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Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders

Titel: Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Faust auf die Hüfte stemmt.
    Das willst du jetzt nicht wirklich, würde ich am liebsten sagen. Womit ich eigentlich sagen will, Ich will nicht, dass du das jetzt wirklich willst.
    Ich habe solche Szenen schon als Zeuge miterlebt. Ich habe tausendmal davon gehört. Und jetzt steht Joni hier vor mir, und ich weiß genau, was dieser Tonfall für uns beide bedeutet.
    » Willst du mit mir Schluss machen?«, frage ich leise. Denn genau so fühlt sich das für mich an. Sie will mich als Freund fallen lassen. Sie kündigt mir die Freundschaft auf.
    » Wir waren nie richtig zusammen«, antwortet sie. Ihre Stimme klingt sarkastisch, aber ich kann auch eine leichte Kränkung heraushören. Eine leichte Bitterkeit. Das hakt sich in mir fest. Das nehme ich mit.
    Eine Schließfachtür knallt zu. Dann die nächste. Handtücher werden verstaut. Taschen über Schultern gehängt. Die Mädchen um uns herum verlassen allmählich den Raum. Ich versuche, Jonis Blick so lange wie möglich festzuhalten, weil ich hoffe, dass noch ein Wort kommt, das alle anderen Sätze ungeschehen macht. Sie schaut mich noch einen Augenblick an … und wendet sich dann ab. Sie fängt an, ihre Sachen in ihre Tasche zu räumen. Sie klappt die Tür des Schließfachs zu. Sie hängt das Vorhängeschloss davor (vom dem ich die Zahlenkombination weiß). Sie tut so, als wäre ich nicht mehr da. Ich hatte mich auf ihre Wut gefasst gemacht. Ich hatte mich darauf gefasst gemacht, dass sie mich herablassend behandeln würde. Aber ich war nicht darauf gefasst, dass ich für sie einfach Luft sein würde. Sie weiß, dass mich das am meisten verletzt. Wenn es von ihr kommt, ist das mörderisch für mich. Ich sage kein Wort mehr. Ich will nur noch heulen. Heulen und aufheulen. Ich stürme raus, weg von der Umkleide in einen verlassenen Gang zwischen Turnhalle und Krankenstation. Vor einem Feuerlöscher bleibe ich stehen und starre auf das Glas, das ihn schützt. Ich starre in mein eigenes tränenveschmiertes Gesicht, auf mein Spiegelbild. Ich will es gerne zerschmettern, aber ich traue mich nicht.
    Wir waren nie richtig zusammen. Ich denke darüber nach, ob alles anders wäre, wenn ich mit ihr wenigstens für kurze Zeit richtig zusammen gewesen wäre, wenn wir irgendwann ein Paar gewesen wären. Wir haben uns immer gegenseitig versichert, dass wir es gar nicht besser hätten treffen können– Freundschaft ohne sexuelle Anziehung. Wir dachten, dadurch sei alles unkompliziert.
    » Ich hasse den Ausdruck ›nur gute Freunde sein ‹ «, hat sie irgendwann mal zu mir gesagt, vor noch gar nicht so langer Zeit. Wir lagen zusammen auf ihrer Couch und zappten uns durch die seltsamsten Programme. » Das ist völliger Unsinn. Wenn ich einen Jungen date und so, dann sind wir nicht mehr als ›nur gute Freunde ‹ – meistens sind wir noch nicht mal Freunde. ›Nur gute Freunde ‹ ist so was von total dumm. Schau doch uns an. Mehr geht gar nicht.«
    Ich kuschelte mich an sie und schwor mir, niemals mehr diesen Ausdruck zu gebrauchen. Aber jetzt fällt er mir wieder ein, und ich frage mich, ob sie ihn wohl Chuck gegenüber schon gebraucht hat; ob sie zu ihm gesagt hat, sie und ich, wir beide seien eben nur gute Freunde gewesen, und das mit ihm sei viel mehr. Das Einzige, was ich Joni nicht geben kann, ist Sex. Das Einzige, was Chuck ihr geben kann, soweit ich das richtig einschätze, ist– Sex. Ich hätte nie gedacht, dass es einmal zu einem Wettstreit zwischen Sex und Freundschaft kommen würde. Und ich hätte nie, nie, niemals gedacht, dass ich bei diesem Wettstreit verlieren würde.
    Ich vermisse Joni jetzt schon. Und ich sehne mich nach Noah. Dass ich mich nach Kyle sehnen würde, kann ich nicht gerade sagen, aber er ist derjenige, der nach mir sucht. Nicht in diesem Augenblick, nicht hier in dem Gang. Aber später, nach der nächsten Stunde.
    » Ich hab gehört, was passiert ist«, sagt er.
    » Von wem denn?«, frage ich.
    Er schaut mich an, als wäre ich ein Kalb. » Du hast einen Auftritt in der Mädchenumkleide hingelegt. Glaubst du, so was bleibt unter Verschluss? Genauso gut hätten Joni und du über die Lautsprecheranlage miteinander Schluss machen können.«
    » Na ja, ich hatte eigentlich nicht vor, unsere Freundschaft zu beenden. Ich wollte das zwischen uns eigentlich wieder einrenken.«
    Kyle kommt etwas ins Schleudern. Ich habe den Eindruck, dass er sich verpflichtet fühlt, etwas Tröstendes zu sagen, aber nicht recht weiß, was. Die Sprache der Gefühle ist ihm noch

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