Noah: Thriller (German Edition)
Ausgangssperren einhalten. Sie bleiben zu Hause. Verzichten auf ZetFlu.«
»Du bist ein kluger Kopf, John. Vielleicht hast du recht. Aber wie, denkst du, wird der Papst reagieren, wenn ich ihm die Bilder von sterbenden Menschen zeige? Aus Brasilien, Afrika, von den Philippinen? Von Menschen, die in den Slums vom Militär eingekesselt werden, weil ihnen der Zugang zu den rettenden Medikamenten verwehrt werden soll. Die man aus der Luft mit nutzlosen Desinfektionsmitteln besprüht, anstatt ihnen wirksame Medikamente zu geben. Wie wird er reagieren, wenn ich ihn bitte, die Ärmsten unter seinen Glaubensbrüdern mit kostenlosen, zugelassenen Impfstoffen versorgen zu dürfen, die die USA den Unterdrückten nur vorenthalten, weil sie Angst haben, es gäbe nicht mehr genügend Tabletten für die privilegierten Bürger? Ich werde dem Papst empfehlen, sich auf die Seite der Schwachen zu stellen. Sein Wort wird mehr Gewicht haben als das des Präsidenten, glaubst du nicht auch? Ganz besonders, wenn er sich nach meinem Besuch selber angesteckt hat.«
Ein sichtbarer Ruck ging durch seinen Körper. »Ich werde jetzt gehen, John. Für immer.«
Mit unerwartet schnellen Schritten humpelte er an Noah vorbei und schlug mit einer Krücke gegen die Tür. Sofort war Cezet zur Stelle. Sie hatte die Tür geöffnet und richtete die Waffe auf Noah. Altmann schenkte sie kaum Beachtung. Abgesehen von der Ansteckungsgefahr, vor der sie sich mit dem Anzug schützte, ging von ihm keine Bedrohung mehr aus. Der Agent war wieder zur Seite gesackt und lag bewusstlos mit dem Kopf auf dem Teppich.
»Ich habe unsere Zeit sehr genossen, John, auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren.«
Zaphire lächelte traurig und deutete auf den Einbauschrank. »Dadrin sind Wasser und Lebensmittel für die nächsten Wochen. Ich habe veranlasst, dass du nach sechs Wochen wieder herausgelassen wirst.«
Sobald ich mich nicht mehr erinnere.
»Das kannst du nicht tun!«, sagte Noah, obgleich er wusste, dass Zaphire auch in diesem Punkt die Wahrheit sprach.
Sein Vater war nicht seinetwegen nach Rom gekommen. Nicht wegen des Videos. Sondern um Projekt Noah endgültig abzuschließen.
Und jetzt, da die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen und von außen verriegelt worden war, gab es nichts mehr, was er tun konnte, um die Katastrophe abzuwenden.
19. Kapitel
Manila, Philippinen
Leichter ist es, das Meer bis zum Grund auszuleeren, als einen wahren und aufrichtigen Freund zu finden , hatte Alicia von ihrer Großmutter gelernt, und nicht zum ersten Mal in ihrem Leben wurde das alte philippinische Sprichwort auf die Probe gestellt.
Der barfüßige, etwa vierzig Jahre alte Mann, der von der Ladefläche des Lkw auf sie herabsah, war verhältnismäßig klein für einen Europäer. Er trug kurze Khakihosen und ein pinkfarbenes Poloshirt, durch dessen geöffnete Knopfleiste ein Büschel rötlicher Brusthaare hervorquoll. Seine helle Haut hatte sich noch nicht an die Sonne Manilas gewöhnt. Die hohe Stirn und sein Halsansatz pellten sich ebenso wie seine sommersprossigen Handrücken.
»Bist du verrückt geworden?«, fragte er Marlon und gähnte.
Heinz schien geschlafen zu haben und war nicht gerade erfreut, soeben von einem wilden Getrommel an die Scheiben der Fahrertür geweckt worden zu sein.
»Das war meine erste Pause seit achtzehn Stunden.«
Wegen des breiten deutschen Akzentes konnte Alicia das Englisch des Arztes nur schwer verstehen. Aber sein nervöser Blick war kaum zu missdeuten. Heinz hatte Angst, jemand könnte sie hier zusammen sehen.
Zu ihm zu gelangen war einfacher gewesen als gedacht. »Der Mensch ist ein Herdentier«, hatte Marlon gesagt und war eine Auffahrt weiter rechts auf das Nachbargelände marschiert, von wo aus sie sich dem Worldsaver-Zelt und dem in der offenen Garage geparkten Sattelschlepper problemlos von hinten hatten nähern können. Niemand hatte sie beachtet. Keiner hatte Interesse an einem aufgebockten Lkw mit platten Reifen, dessen Motor laut vor sich hin tuckerte, um die Elektronik mit Strom zu versorgen. Frauen, Kinder, Alte, die Verzweifelten auf der Straße – sie alle wollten nur zu den Ärzten ins Zelt.
»Was zum Teufel sucht ihr hier?«, fragte Heinz.
»Sie braucht Hilfe.«
Marlon zeigte auf das Bündel, das Alicia an ihre Brust presste. In ihrem Fuß pochte ein dumpfer Schmerz, der Hunger hatte ihren Magen zu einem brüllenden Knoten geschrumpft, und weil sie viel zu wenig getrunken hatte, drohte ihr der Schädel zu
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