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Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders

Titel: Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Man könnte den Saal mit Bildern von Totentänzen dekorieren«, sagt Emily.
    » Und jeder könnte sich als die verstorbene Person verkleiden, die er am meisten geliebt hat.« Amy ist jetzt Feuer und Flamme.
    » Wir könnten Grabsteine als Tische verwenden«, sage ich und merke, wie ich mich allmählich für die Idee erwärme.
    » Und mit dem Porträt der toten Witwe muss sowieso jemand tanzen, das passt doch super«, sagt Kyle.
    » Ihr seid doch alle total krank«, ruft Klub-Kid B dazwischen.
    » Halt die Klappe, Nelly«, gibt Amber zurück. » Das könnte noch besser werden als die Endausscheidung im ›Backdebakel-Duell ‹ letztes Jahr!«
    Ich werfe ihr einen fragenden Blick zu.
    » Die Finalistin aus Petaluma hat sich auf der Bühne vor lauter Lampenfieber in die Hose gemacht«, erklärt Amber. » Es war einfach fantastisch.«
    » Ihr meint das alles nicht ernst, oder?«, trillert Trilby.
    » Das Einzige, was dir ernst ist, ist doch die Frage, wie du dich für den Ball aufdonnerst«, schießt Infinite Darlene dagegen.
    » Pfff, wenigstens weiß ich, wie man Lidstrich richtig aufträgt.«
    Infinite Darlene springt brüllend von ihrem Sitz hoch. » Sollen wir das draußen klären, Trilby?«
    » Dir in den Hintern zu treten, ist mir nicht wert, deswegen womöglich meine Seidenstrümpfe zu ruinieren, Daryl.«
    Ich gehe dazwischen, bevor Infinite Darlene sich auf Trilby stürzen kann.
    » Das reicht!«, rufe ich. » Wir versuchen hier, Ideen für den Witwenball zu sammeln, führt also eure Hahnenkämpfe bitte woanders auf. Infinite Darlene, du setzt dich jetzt wieder hin. Trilby, wenn du nicht auch mal was Produktives beitragen kannst, dann verschwinde hier. Okay?«
    Beide nicken.
    » Gut, dann lasst uns jetzt weiter über den Tod reden…«
    In mir formt sich allmählich eine Vision für den Ball der Lustigen Witwe. Die restliche Zeit nutzen wir für ein Brainstorming. Die Ideen purzeln nur so, Kostüme und Deko werden immer konkreter. Als die Glocke schrillt, wirken fast alle ganz zufrieden. Die Klub-Kids A bis D sind der totale Ausfall, aber Amber ist ein echter Gewinn. Trilby und Infinite Darlene waren sich bei allem und jedem uneins, aber ihr Dauerzwist hat uns wenigstens immer zwei Alternativen beschert, zwischen denen wir uns dann entscheiden konnten.
    Amy und Emily bleiben noch– wir besprechen, welche Todesgedichte sie in die Playlist des DJs einarbeiten sollen. Als sie gehen, sind nur noch Kyle und ich im Raum. Ich fühle mich etwas befangen; das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe, bin ich aus der Schule gerannt. Ich befürchte, dass er dafür jetzt eine Erklärung hören will. Stattdessen verblüfft er mich mit dem Satz: » Du kannst das wirklich gut, weißt du.«
    » Es war deine Idee«, stelle ich klar.
    » Na ja, stimmt.« Er macht eine Pause und betrachtet seine Turnschuhe.
    » Wie kommst du damit zurecht?«, frage ich. » Ich meine, mit dem Tod deiner Tante und dem allen?«
    Er blickt wieder hoch und schaut mich an. » Ach, ich glaube, ganz gut. Meine Mutter ist sehr traurig. Ich weiß nicht, was ich ihr sagen soll. Nichts im Leben ist einfach, weißt du.«
    Manche Dinge sind einfach. Aber ich kann verstehen, dass er jetzt vielleicht nicht in der Lage ist, das so zu sehen.
    » Danke, dass du gefragt hast«, sagt er noch, und es ist aufrichtig gemeint.
    Ich frage ihn noch etwas weiter aus– wie es bei ihm zu Hause so geht, wie die Beerdigung am Morgen war. Ich berühre ihn nicht und er scheint das auch nicht zu wollen oder zu brauchen.
    Die Glocke klingelt das zweite Mal. Wir werden beide zu spät in die nächste Stunde kommen. Wir greifen nach unseren Taschen und verlassen zusammen den Raum. Während wir das tun, reden wir über die Ungerechtigkeiten des Lebens und die Idee zu einem Totentanz-Witwenball. Wir reden nicht über den Kuss oder irgendwas, das danach passiert ist. Und ich denke plötzlich darüber nach, wie seltsam das doch alles ist– noch vor nicht sehr langer Zeit, als wir zusammen waren, habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als dass Kyle sich mir öffnen und erzählen würde, was er für mich wirklich empfindet. Jetzt bin ich ihm dankbar dafür, dass wir einfach miteinander reden können, ohne » ein Gespräch zu führen«.
    Soweit mir bekannt ist, weiß niemand außer Noah von dem Vorfall zwischen Kyle und mir. Deshalb kann ich völlig unbefangen mit ihm durch die Gänge gehen– solange wir beide nicht auf das Thema zu sprechen kommen und solange Noah nicht irgendwo

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