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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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und schrieb.
    »Gibt’s was Spannendes?«, fragte Annika sie und sank auf Patriks Stuhl.
    »Ich gehe gerade alle neuen Gesetzesvorschläge durch, die die persönliche Integrität verletzen«, sagte Berit und überflog den Bildschirm. »Spannend ist vielleicht der falsche Ausdruck …«
    Sie schaute über den Brillenrand und lächelte.
    »Umso schöner, dass du wieder da bist.«
    »Weißt du, wo mein Archiv gelandet ist, als sie mein Büro ausgeräumt haben?«, fragte Annika und sah sich um.
    »Ich habe gerettet, wovon ich dachte, dass du es aufheben willst. Die Sachen stehen da drüben im Schrank.«
    Berit deutete auf einen grauen Aktenschrank mit Schubladen, der neben dem Wasserspender stand.
    Annika erhob sich und ging hinüber. Sie zog die oberste Schublade auf.
    Da lagen ihre Papierstapel, zum ersten Mal in einer strukturierten Ordnung. Urteile der verschiedenen Gerichte, Anträge, Beurteilungen, Abstimmungsanträge, Ausschnitte aus alten Zeitschriften und Aufzeichnungen, die sie aufbewahrt hatte – Berit hatte alles nach Fall und Datum sortiert.
    »Unglaublich«, sagte Annika und sah ihre Kollegin an. »Vielen Dank!«
    »Es hat Spaß gemacht, die Sachen zu sortieren«, sagte Berit und nahm die Brille ab. »Ein kleiner Spaziergang durch die Erinnerungsallee. Zum Teil waren Fälle dabei, über die ich selber nicht geschrieben habe. Deshalb war es gut, mal einen Überblick zu bekommen.«
    Annika schaute einige Unterlagen durch, während Berit weiterschrieb. Sie fand das Urteil über den Mörder von Josefin Liljeberg. Ihr Freund Joachim war zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Nicht für den Mord, der war nie aufgeklärt worden, sondern für Unredlichkeit gegenüber Gläubigern, gefälschte Bücher, groben Steuerbetrug, grobe Steuerhinterziehung und Erschwerung der Steuerfahndung. Ich frage mich, was er wohl heute macht, fuhr ihr durch den Kopf.
    Sie fand ein Telegramm der Associated Press vom 18. April vor sieben Jahren, Nachrichtenredaktion. Es ging um Ratko, den Mörder Aidas. Den Mann, der nach dem Krieg in Bosnien den Zigarettenschmuggel nach Skandinavien organisierte.
Kriegsverbrecher stellt eine private Armee auf
hieß die Rubrik der AP Südafrika.
    Der serbische Kriegsverbrecher Ratko, unter Verdacht wegen der Massaker in Vokuvar und Bijelina zu Beginn der Kriegshandlungen in Bosnien, hatte in Südafrika ein privates Berufsheer aufgestellt.
    Was mit ihm passiert ist, weiß ich genau, dachte Annika.
    Ratko war vor drei Jahren in Moskau in einer Hotellobby erschossen worden. Er war offensichtlich nicht imstande gewesen, seine Schulden bei der russischen Mafia zu begleichen.
    Sie legte das Telegramm zurück und fand einen Ausschnitt aus dem
Abendblatt.
Ein Interview mit Anders Schyman, als er in der Nachfolge des alten Langweilers Torstensson zum Chefredakteur und Herausgeber wurde. Sjölander hatte den Artikel geschrieben. In einem Kasten neben dem Artikel wurde hervorgehoben, dass das Stockholmer Polizeidezernat für Wirtschaftskriminalität Torstensson wegen Verdachts auf Insidergeschäfte unter die Lupe genommen hatte.
    Hinter dem Ausschnitt lag ein Protokoll, datiert auf den 27. Juni im Jahr davor. Annika hatte Informationen gesammelt, die bewiesen, dass Torstensson sein Insiderwissen genutzt hatte, als er seine Aktien von Global Future verkaufte.
    Ich war es, die Schyman zum Kapitän dieses Schiffes gemacht hat, dachte sie. Vielleicht sollte ich ihn bei Gelegenheit mal daran erinnern.
    Ein Jahr später wurde Torstensson für Insidervergehen verurteilt und erhielt eine Strafe von hundert Tagessätzen. Annika blätterte im Urteil. Es galt als mildernder Umstand, dass er von der Presse geschlachtet worden war und seinen Job verloren hatte.
    »Man muss sich das mal vorstellen!«, sagte sie laut. »Für Verbrecher ist es so schlimm, wenn in den Medien über sie berichtet wird, dass sie nicht ins Gefängnis müssen.«
    »Der Staat beansprucht das alleinige Recht, Strafen zu verhängen«, sagte Berit. »Jetzt wollen sie außerdem noch das Recht haben, unsere Häuser zu durchsuchen, ohne dass ein Verdacht auf eine Straftat vorliegt, und unsere Telefone wollen sie abhören, wenn ihnen gerade der Sinn danach steht.«
    Annika legte die Dokumente zurück in den Schrank und setzte sich wieder auf Patriks Stuhl.
    »Wenn ich die Sache richtig verstanden habe, gibt es diese Gesetze überall um uns herum bereits«, sagte Annika. »In Norwegen, Dänemark, Finnland …«
    »Schon«, sagte Berit,

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