.“
Er hob die Schultern, als
wollte er einen normannischen Kleiderschrank aufstellen. Dann leerte er sein
Glas, ohne wieder auf seinen treulosen Star zurückzukommen. Schweißgebadet
forderte er mich auf, ihn ins Studio zu begleiten. Die folgende Einstellung
müsse mich von Berufs wegen unbedingt interessieren! Ich nahm seinen Vorschlag
an in der stillen Hoffnung, Denise Falaise wiederzutreffen.
Na ja, viel gab’s nicht grade
zu sehen. Ich muß sagen, die Bühnenarbeiter hatten recht. Laumier war als
Regisseur ziemlich lahm. Pedantisch, konfus, mußte vor jeder Entscheidung
stundenlang nachdenken. Endlich erklärte er zur allgemeinen Zufriedenheit, das
sei alles für heute. Man hatte das „Flutlicht“ eingeschaltet, ausgeschaltet,
wieder eingeschaltet, Möbel verrückt, Kulissen verändert, unzählige Male
wiederholen lassen... aber keinen Zentimeter Zelluloid belichtet. Und Denise
Falaise hatte ihren Förderer versetzt. Natürlich, Montferriers Gesellschaft war
ja auch amüsanter. Laumier hatte mir also sozusagen meine Zeit gestohlen, aber
die Einsicht vermittelt, daß sich das Kino seit der Zeit, als ich noch dabei
war, nicht verändert hatte.
Ich stieg wieder in meinen
Wagen und fuhr zum Cosmopolitan. Genau vor dem Hoteleingang gab es einen
nagelneuen Zeitungskiosk, nur Chrom und Glas. Ich parkte meine Kiste auf dem
Bürgersteig und ging an dem Kiosk vorbei. Ein bekanntes Gesicht lächelte mir
von der Titelseite des Hollywood-Magazine zu. Die Zeitschrift hieß so,
weil
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