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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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verdammt noch mal? Ich bin aus der Besprechung raus. Jetzt bin ich mit Kalle in der Notaufnahme der Danderyds-Klinik, ruf mich an.«
    Piep.
    Sie begann zu weinen, während sie weiterfuhr, hörte die restliche Mitteilungsflut an.
    »Ich hoffe, du hast etwas wirklich Wichtiges zu erledigen. Melde dich.«
    Piep.
    »Ich war beim Arzt, Mama, jetzt hab ich ein weißes Pflaster am Kopf, ganz groß. Wann kommst du?«
    Piep.
    »Wir sind wieder zu Hause. Ich mache uns eine Kleinigkeit zu essen. Ich muss zurück ins Büro, es wäre also nett, wenn du dich melden könntest, sobald du das hier hörst.«
    Die letzte Nachricht war von Thomas. Eiszapfen in der Stimme.
    Ich muss mich frei bewegen können, dachte sie und wischte sich die Tränen ab. Ich muss doch auch mal für vier Stunden mein Handy abstellen können, ohne dass gleich die Welt untergeht. Das ist nicht gerecht.
    Den ganzen Weg nach Hause fuhr sie viel zu schnell, bog schleudernd auf den Hof, warf die Autotür auf und rannte ins Haus.
    »Kalle«, rief sie und rauschte die Treppe hoch zum Zimmer ihres Sohnes. »Kalle, wo bist du? Wie geht es dir?«
    Er saß im Arbeitszimmer auf dem Boden und malte, Thomas saß am Computer.
    »Hallo, Mama, guck mal mein großes Pflaster!«
    Der Junge stand auf und lief auf sie zu, Annika beugte sich hinunter und nahm ihn in die Arme. Langsam und innig schaukelte sie ihn hin und her, während sie gegen die Tränen kämpfte.
    »Entschuldige«, flüsterte sie. »Ich war weg und hatte das Handy ausgeschaltet. Ich wusste nicht, dass es dir nicht gut geht. Was ist passiert, bist du hingefallen?«
    Sie lockerte ein wenig den Griff und strich ihm übers Haar, betrachtete prüfend seine Stirn. Die Unterlippe des Kleinen begann zu beben, seine Augen füllten sich mit Tränen.
    »Tut es weh? Ist dir schlecht?«
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    »Aber was ist denn los?«, fragte sie. »Magst du mir nicht erzählen, was passiert ist?«
    »Die sind alle blöd«, sagte er. »Die Jungen waren gemein zu mir. Sie haben mich geschubst, und dann bin ich runtergefallen.«
    Annika sah zu Thomas auf, der sich von seinem Stuhl erhob.
    »Ist das wahr?«, fragte sie. »Sind ein paar kleine Mistkerle aus der Kita daran schuld?«
    »Denk an deine Ausdrucksweise«, sagte Thomas. »Und ja, es scheint so. Ich habe mit dem Personal gesprochen, sie werden das heute Nachmittag in der Kindergruppe thematisieren.«
    Sie ließ ihren Sohn los und richtete sich auf.
    »Also«, sagte sie, »verdammt noch mal, jetzt werde ich aber …«
    Thomas machte einen großen Schritt auf sie zu und ergriff ihre Oberarme.
    »Annika«, sagte er hart. »Beruhige dich. Das Personal wird die betroffenen Eltern verständigen. Wir werden diese Sache nicht noch schlimmer machen.«
    Ihre Tränen flossen.
    »Ich halte das nicht aus«, flüsterte sie. »Ich kann mich nicht so widerstandslos fügen.«
    Thomas ließ sie los und seufzte.
    »Die Ärzte haben eine Tomographie gemacht, aber keine Schwellungen oder Blutungen im Hirn entdeckt«, sagte er, ohne sie anzusehen. »Du musst ihn heute Nachmittag trotzdem im Auge behalten, die Symptome können sich auch ein paar Stunden verzögern. Er darf schlafen, aber du musst ihn in regelmäßigen Abständen wecken und aufpassen, dass er nicht das Bewusstsein verliert.«
    »Soll ich ihm irgendwelche Medikamente geben?«
    Thomas blickte auf seine Armbanduhr.
    »Er hat im Krankenhaus Panodil bekommen, in ein paar Stunden kannst du ihm noch eine Tablette geben. Ich fahre zurück ins Büro.«
    Ohne sich umzusehen, verließ er den Raum und ging die Treppe hinunter.
    Nachdem Thomas weggefahren war, schlief Kalle ein wenig, und als er wieder aufwachte, war er ruhig und hatte klare Augen. Er wollte nicht herumtoben, sondern blieb in Annikas Nähe, half ihr, den Tisch auf der Terrasse zu decken, mit einer dunkelblauen Tischdecke, den guten Gläsern und weißem Porzellan. Er hatte keine Schmerzen, und schlecht war ihm auch nicht.
    Anschließend las Annika ihm ein wenig von Willi Wiberg vor, nahm die schwere Wärme des Kindes auf, während sie ihn im Arm wiegte.
    Danke lieber Irgendwer, dass nichts Schlimmeres passiert ist, danke, dass er hier bei mir ist, danke, dass es ihn gibt.
    Sie fuhren zum Einkaufscenter Arninge und besorgten fertige Fischsuppe, die lediglich aufgewärmt werden musste, vorgebackene Baguettes und einen großen Strauß Lilien.
    Dann holten sie Ellen ab, nur zehn Minuten bevor die Kita schloss. Alle anderen Kinder waren schon weg. Genau wie in der

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