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Noah: Thriller (German Edition)

Noah: Thriller (German Edition)

Titel: Noah: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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was …«
    Noah hob die Hand, sah einen roten Lichtpunkt seinen Zeigefinger streifen und duckte sich, während der Verkäufer den Fehler machte, in die Schusslinie zu treten.
    Kurz darauf explodierte sein Schädel.

27. Kapitel
    Sie waren zu zweit, vielleicht sogar zu dritt, wie Noah am Klang der aus unterschiedlichen Winkeln einschlagenden Kugeln herauszuhören glaubte.
    Eine HK Mark 23 mit Laser-Aiming-Modul. Und mindestens eine Glock. Über weitere Informationen verfügte er nicht.
    Ob Mann oder Frau, groß oder klein, alt oder jung – von seiner Position aus konnte Noah die Angreifer nicht ausmachen, die den Verkäufer erschossen hatten.
    Die erste Patrone war direkt durch dessen Hinterkopf geschlagen, aus seiner Stirn wieder ausgetreten und in einem der Fernseher stecken geblieben. Schuss zwei und drei hatten dicke Löcher in die Regalreihe mit DVD-Rohlingen gerissen, hinter die Noah gehechtet war. Danach hatte das Geschrei eingesetzt. Mindestens ein Dutzend Männer und Frauen, die auf ihrer unkontrollierten, panischen Flucht zu den Ausgängen wertvolle Kraft mit sinnlosem Gekreische vergeudeten.
    Es gab allerdings auch Menschen, die der plötzliche Gewaltausbruch paralysiert hatte. Die Frau zum Beispiel, die sich neben Noah auch noch im Gang befand.
    Sie saß zusammengekauert vor einem roten Einkaufskorb, an dessen Plastikhenkeln sie sich zitternd festhielt. Ihre Lippen bebten, doch kein Laut drang aus ihrem Mund. Mit schockgeweiteten Augen starrte sie zu dem vor der Fernsehwand liegenden Verkäufer.
    »Runter«, zischte Noah ihr zu. Im gleichen Moment schlug ein weiteres Geschoss durch das Regal und schleuderte der Frau mehrere Packungen mit DVB-T-Antennen um die Ohren.
    Teilmantelgeschosse.
    Anders war ihre zerstörerische Wirkung nicht zu erklären.
    Noah riss die Frau an ihrem Jackenkragen unsanft zu Boden und presste ihren Kopf auf die laminierten Kunststofffliesen. Als er merkte, dass der Schock sie willenlos gemacht hatte, robbte er mit ihr im Schlepptau zum Ende des Ganges, der mit den Außenmauern des Elektronikmarktes abschloss, was Segen und Fluch zugleich war. Einerseits saß Noah hier in der Falle, andererseits musste er sich nicht gegen zwei Seiten gleichzeitig verteidigen.
    Am Ende der Sackgasse platzierte er den Rucksack zu seiner Linken im Regal und zog die Pistole aus dem Jackett. Er hielt sie in Richtung der Fernsehwand, wo er jeden Moment damit rechnete, einen der Killer um die Ecke springen zu sehen.
    Es sei denn, er kam von der Seite.
    So würde ich vorgehen, dachte Noah und blickte nach oben. Ich würde mich anschleichen, das Regal umkippen und mein Opfer damit fixieren.
    Er überlegte, was er tun sollte. Die Schüsse hatten aufgehört. Das Geschrei sich entfernt. Die Menschen flohen aus der Gefahrenzone und schrien sich in den unteren Stockwerken dem Ausgang entgegen. Die gesamte Etage wirkte auf einmal wie ausgestorben, was das unvermittelt einsetzende Schluchzen der Frau neben ihm in seiner Lautstärke potenzierte. Noah schlang den Arm von hinten um ihren Kopf und hielt ihr den Mund zu.
    »Die Zeit arbeitet immer gegen den Täter«, hörte er eine vertraut klingende Stimme in seinen Ohren brummen, und obwohl er nicht wusste, an wen er sich da erinnerte, begriff er den wahren Kern dieser Aussage. Im Augenblick hatten die Killer ein eng begrenztes, günstiges Zeitfenster: leere Korridore, fliehendes Sicherheitspersonal, unübersichtliche Evakuierungslage. Doch dieser Vorteil war verspielt, sobald der Staatsapparat eintraf und die Kontrolle wiederherzustellen versuchte.
    Wer immer den Auftrag hatte, ihn zu töten, musste sich beeilen, bevor die Polizei anrückte. Der finale, tödliche Angriff stand kurz bevor. Das signalisierte ihm auch das Geräusch eines einrastenden Magazins nur wenige Schritte von ihm entfernt.
    Im Nachbargang.
    Noah ging seine Optionen durch, überlegte, was er tun konnte, um dem wahrscheinlichsten aller Szenarien zu entgehen.
    Doppelzange. Einer springt über das Regal. Ein Zweiter kommt um die Ecke.
    Am besten mit einem Ablenkungsmanöver kombiniert.
    Noahs Hände schlossen sich fest um die Pistole und den Mund der wimmernden Frau. Sein Puls blieb ruhig und konstant, aber seine Augen blinzelten im Doppeltakt. Wie zuvor im Badezimmer des Adlon fotografierten sie die Umgebung:
    –   den toten Verkäufer
    –   den Wegweiser zu der Haushaltsabteilung
    –   Scart-Kabel an den Regalhaken
    –   den Einkaufskorb der Frau
    –   die Antennenpackungen auf

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