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würde Adrien Froment mir nicht immer durch die Finger schlüpfen.
Falls er nach Hause gefahren war... Ich beschloß, mich in der Nähe seiner
Wohnung aufzuhalten. Vorher aber rief ich noch aus einem Bistro die Résidence
Montferrier an.
„Haben Sie schon was rausgekriegt?“
Mademoiselle Annie verbarg ihre Bewunderung nicht. Gleich sechs Uhr. Erst vor
drei, vier Stunden hatte sie mich auf Froment angesetzt. Da mußte sie ja den
Eindruck haben, daß ich ein ganz Schneller war!
„Weiß noch nicht“, antwortete
ich. „War soeben bei Laumier, Chef von Denise Falaise. Der hat eine Stinkwut
auf Montferrier.“
„Ach! Sie wissen Bescheid?“
„Klar. Soll mich nicht wundern,
wenn er Montferrier mit gleicher Münze heimzahlt. So wie der kocht...“
Mademoiselle Annie lachte.
„Wirklich? Möchte wissen, wie
er das machen will.“
„Adrien Froment war gerade bei
ihm.“
Ich hatte das Gefühl, die
Sekretärin aufspringen zu sehen. „Was!“ schrie sie überrascht. „Laumier...
unmöglich... Der ist doch völlig blank!“
„Wird erzählt. Ich halt ihn
eher für geizig. Das ist nicht dasselbe.“‘
„Nein, nein! Er besitzt keinen
Sou. Das wissen alle. Und so ‘ne dicke Sache, vor allem wenn Monsieur
Montferrier schon die Option besitzt, das geht in die Millionen!“
„Für seine Filme treibt er
immer noch Geld auf...“
„Das kann man nicht
vergleichen... Laumier! ...“ Ich hörte deutlich, wie sie auf die
Schreitischplatte trommelte. „...Er ist der letzte, an den ich gedacht hätte.
Oder...? Es gibt zwei Möglichkeiten, Monsieur Burma: entweder Laumier hat die
Absicht, Froment reinzulegen — wär ziemlich komisch, für uns kaum gefährlich — , oder aber er ist der Strohmann einer Art Verschwörung.
Ausgewählt, eben weil er blank ist und deshalb unverdächtig, uns Knüppel
zwischen die Beine zu werfen. Versuchen Sie bitte, das rauszukriegen, Monsieur
Burma.“
„Werd mein Bestes geben,
Mademoiselle. Was anderes... Haben die beiden was zusammen, Laumier und Denise
Falaise?“
„Keine Ahnung. Möglich. Laumier
hält sein Liebesleben geheim.“
„Ja, in dieser Hinsicht ist er
ziemlich eigen.“
Ich verließ die Telefonkabine
und ging an die Theke, um das bestellte Getränk zu trinken. Ja, ziemlich eigen,
dieser Laumier. Hatte er wirklich Angst vor seiner Frau, oder war sie ihm
scheißegal? Seine Haltung ihr gegenüber schien sich jeden Tag zu ändern. Ich
hatte den Eindruck, daß seine Angst gar nicht so schrecklich war und er sein
Liebesleben auch nicht sehr geheimhielt. Mit seiner Anwesenheit in der Villa
von Denise Falaise — wenn auch in ihrer Abwesenheit — lieferte er seiner Frau
schwerwiegende Argumente vor dem Gesetz. Oder war die auch nicht in Paris? Es
war Ferienzeit... Laumier... Laumier... mit seinem Namen ging es mir genauso
wie mit dem von Errico Melganno. Name oder Person hingen für mich mit
irgendeiner Kleinigkeit zusammen, flüchtig, dunkel, halb vergessen...
Merkwürdig! Ein todsicheres Mittel, Kopfschmerzen zu kriegen. Dabei brauchte
mein Kopf seit seiner Bekanntschaft mit Clovis dringend Schonung. Ich versuchte
abzuschalten und fuhr in die Rue Jean-Goujon.
* * *
Adrien Froment war zu Hause. Er
wohnte im Erdgeschoß, rechts neben einem baumbepflanzten Hof, der sich bis zur
Avenue Montaigne erstreckte. Das Haus sah aus wie ein ehemaliges
Botschaftsgebäude, das jetzt in ein Mietshaus umgewandelt worden war. Eine Art
Zugehfrau führte mich zu dem Geschäftsmann in den Salon. Froment spielte mit
meiner Visitenkarte, die ihm die Frau gegeben hatte. Er sah mich aufmerksam an,
immer mit diesem nachdenklichen Blick, so als grübelte er, grübelte und
grübelte...
„Monsieur Burma?“ fragte er.
„Ganz recht, Monsieur“, bestätigte
ich.
„Privatdetektiv?“
„Ja, Monsieur.“
„Hab Ihren Namen in der Zeitung
gelesen“, tastete er sich behutsam vor.
„Möglich.“
„Was verschafft mir die Ehre?“
„Ein Privatdetektiv, Monsieur,
kümmert sich um die verschiedensten Dinge. Beschattungen, Auskünfte aller Art,
Scheidungen...“
„Ich bin nicht verheiratet“,
unterbrach er mich. „Und deswegen...“ Er sah auf seine teure Armbanduhr.
„...Meine Zeit ist kostbar. Kommen Sie bitte zur Sache, Monsieur.“
„...Scheidungen, Kontakte,
Geschäfte, Verhandlungen“, setzte ich meine Aufzählung fort. „Sie vertreten,
glaube ich, die Interessen von Professor Borel, den Erfinder eines Verfahrens
für den dreidimensionalen Film, nicht wahr?“
Seine Augen
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