Noah: Thriller (German Edition)
ist.«
Altmann biss vor Schmerzen die Zähne zusammen. »Du musst dir nur überlegen, was du mit meiner Leiche machst. Verwesungsgestank ist nicht gerade das beste Zimmerdeo in geschlossenen Räumen.«
»So weit lass ich es nicht kommen«, sagte Noah und setzte sich neben Altmann auf die Kante des Sofas.
»Und wie willst du das anstellen?«
»Ich kann ihn immer noch stoppen. Ich weiß, wo das Video ist.«
Altmann gelang es mit Mühe, sich mit den Ellenbogen hochzustemmen, und öffnete den Mund. Sein Zahnfleisch war komplett schwarz. Abgestandener, fauliger Atem schlug Noah entgegen.
»Wo?«, fragte er, dann fiel der erste Schuss.
Insgesamt wurden vier abgegeben, aber nur der letzte erreichte sein Ziel.
Der erste blieb hinter der Polsterung im Türblatt stecken. Der zweite und dritte beschädigten lediglich das Schloss. Erst das vierte Projektil machte es unbrauchbar.
In einer instinktiven Reaktion warf sich Noah flach auf den Boden. Auch Altmann rollte sich von der Couch herunter.
Noah überlegte noch, ob sie es gemeinsam bis ins Badezimmer schaffen würden, als die Tür aufschwang und der Schütze über die Schwelle trat.
»Celine!«
Noah hatte sie sofort erkannt, sich aber erst wieder aufgerappelt, als sie die Waffe bereits sinken ließ. Überrascht und irritiert zugleich ging er auf sie zu.
Du lebst?
Er musste sich eingestehen, nicht mehr an sie gedacht zu haben. In der Zwischenzeit war so viel passiert, dass er nicht einmal die Zeit zum Trauern gefunden hatte. Weder um sie, von deren Tod im Chaos auf den Straßen er überzeugt gewesen war, noch um Oscar, den er auf den harten Stühlen im Vorraum der Klinik zurückgelassen hatte.
Tatsächlich hatte Celine einige tiefe Schrammen im Gesicht, und ihre Unterlippe war stark geschwollen, vermutlich durch einen Tritt oder Faustschlag, den sie sich in der Menge eingefangen hatte. Aber ansonsten machte sie einen unversehrten Eindruck.
»Wie hast du uns gefunden?«, fragte Altmann, dem die Kraft fehlte, sich wieder aufs Sofa zu ziehen. Seine Stimme war brüchig, und es fiel ihm eindeutig immer schwerer, sich verständlich zu artikulieren, doch der Argwohn, der in seiner Frage mitschwang, war nicht zu überhören.
Wie bist du in das geheime Untergeschoss gekommen? Woher hast du die Waffe?
»Ich, ich …« Celine setzte mehrmals an, ohne den Satz zu vollenden.
Ihre Blicke wanderten unsicher und fahrig durch den Raum. Nichts von dem, was sie sah, schien sie zu registrieren. Sie wirkte wie auf Drogen.
Schock, lautete Noahs Analyse, noch bevor Celine die Waffe aus der Hand gefallen war und sie in Tränen ausbrach.
21. Kapitel
Etwa zwanzig Minuten später
Zwei Gefallen.
Das war alles, worum Altmann Noah gebeten hatte, bevor dieser gemeinsam mit Celine zum Petersplatz aufgebrochen war. Zu Fuß. Um Zaphire zu stoppen, was selbst dann kaum zu schaffen war, wenn Noah sich konsequent an den Plan hielt, den sie in der kurzen Zeit ausgearbeitet hatten, während Celine sich etwas beruhigte.
Zwei letzte Gefallen.
Den ersten hielt er gerade in seiner Hand: das Haustelefon im Gang der Klinik. Es war grau und fühlte sich billig an, aber anders als der stillgelegte Apparat im Chefarztbüro tat es seinen Dienst.
Altmann lag auf der Liege, mit der sie ihn in den Flur geschoben hatten, bis direkt unter den Wandapparat, und lauschte dem Freizeichen.
Eigentlich hatte er nicht damit gerechnet, dass sich die Verbindung aufbaute. Nach dem 11. September waren die Leitungen in die USA komplett überlastet gewesen, vor allem die der Mobiltelefone. Heute war die Katastrophe nicht kleiner und die Netze mit den Jahren nicht leerer geworden. Aber es klingelte.
Während Altmann darauf wartete, dass am anderen Ende abgehoben wurde, überlegte er, ob Noah das Richtige tat, indem er Celine vertraute. Sie einweihte. Und sogar zum Teil des Plans gemacht hatte.
Er selbst hatte seine Bedenken.
Sicher, es gab nur eine Neo Clinica in Trastevere. Celine hatte ihr Ziel gekannt und nur nach dem Weg fragen müssen. Aber wie war sie hier nach unten in das dritte, offiziell nicht existierende Untergeschoss gelangt? Zudem mit einer Waffe?
Zuerst hatte die Schwangere nur geheult und keine plausiblen Erklärungen dafür abliefern können, bis Noah es geschafft hatte, sie in den Arm zu nehmen und zu beruhigen.
Fünf. Sechs.
Altmann zählte die Freizeichen.
»Ich bin beinahe draufgegangen, du Arschloch«, hatte sie ihn angeschrien, nur weil er gewagt hatte zu fragen, wo sie die ganze Zeit
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