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Titel: nmp12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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hol meinen Revolver wieder raus. Mir ist so, als hätte ich ein
Geräusch gehört. Im Haus oder draußen. Schwer zu sagen. Da wird auch schon die
Tür geöffnet, und im Türrahmen steht ein Mann.
    Deswegen also hat mein
Weinhändler das Aussehen verändert! Hat jemanden erwartet, dem er sein wahres
Gesicht nicht zeigen wollte.
    Ich bedrohe den neuen Gast mit
meiner Kanone und befehle ihm, die Hände hochzunehmen. Er gehorcht. Sein
scharfer Blick wandert von mir zu dem Schnürpaket, dann wieder zum Schießeisen.
    Der Neue ist ein Mann von
vierzig Jahren, fett, Hakennase, gut gekleidet, an fast jedem Finger einen
Ring. Die Krawattennadel alleine ist schon soviel wert wie ‘n ganzes
Wäschegeschäft. Offensichtlich überrascht ihn der Revolver in meiner Hand. Aber
erschüttert ist er nicht. Die gesellschaftliche Stellung dieses Herrn ist mir
so ungefähr klar.
    „Treten Sie ein“, sage ich.
„Die Vorstellung ist kostenlos!“
    Er kommt herein, die Hände
immer noch erhoben. Ich dirigiere ihn in den hinteren Teil des Salons und
schiebe mit dem Fuß die Tür zu.
    „Reizender Empfang“, bemerkt
der Kerl trocken, und zu Montolieu gewandt, der jetzt etwas bedrückter aussieht
als vorher: „Was hat das zu bedeuten?“
    „Achten Sie nicht drauf“,
antworte ich. „Haben Sie das Geld?“
    „Welches Geld?“
    Ich mustere ihn von Kopf bis
Fuß.
    „Nein, Sie haben’s wohl nicht.
Sonst hätten Sie mindestens ein kleines Köfferchen bei sich. Ganz schön
vorsichtig, hm?“
    „So vorsichtig, daß ich Ihnen
in die Falle gegangen bin. Reden Sie keinen Quatsch, Monsieur. Ich bin nur ein
friedlicher einsamer Spaziergänger...“
    „Wie Rousseau, hm?“
    „So ungefähr. Nur daß ich mich
ungerne in den Arsch treten lasse. Merken Sie sich
das!“
    „Einsamer Spaziergänger! Von
wegen! Sagen wir Goldhändler oder Hehler. Das kommt der Sache schon näher.
Umdrehn! „ Er gehorcht. Ich nehm ihm das Schießeisen ab, das er unter der
Achsel mit sich rumschleppt. Dann taste ich weiter. Er beklagt sich, weil ich
ihn kitzle. Plötzlich läßt er den Arm fallen und nimmt mich in den
Schwitzkasten. Mein Hals ist wie in einem Schraubstock eingeklemmt. Dann dreht
er sich um, hebt mich fast hoch dabei. Mir bleibt die Luft weg. Ich hab noch
das Gefühl, daß ein Dritter hinzugekommen ist. Dann kassiere ich den üblichen
Schlag hinter die Ohren. Ich stürze zu Boden. Zur Begleitung läuten Glocken das
Harry-Lime-Thema.
     
    * * *
     
    Ich kippe zwar nicht aus den
Latschen, bin aber völlig manövrierunfähig. Um mich herum entsteht Bewegung.
Wie durch einen roten Schleier hindurch sehe ich verschwommene Gestalten. Ich merke,
wie man mich durchwühlt und mir Hand- und Fußgelenke fesselt.
    „Ich mag keine Arschtritte“,
höre ich jemand sagen.
    „Ja, aber selbst welche
austeilen! Ich kriege einen erster Güte verpaßt. Dann
werd ich hochgehoben und mehr oder weniger bequem in einen Sessel gelegt. Eine
Ohrfeige bringt mich zu mir. Fast sofort kann ich wieder ganz normal sehen und
hören. Nur noch leichte Kopfschmerzen.
    Meine drei Richter stehen vor
mir. Montolieu (jetzt wieder ohne Fesseln), der Kerl mit den Ringen und der,
der mir eins über die Rübe gegeben hat. Ein Bläßling mit glanzlosen Augen in
einer schmalen Fresse. Ausdrucksvoll wie’n Bügeleisen. Bestimmt ‘n gefürchteter
Pokerspieler. In seiner Hand seh ich einen Revolver. Der Kerl sieht aus wie’n
Leibwächter, einer für die Drecksarbeit. Der mit den Ringen hat auch einen
Revolver in der Hand, aber außerdem noch meine Papiere.
    „Privatdetektiv“, sagt er mit
seiner tonlosen, ruhigen Stimme. „Welche Rolle spielt der?“
    „Werd’s Ihnen erklären“,
verspricht Montolieu. „Später. Ist nämlich ‘ne lange Geschichte.“
    „Das kann er jetzt sofort
selbst erklären. Ist doch nicht geknebelt...“
    Stimmt. Die haben mich nicht
geknebelt. Nett von ihnen. Sag ich dem Ringo.
    „Die Nachbarn sind weit genug
weg“, sagt er achselzuckend. „Sie können ruhig schreien. Aber... Würde Ihnen
nicht raten zu schreien.“
    Er läßt vielsagend sein
Schießeisen im grellen Licht der Deckenlampe blinken. Pokerface imitiert ihn.
    „Ich schrei schon nicht“,
versichere ich. „Bin doch kein Kind. Tja... meine Rolle... ‘ne lange Geschichte,
wie Monsieur schon so richtig sagte.“
    „Verstehe. Keiner will
auspacken, hm? Gefällt mir immer weniger. Verdammte Scheiße...“ Er sieht
Montolieu an. „Ich komm hierher, vertrauensvoll...“
    „Von wegen,

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