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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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verkaufen«, sagte Annika, »weil er … gestorben war.«
    Sie stellte ihr Weinglas auf dem Gartentisch ab und ging in die Küche, ihre Hände zitterten.
    Warum zum Teufel hatte sie das gesagt?
    Ich bin ein Idiot, dachte sie und spürte, wie ihre Wangen brannten.
    Thomas führte seine Gäste über das Grundstück, während Annika die Kinder ins Bett brachte und ihnen eine kurze Gutenachtgeschichte vorlas. Anschließend ging sie hinunter in die Küche. Sie drückte die Aioli aus der Tube in eine Glasschüssel und presste noch ein paar zusätzliche Knoblauchzehen dazu. Durch das Fenster folgte sie mit dem Blick der Gesellschaft, während sie die Knoblauchbaguettes in den Ofen stellte. Sie sah, dass ihr Mann deutete, mit seinem Weinglas gestikulierte, zeigte und erklärte.
    Er ist stolz auf uns, dachte sie. Er will seinen Kollegen zeigen, was er hat. Es ist ihm wichtig. Alles wird gut.
    Sie sah, dass sich auf der anderen Seite der Hecke Wilhelm Hopkins herumdrückte. Er war mit etwas beschäftigt, was Annika nicht erkennen konnte, zog und zerrte an etwas Schwerem.
    Er muss sehr neugierig sein, dachte sie, sicher fragt er sich, wer unsere Gäste sind.
    Die Frauen von Thomas’ Kollegen hatten bisher kaum ein Wort mit Annika gewechselt. Beide waren um die vierzig, trugen moderne, knielange Kleider und ansehnlichen Schmuck. Sie waren schmal und hatten fluffige Frisuren, diesen natürlichen Fall, für den es eines extrem teuren Schnitts und Unmengen an Pflegeprodukten bedurfte. Sie schritten hinter ihren Männern her und unterhielten sich miteinander, nippten an ihrem Weißwein und sahen sich um. Ihre Kinder waren schon Teenager, die vermutlich in der Stadt unterwegs waren oder mit ihren Freunden herumhingen.
    Ob ich so werde wie sie?, dachte Annika. Werde ich den Rest meines Lebens mit dem Weinglas in der Hand durch Villengärten in den diversen Vororten spazieren?
    Aus unerfindlichen Gründen jagte ihr der Gedanke einen unangenehmen Schauer über den Rücken.
    Draußen auf der Terrasse servierte sie die Suppe, die keineswegs verkocht war. Sie war salzig und mit viel Dill, und die Aioli war völlig in Ordnung. Das Brot war an den Kanten ein wenig verbrannt, was aber keine Katastrophe war.
    »Noch mal prost!«, sagte Thomas. »Ich hoffe, es schmeckt.«
    Alle waren hungrig, sie aßen eine Weile schweigend. Es ging ein lauer Wind und duftete nach Flieder.
    »Es gibt noch Suppe«, sagte Annika, und alle nahmen einen Nachschlag.
    Die Männer unterhielten sich immer lauter und herzlicher über Kollegen, über Vorschläge, die gefloppt waren, und die Starrsinnigkeit des Gesetzesrats. Als sie ein bisschen angetrunken waren, wurden sie richtiggehend unterhaltsam.
    »Sie sind Journalistin?«, sagte Larsson und schenkte der Runde Wein nach.
    »Danke, das reicht«, sagte Annika und hielt ihn zurück, als ihr Glas an der Reihe war. »Ja, ich bin Reporterin beim
Abendblatt.
«
    »Worüber schreiben Sie?«, fragte seine Frau.
    »Meistens über Gewalt und Politik«, sagte Annika und schwenkte den Wein in ihrem Glas.
    »Na, so was«, sagte Larsson. »Sie könnten oben bei uns arbeiten.«
    Annika stellte ihr Glas ab.
    »Wir verletzen beide die Privatsphäre von Menschen, wenn auch auf unterschiedliche Weise, ist es das, was Sie meinen?«
    »Sie stellen sie in der Öffentlichkeit bloß, und wir sorgen dafür, dass sie in den Knast wandern?«, sagte Jimmy Halenius.
    Zu ihrer eigenen Überraschung musste Annika lachen.
    »Darauf trinken wir«, sagte Thomas.
    Sie erhoben ihre Gläser, und über den Rand hinweg sah Annika, dass Thomas erleichtert war. Er hatte nicht darauf vertraut, dass sie diese Situation und Diskussion besonders souverän meistern würde.
    Im nächsten Moment warf Wilhelm Hopkins seinen Rasenmäher an. Es war nicht der kleine, strombetriebene, den er sonst benutzte, sondern ein gigantisches Ungetüm, das sich anhörte wie ein Häxler. Der Lärm dröhnte zwischen den Häusern und ließ die Fensterscheiben wackeln.
    »Das ist ja unglaublich«, sagte Annika.
    »Wie bitte?«, riet Jimmy Halemus neben ihr.
    Unsagbar langsam fuhr der Nachbar mit seinem antiken Rasenmäher auf der anderen Seite der Hecke entlang, keine zehn Meter von der Terrasse entfernt, wo sie saßen und aßen.
    »Macht er das immer so?«, schrie der Staatssekretär.
    »Das ist neu«, rief Annika zurück, »aber es wundert mich nicht!«
    Verblüfft betrachtete Jimmy Halenius die Erscheinung, die durch das Laub schimmerte.
    »Das ist wohl kein Scherz«, rief er

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