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Auseinandersetzung mit seinem Schatz hatte ihm den Schwung genommen.
Jedenfalls brachte er keinen vollständigen Satz mehr raus, bis wir uns
verabschiedeten. Als gute Freunde.
Nachdenklich ging ich zum
kubistischen Schloß zurück, wo mich Montferrier ungeduldig erwartete. Die
unvorhergesehene Einlage im Bungalow hatte mich auf eine Idee gebracht.
Vielleicht konnte ich noch jemanden hier einschmuggeln? Monique schien mir
dafür sehr geeignet. Ich brauchte ihr nur einen Vertrag zu versprechen. Sie und
Tony Charente würden ein hübsches Paar abgeben. Das Ideale Paar. Sie hatten
beide nicht das Schießpulver erfunden. Aber dafür kannte ich mich ja damit aus.
Film und Marionettentheater liegen näher beieinander, als man meint.
* * *
„Nun?“ fragte Montferrier
erwartungsvoll.
Bei ihm war jetzt eine junge
Frau. Sah ganz so aus wie ‘ne Sekretärin. War auch eine. Seine. Mademoiselle
Annie.
„Ich nehm den Auftrag an“,
sagte ich. „Aber Sie verschwenden Ihr Geld. Wird nichts passieren.“
„Ich schließ ja auch keine
Feuerversicherung ab in der Hoffnung, daß mein Haus abbrennt. Welchen Eindruck
haben Sie von Tony?“
„Sympathisch. Ein großes Kind.“
„Genau. Deswegen sollen Sie ihn
ja auch im Auge behalten...“
Mademoiselle Annie nahm einen
Aktenordner und verschwand. Montferrier schrieb einen Scheck auf meinen Namen
aus.
„Ich muß wohl nicht extra
betonen, daß ich mich absolut auf Sie verlasse, oder? Wunderbar. Worüber haben
Sie mit Tony gesprochen? Sie waren lange bei ihm...“
„Ich hab ihm erzählt, wer ich
bin. Und als Erklärung für meine Anwesenheit hab ich ihm ein Märchen serviert.“
Ich sagte nicht, welches...
„O.k.“, stimmte Montferrier mir
zu. „Sie sind der Fachmann! Hat er Ihnen sein Leben erzählt?“
„Zum Teil...“
Ich dachte, er würde mir was
über die Romanze zwischen Lucie und Tony erzählen. Fehlanzeige. Vielleicht
wußte er gar nichts davon.
„Wie Sie schon so richtig
sagten: er ist ein großes Kind“, bemerkte er nur nochmal.
Er sah auf seine Uhr. Das
Telefon klingelte. Er nahm den Hörer.
„Ja... ja... führen Sie sie
bitte hinauf.“
Er legte auf, erhob sich.
„Morgen fliege ich wieder zur
Côte“, sagte er lächelnd. „Halten Sie sich an meine Sekretärin. Sie bleibt
hier. Auf Wiedersehen, Monsieur Burma.“
Er begleitete mich bis zur Tür
seines Büro-Museums. Wir gaben uns die Hand. Ich schritt durch den endlosen
Korridor. Ein künstlicher Luftzug bekämpfte die Hitze. Endlich stand ich vor
dem Aufzugsschacht. Gerade kam der Aufzug, an Bord der Albino und Denise
Falaise. Die Schauspielerin war schöner denn je. Ihre Kleidung war von
schlichter Eleganz: ein weiter Rock und ein hübsches Sonnenoberteil, das Arme
und Schultern freiließ. Den Rücken bestimmt auch. Um den Hals hatte sie einen
grünen Gazeschal geknotet. Firmin öffnete die Gittertür und trat zur Seite, um
der Besucherin den Vortritt zu lassen. Sie stolperte und rempelte mich. Durch
den Zusammenstoß wurde der Schal gegen ihr Gesicht gedrückt. Eine blonde
Araberin.
„Oh, ich bitte vielmals um Entschuldigung“,
sagte sie höflich.
„Aber, ich bitte Sie...“
Wortreich entschuldigte ich
mich bei ihr. Die Pflicht eines jeden galanten Herrn, dem soeben ein hoher
Absatz die Zehen zerquetscht hat. Denise Falaise ging neben dem Domestiken den
Korridor entlang. Ich sah ihr hinterher. Sie hatte einen schönen Rücken.
7.
Ein
hübscher Artikel für Rabastens
Der Anblick von Denise Falaise
rief mir wieder Laumier in Erinnerung. Ich hatte noch keine Zeit gehabt, ihn
anzurufen. Also wußte ich auch noch nicht, warum er das Bedürfnis verspürte,
mich nach unserem Boxkampf wiederzusehen. Na schön! Heute standen bei mir
Produzenten auf dem Programm. Bis jetzt war es mir nicht schlecht bekommen. An
der Place de PEtoile hielt ich vor einem Bistro und ging in die Telefonzelle.
CONcorde 78-56, stand in meinem Notizbuch. Das Studio, aus dem er mich
angerufen hatte.
„Hier Studio Sonorecran“,
meldete sich eine neutrale Stimme.
„Monsieur Laumier dreht bei
Ihnen, nicht wahr?“
„Ja, Monsieur. Der Tod
ernährt seinen Mann .“
„Wo befinden sich Ihre
Studios?“
„Rue Marbeuf. Das weiß doch
jedes Kind.“
„Bin eben kein Kind mehr.“
Ich fuhr zur Rue Marbeuf.
* * *
Auf den ersten Blick sah es so
aus, als könnte da jeder rein. Die breite Toreinfahrt stand zwar sperrangelweit
auf, aber wenn man mit seinem Wagen auf dem Parkplatz im Hof stand,
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