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No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition)

Titel: No Copyright. Vom Machtkampf der Kulturkonzerne um das Urheberrecht. Eine Streitschrift. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke van Schindel , Joost Smiers
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zu seiner oder ihrer Reputation bei. Eine wachsende Gruppe solcher Künstler kümmert sich aber nicht um das Urheberrecht und hat auch kein Interesse an einer kollektiven Variante davon. Sie initiieren Projekte, entweder auf Auftragsbasis oder um sie auf dem Markt zu verkaufen. Und wenn sie ihr Projekt verkauft haben, fangen sie mit dem nächsten an. Sie erzielen ihr Einkommen mit dem jeweiligen Werk, an dem sie konkret arbeiten. In Kapitel 4 werden wir neue Geschäftsmodelle, die sich derzeit im Bereich von Kunst und Kultur entwickeln, noch detaillierter besprechen.
    Allerdings würden solche kollektiv arbeitenden Künstler es vermutlich nicht gut finden, wenn jemand anders vorgäbe, der Besitzer ihres Werks zu sein, und ein Copyright darauf beanspruchen würde. Dem können sie vorbeugen, indem sie sich bestimmter Instrumente bedienen, mit denen sie einerseits unerwünschte Aneignungen verhindern, andererseits beispielsweise die Nutzung des Werks für nichtkommerzielle Zwecke zulassen können. Solange es das Urheberrecht noch gibt, bieten sich dafür die Creative-Commons-Lizenzen an. Diese Lizenzen beruhen darauf, dass zwar das Urheberrecht am Werk nicht aberkannt wird (das wäre auch gar nicht möglich, denn sobald ein Werk geschaffen wird, ist es automatisch urheberrechtlich geschützt), andere das Werk aber trotzdem mehr oder weniger frei nutzen dürfen, zu bestimmten Bedingungen.
    Letztlich landet man also doch wieder beim Urheberrecht, wenn auch bei einer kritischen Variante davon, weil es das System nun einmal gibt. Auch wenn man keinen besonderen Drang verspürt, das eigene Werk urheberrechtlich zu schützen – die private Aneignung ist nun einmal die Regel, das lässt sich nicht leugnen. Am besten spielt man das Spiel also mit, aber nach den eigenen Regeln.
    Was uns Autoren dieses Buchs angeht: Aus genau diesen Gründen haben sich Verlage in unterschiedlichen Ländern dazu entschlossen, das Buch unter einer Creative-Common-Lizenz (CC) zu veröffentlichen. Andere, die lieber das altmodische Urheberrecht auf unser Buch loslassen wollten, haben wir allerdings auch nicht daran gehindert. Schließlich leben wir in einer Welt, die den fundamentalen Paradigmenwechsel, für den wir plädieren – und den wir im nächsten Kapitel ausführlicher vorstellen –, (noch) nicht erlebt hat. Die Augen vor dieser Realität zu verschließen, wäre sinnlos.
    Vor einer ganz anderen Herausforderung steht das Urheberrecht in modernen, nichtwestlichen Ländern, die im Allgemeinen arm oder sogar sehr arm sind. Im Kontext unserer Analyse sollte man nie vergessen, dass das Phänomen der individuellen Privatisierung von Kunst und Kultur in den meisten Kulturen unbekannt oder nur von untergeordneter Bedeutung ist. Diese Länder werden jetzt aus heiterem Himmel mit zwei unterschiedlichen Realitäten konfrontiert.
    Einerseits wird es für die dort lebenden Künstler infolge der Modernisierung der Gesellschaft und der damit verbundenen technologischen Fortentwicklung leichter, größere Märkte zu erschließen. Produzenten, Plattenfirmen und andere Werkmittler bieten ihre Dienste an und beeinflussen manchmal auch den Inhalt der Werke. Hier wird das Urheberrecht wichtig.
    Andererseits haben diese Länder keine Wahl. Ihre Mitgliedschaft in der WTO bedeutet, dass sie in ihrer jeweiligen Gesetzgebung die Vorgaben des TRIPS-Abkommens umsetzen müssen. (Siehe Deere 2011) Der Übergang von einem System ohne Copyright zu einem voll ausgebauten Schutzsystem bringt enorme Veränderungen mit sich. Kunst und Kultur gehörten bislang der Gemeinschaft und standen allen zur Verfügung – abgesehen von bestimmten Steuerungsmechanismen und Einschränkungen, die eventuell das Gemeinschaftsrecht mit sich brachte. Jetzt kann sie plötzlich vom individuellen Künstler als Privatbesitz beansprucht werden, sodass sie dann nicht mehr ohne Weiteres von anderen genutzt oder bearbeitet werden darf. Infolgedessen löst sich die Vorstellung von allgemein zugänglichen kollektiven Ausdrucksformen in Luft auf. Besonders deutlich ist dies im Bereich der Patente zu sehen, wo ortsansässige Gemeinschaften enteignet werden und ihr traditionelles Wissen in private Hände fällt. Doch auch wenn Kunst und Kultur privatisiert werden, verändert das lokale Kulturen in fundamentaler Weise, nur dass es dann weniger offensichtlich ist. Die scheinbare Logik des Urheberrechts wird mit überwältigender Macht an den Mann bzw. die Frau gebracht, was es schwer macht, in angemessener

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