Noah: Thriller (German Edition)
tschechische CZ 75 , wie sich später herausstellen sollte. Der Ursprung ihres Spitznamens.
CZ. Cezet.
Das Mädchen, das nur Somali sprach, hielt einen Tag und eine Nacht Totenwache und musste am nächsten Morgen mit Gewalt von seiner Mutter gelöst werden. Am Tag der Beerdigung stieg auch bei der Kleinen das Fieber, sie hatte sich angesteckt, ihre Überlebenschancen sanken stündlich. Zaphire entschloss sich, Cezet in die USA auszufliegen, was er sich bis heute als sentimentale Schwäche vorwarf, hatte er doch alle seine Beziehungen spielen lassen müssen, nur um die Einreiseerlaubnis für ein einziges Kind zu erhalten, während Tausende zurückbleiben mussten. Nach ihrer Genesung in einer seiner Privatkliniken adoptierte er sie (was in den USA für einigen Wirbel sorgte) und machte die kleine, energische Kriegerin später zu seinem Bodyguard (was den Wirbel noch verstärkte).
»Du siehst gut aus, Dad.«
»Findest du? Na ja, wenn du meinst, dass mich eine Kugel verschönert, kannst du mich das nächste Mal ja einfach wieder in der Schusslinie stehen lassen, Suri.«
Sie verzog das Gesicht, wie immer, wenn ihr Vater sie mit ihrem richtigen Vornamen ansprach, den sie nicht leiden konnte, weswegen Zaphire ihn nur benutzte, wenn er sie ärgern wollte.
»Ein zweites Mal wird es nicht geben, Dad. Ich werde ab sofort noch besser auf dein Leben achten und gleich damit beginnen.«
Mit diesen Worten griff sie sich die Enden eines Gurts, der lose neben der Matratze baumelte, zog sie über Zaphires Hüfte und schnallte ihn damit fest.
»Der Pilot sagt, wir erwarten Turbulenzen über dem Atlantik«, kam sie seinen Protesten zuvor.
Zaphire aktivierte knurrend den Tablet-Computer.
»Kann der Schwachkopf die nicht einfach umfliegen? Wie lange sind wir denn noch in der Luft?«
Er öffnete die Google-Suchmaske und überflog im Nachrichtenmenü die neuesten Schlagzeilen, in denen sein Name auftauchte:
• Zaphire angeschossen!
• Zaphire will Impfung nur an Bedürftige verteilen – kostet ihn dieser Plan das Leben?
• Zaphire nach Attentat außer Landes geflogen. Notoperation in der fliegenden Krankenstation von Worldsaver!
Er öffnete den letzten Artikel und war erstaunt, darin sogar einen überraschend detailgetreuen Innenplan der Boeing 747 zu finden, in der er gerade transportiert wurde und die in der Tat einen komplett eingerichteten Operationssaal samt Intensivstation beherbergte. Der Bericht schloss mit den schwülstigen Worten: Zaphires fliegende Krankenstation hat in über 25 Krisenregionen der Welt schon Tausenden von Menschen das Leben gerettet. Eigentlich wollte der Milliardär nach seinem Auftritt in Los Angeles zu einer Privataudienz beim Papst aufbrechen, um mit ihm über die Auswirkungen der Manila-Grippe auf die Ärmsten der Armen zu sprechen. Doch nun ist er es selbst, der in seinem eigenen Operationsflugzeug mit dem Leben ringt.
Zaphire rollte mit den Augen und ließ das Tablet sinken. »Du hast mir noch nicht geantwortet, Cezet. Wann landen wir in Rom?«
»Gar nicht, Dad. Es gab eine Änderung im Flugplan.«
»Was? Ohne sie mit mir abzusprechen?«
Wüsste er nicht, dass die Schmerzen beim Aufstehen ihn schier zerreißen würden, hätte es ihn vor Wut nicht mehr im Bett gehalten. »Und wohin fliegen wir dann?«, entrüstete er sich.
»Nach Amsterdam. Ich bin mir sicher, es ist in deinem Sinn.«
»In meinem Sinn? Wir wollen Milliarden von Menschenleben retten. Was zum Teufel will ich dann in Holland bei den beknackten Käsefressern?«, zischte er.
Cezet griff nach Zaphires Hand und drückte sie fest. »Reg dich jetzt bitte nicht auf, Dad. Aber Noah ist wieder aufgetaucht.«
Stufe II
So um die zehn Prozent.
Ich hatte darüber eine Auseinandersetzung mit einem Kollegen, der mir vorwarf, ich sei zu optimistisch. Ich arbeite hart daran, dass es elf werden. Wir sind auf dem falschen Kurs, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass wir ihn ändern.
Paul R. Ehrlich, Professor für Biologie an der Universität Stanford, auf die Frage eines Reporters der
Süddeutschen Zeitung
, wie hoch er die Chancen sehe, dass die westliche Zivilisation dieses Jahrhundert übersteht.
Die breite Datenbasis (. . .) lässt den Schluss zu, dass die Menschen zu langsam reagieren.
Jørgen Randers, Professor für Klimastrategien an der BI Norwegian Business School, in seinem Bericht an den Club of Rome »2052«
1. Kapitel
Manila, Philippinen
»Wo gehen wir hin?« Alicia schirmte das Köpfchen ihres Babys
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