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Tasche. Ich stecke meine Kanone wieder ein und setze mich.
„Also“, beginne ich, „mein
lieber... äh... Montolieu, nicht wahr? Lassen wir das mit Roussel. So was taugt
doch nur für Makler, hm?“
Er sagt keinen Ton. Sieht mich
nur an.
„Verdammter Montolieu! Der Wein
ist abgefüllt. Jetzt muß er getrunken werden. Der Wein!“ Ich zwinkere ihm zu.
„Sie sehen, ich weiß, wo die Goldbarren liegen, hm? Einfach und geschmackvoll.
Verdammter Montolieu! Ehrenwerter Bürger, darauf bedacht, mit seinem Gewissen
und der Polizei im Einklang zu leben! So sehr, daß er den wohlmeinenden Rat
eines Privatflics in den Wind schlägt, sich ruhig zu verhalten. Auch wenn der
besagte Privatflic von einem Kommissar deshalb angeschnauzt wird. Also, ich muß
sagen, du hast mich ganz schön von der Rolle gebracht, ‘n Moment lang fühlte
ich mich so schlau wie Bébert. Ich hatte mir eine Theorie zurechtgelegt. War
wohl zu wacklig. Deine Aussage hat sie total umgeworfen. Hab ich erst hinterher
kapiert. Die Flics würden sowieso rauskriegen, daß du Lecanut gekannt hast.
Also besser, die Initiative ergreifen... die sofort Früchte tragen konnte. Du
wolltest die Flics gegen mich aufhetzen. Oder warum hast du sonst erzählt, daß
ich dir geraten hatte, die Schnauze zu halten? Sie sollten mir das Leben
schwermachen. Solange ich mich mit ihnen auseinandersetzen müßte, käme ich zu
nichts anderem mehr. Pech für dich, Montolieu: Faroux hat mich nur angepfiffen,
mehr nicht. Aber warum eigentlich hast du dich in die Höhle des Löwen begeben
und hast mich damit beauftragt, deine Stieftochter zu suchen? Ich wär zwar
sowieso auf dich gekommen, klar, aber das konntest du ja nicht ahnen. Simones
Idee, hm?“
Er antwortet nicht. Ich lächle.
„Simone! Falls du dir noch
nicht klar darüber bist, werd ich’s dir sagen: es war ein Fehler, deine Geliebte
abzumurksen. Aber sie hat das Schicksal herausgefordert. Wollte ganz besonders
schlau sein. Vielleicht hab ich selbst sie auch etwas animiert, als ich mich
für sie interessiert habe... Wie dem auch sei, jedenfalls hat sie dir diesen
besonders genialen Trick eingeredet. Christines Verschwinden gab dir einen
ausgezeichneten Vorwand, dich mit mir in Verbindung zu setzen. Gleichzeitig
konnte Simone ihrerseits versuchen, mich auszuschalten. Müßte doch mit dem
Teufel zugehen, wenn das nicht klappen würde! Aber als wir uns dann
gegenüberstanden, du und ich, hast du geahnt, daß das in die Hose gehen mußte.
Du warst so wütend auf Simone und ihre Tricks, daß du sie erwürgt hast...
vielleicht ohne es zu wollen... bestimmt... du siehst, ich gesteh dir mildernde
Umstände zu: Herbeiführen eines gewaltsamen Todes ohne Tötungsabsicht. Aber tot
ist tot. Du hast dich wie wild auf die Leiche gestürzt; denn durch ihren Tod
wurde nichts besser... im Gegenteil.“
Ich hole Atem. Er nutzt die
Pause, um mir entgegenzuhalten: „Nestor Burma, Sie sind ein Idiot. Ich kapier
nichts von Ihrem Gequatsche. Gut, ich habe meine Geliebte getötet, in einem
Wutanfall. Aber weil sie mich betrogen hatte, deshalb. Und jetzt bitte ich Sie,
mich mit Ihren verrückten Ideen zu verschonen und mich zur Polizei zu bringen.“
Also wirklich! Hut ab! Ganz
schön dreist, der Junge. Dem fällt immer noch was ein. Na warte! Dir werd ich
schon das Maul stopfen!
„Gut, gut. Sie hat dich also
betrogen, du hast rot gesehen und zack !, Hände um den
Hals, Erwürgen und Schlagen mit dem Aschenbecher auf’s Zifferblatt, um ihr
Manieren beizubringen. Gut und schön. Aber wie erklärst du, daß diese Schlüssel
hier…“ - Ich zeig sie ihm — „...zu dieser Villa gehören und in Lecanuts Besitz
waren? Der hat sie nämlich bei seinem Trapezakt auf der Achterbahn verloren.
Und wie erklärst du, daß Lecanuts Koffer in einem Schrank lag, hm?“
Stille. Dann:
„Aus dem einfachen Grund, weil
Simone mich mit Lecanut betrogen hat.“
„Gut. Du bist einer nach meinem
Geschmack. Hast auf alles ‘ne Antwort. Toll. Mal sehen, wie lange du das
durchhältst. Mußt du dich verkleiden — Schnurrbart, Toupet, Brille — , wenn du nachts herkommst und das Grab für dein Opfer
schaufelst?“
„Hier heiße ich nicht
Montolieu, sondern Roussel. Das wissen Sie doch. Hab keine Lust, daß mein
Liebesleben ans Tageslicht kommt. Es muß niemand wissen, daß Montolieu und
Roussel identisch sind.“
„Hm... Diese Antwort befriedigt
mich nicht.“
„Sie müssen sich wohl damit
zufriedengeben.“
Ich antworte nicht, sondern
steh auf und
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