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heißen, daß Rabastens gerade eine Nachricht
hinterlassen wollte, als ihn der Tod überrascht hatte. Bei einem, der
berufsmäßig schreibt, liegt immer Papier auf dem Tisch. Rabastens. Julot für
die Damen. Höchstens fünfundzwanzig Jahre, Stillzeit eingeschlossen. Rasender
Reporter, der von Star zu Starlet flatterte. Ein Schädel, in dem so einige
Lobeshymnen entstanden waren. Ein Schädel, in dem in Zukunft nichts mehr
entstehen würde. Ein fachmännisch zertrümmerter Schädel.
„Das hat er sich nicht beim
Nachdenken geholt. Auch nicht, indem er gegen die Tür gerannt ist“, bemerkte
Faroux. „Jemand hat ihn niedergeschlagen. Vielleicht um ihn auszurauben,
vielleicht auch nicht. Sieht aber trotzdem nicht so aus, als wär man ihm an den
Sparstrumpf gegangen...“ Er zeigte auf ein Kästchen, das einer von seinen
Schnüfflern auf den Tisch gestellt hatte. „Wir haben keine weiteren Spuren
sichern können. Wenn seine Verletzung weniger tief wär, würde ich sagen, er ist
auf der Straße überfallen und ausgeraubt worden, hat sich dann hierher
geschleppt, um heimlich, still und leise zu krepieren. Hab neulich von so einem
Fall gehört. Jemand wird niedergeschlagen, steht auf, geht nach Hause, ohne zu
merken, daß er einen sauberen Schädelbruch hat. Und dann hat der Kerl nichts
Besseres zu tun, als sich auf der nächsten Polizeiwache zu beschweren. Als er
seinen Fall auseinanderlegt, fällt er mausetot um. Aber die Verletzung von
Rabastens ist zu schwer. Er muß auf der Stelle tot gewesen sein.“
„Wann?“
„Werden wir nach der Autopsie
wissen.“
„Vielleicht hatte er ja auch
einen verdammt harten Schädel, und trotz der furchtbaren Schläge...“
„Nein. Sonst hätte er als
erstes einen Flic alarmiert und wär nicht auf die Idee gekommen, sich hier zu
verarzten. (Möchte auch wissen, womit!) Das hat der Kerl neulich gemacht, und
ich würd’s genauso machen.“
„Ja, wahrscheinlich. Man wird
es ihm also hier besorgt haben. Für Sie doch wohl ein Kinderspiel! Möchte
wissen, warum Sie so ein langes Gesicht machen. Die Concierge kann Ihnen sofort
sagen, wer ihn besucht hat.“
„Ja, Scheiße!“ seufzte Faroux.
„Hier geht’s zu wie in ‘nem Taubenschlag. Hinten im Hof ist eine Druckerei.
Außerdem wohnt eine Klavierlehrerin im Haus. Geht also so einiges an der
Concierge vorbei, im Laufe des Tages! Und keiner hat gefragt, wo Rabastens
wohnte.“
„Also ein Bekannter von ihm.“
„Selbst da bin ich nicht so
sicher. Haben Sie im Gang vor der Conciergeloge die Briefkästen gesehen? Auf
dem von Rabastens steht die Etage. Und an der Wohnungstür hängt seine
Visitenkarte. Konnte also jeder finden, ohne nach dem Weg zu fragen. A propos
Bekannte...“
Er forderte mich auf, ihm alles
zu erzählen, was ich von dem rothaarigen Journalisten wußte. Das war aber
leider herzlich wenig. Dafür kannte ich Rabastens wirklich nicht gut genug.
Dann erklärte mir der Kommissar, wie die Tragödie entdeckt worden war. Die
Flics hatten auf dem Hof rumgeturnt, und einer von ihnen hatte oben auf seiner
Kletterstange gesessen wie ein Affe und in das Fenster sehen können. In diesem
Augenblick hatte Rabastens nicht dort gelegen, wo ich ihn jetzt sah, fertig zum
Abtransport in die Morgue . Seine Stellung war nicht so
feierlich gewesen. Er hatte gesessen, den Oberkörper über dem Tisch. Der Flic
hatte natürlich sofort seine Kollegen alarmiert, und kurz darauf war Florimond
Faroux an Ort und Stelle gewesen.
„Es fällt schwer, keine
Zusammenhänge zu sehen“, sagte Faroux und sah mich schräg von der Seite an.
„Hab angefangen, mich dafür zu interessieren, als ich hörte, daß der Journalist
hauptsächlich über Filme schrieb. Verstehen Sie? Rabastens... Lucie Ponceau...“
Er nahm die Finger zur Hilfe. „Beide wohnen am Parc de Monceau... Gestern die
eine, heute der andere... Verstehen Sie, hm? Dann drängten sich mir noch
weitere Zusammenhänge auf... Hier, dieses Foto...“ Wieder das Spiel mit den
Fingern. „...Rabastens, Covet, Burma. Die drei kennen sich. Rabastens schrieb
über Film, Covet manchmal, Burma hat neuerdings auch was damit zu tun. Covet
und Burma haben die sterbende Lucie Ponceau gefunden. Rabastens ist gerade
ermordet worden.“
„Glauben Sie, es gibt einen
Zusammenhang zwischen den beiden Toten?“
„Keine Ahnung. Vielleicht nur
Zufall. Trotzdem ist das ziemlich merkwürdig.“
„Übrigens... wie weit sind Sie
mit Lucie Ponceau?“
„Verdammt! Dürfen wir
vielleicht mal Luft
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