Noah: Thriller (German Edition)
Gewinn, Ruhm und Geld strebt?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Noah und wandte sich zum Gehen.
Ich weiß nur, dass Völkermord keine Option sein kann. Niemals.
Er war schon an der Tür, als ihn eine Erinnerung heimsuchte. Sie war auf einmal da, ohne dass er wusste, woher sie kam.
»Kennst du die Geschichte von dem Sturm und dem Mädchen am Strand?«, fragte er seinen Vater.
Zaphire sah erstaunt auf.
»Ein Sturm hatte eine Million Fische an Land gespült«, begann Noah. »Und ein kleines Mädchen warf einen nach dem anderen ins Meer. So viele, wie sie konnte, solange die Fische noch lebten.«
Zaphire zog das Blut in der Nase hoch und lächelte wissend.
»Und während sie dabei war«, fuhr Noah fort, »kam ein alter Mann vorbei und fragte sie: ›Das sind doch eine Million Fische, und du kannst gerade mal wenige Dutzend retten. Was macht das schon für einen Unterschied?‹ Und da sagte das Mädchen …«
Zaphires Lächeln wurde traurig. »›Für den einen‹«, führte er Noahs Fabel zu Ende, »›für den einen Fisch macht es einen Unterschied.‹« Er richtete sich auf. Seine Augen glänzten. » Ich habe dir diese Anekdote erzählt.«
Mag sein.
Noah wusste auch nicht, weshalb er sich ausgerechnet jetzt an sie erinnerte. Sie war auf einmal da gewesen, so wie ein Bauchgefühl, das einen zweifelsfrei zwischen Richtig und Falsch unterscheiden lässt.
Lange sahen sich Zaphire und er in die Augen, dann sagte Noah, bevor er seinen Vater für immer verließ: »Mag sein, dass wir auf einen Kollaps zusteuern. Mag sein, dass schon längst alles verloren ist. Ich weiß es nicht. Aber vielleicht ist ja unter den vielen, deren Tod ich verhindern konnte, der eine Mensch, der weiß, wie wir uns ändern können. Der eine, der den Unterschied macht.«
27. Kapitel
Einen Monat später
New Jersey, USA
Der Brief wog eine Tonne. Mindestens.
Und mit jeder Sekunde, die sie ihn in der Hand hielt, wuchs sein Gewicht um weitere hundert Kilo. Celine legte ihn vor sich auf den Küchentisch, doch die Last, die sie spürte, wurde nicht geringer.
MedSearch Inc. , lautete der Stempel auf dem Absenderfeld. Ein Labor in Boston. Andere in der Umgebung waren vermutlich ausgebucht gewesen. Wie die meisten, seitdem sich fast jeder Mensch auf Manila-Grippe untersuchen und impfen lassen wollte.
Celine betrachtete den Umschlag, ohne ihn anzufassen. Unschlüssig, ob sie warten sollte, bis ihre Mutter vom Einkaufen zurück war. Dann wäre sie nicht allein, wenn sie ihn öffnete. Am Inhalt des Briefes jedoch würde das nichts ändern.
Gar nichts.
Jeden Tag, seitdem Celine nun wieder zu Hause war, wo sie ihr ehemaliges Kinderzimmer bezogen hatte, war sie mit banger Erwartung zum Briefkasten gegangen. Und jedes Mal war sie erleichtert gewesen, dass der von Dr. Malcom angekündigte Umschlag nicht dabei gewesen war. Bis heute.
»Sie bekommen die Ergebnisse am selben Tag wie ich. Rufen Sie mich bitte sofort an, wenn sie bei Ihnen eintreffen, und wir besprechen die weitere Vorgehensweise« , hatte er gesagt.
Die weitere Vorgehensweise …
Und jetzt?
Der Umschlag wirkte so harmlos. Weißes Papier, schwarz bedruckt. Etwas gewölbt, also enthielt er mehrere Seiten, genau wie Kevins Abschiedsbrief, den sie in ihrer Post gefunden hatte, nachdem sie in die USA zurückgekehrt war. Der Chefredakteur hatte ihr noch einmal wortreich seine Liebe gestanden und sich bei ihr dafür entschuldigt, sie in die Sache, an deren Ziele er nach wie vor glaubte, mit hineingezogen zu haben. Kurz nach dem Verfassen des Briefes hatte er sich in seinem New Yorker Apartment erhängt. Damals war sie traurig gewesen, hatte aber nicht weinen müssen. Zu viel hatte Kevin ihr angetan, zu wenig hatte er ihr bedeutet. Heute, das wusste sie, würde sie sich nicht so gut beherrschen. Heute würde sie Tränen vergießen. Entweder welche der Freude oder der Trauer. Je nachdem, was das Labor herausgefunden hatte.
Unter normalen Umständen hätte sie die Ergebnisse schon viel früher bekommen, aber was war in den letzten Wochen schon normal gewesen? Celine konnte von Glück sagen, dass der Eingriff überhaupt durchgeführt worden war. Obwohl sie im Nachhinein bedauerte, die Fruchtwasseruntersuchung gemacht zu haben. Das Risiko eines Abgangs hatte sich Gott sei Dank nicht verwirklicht, doch was, wenn sie jetzt das Schlimmste herausgefunden hatten?
Sie strich sich über den nun schon gewölbten Bauch und dachte an Pünktchen.
»Rufen Sie mich bitte sofort an …«
Im letzten
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