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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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einen großen Schritt ins Badezimmer hinein.
    Auf dem Grund der Wanne lag eine Frau. Die Algen waren ihr Haar, sie wanden sich im Wasser wie Würmer.
    »Wir müssen einen Leichenwagen bestellen«, sagte Annika, und im selben Augenblick öffnete die Frau die Augen.
    Sie hatten keine Iris, nur weiße Augäpfel.
    Annika versuchte zu schreien, brachte aber keinen Laut hervor. Sie machte kehrt, um davonzulaufen, aber wo zuvor die Tür gewesen war, blockierte jetzt eine gekachelte Wand den Weg.
    Die Frau in der Wanne setzte sich auf, ihre blinden Augen fixierten Annika. Sie war nackt, ihre Haut war von Schleim bedeckt. Sie versuchte etwas zu sagen, aber aus ihrer Kehle drangen nur heisere Laute, und Annika erkannte, dass es sich bei der Frau um Caroline von Behring handelte.
    Annika presste sich gegen die Wand, rang nach Atem.
    »Ich verstehe nicht«, brachte sie hervor. »Ich weiß nicht, was Sie wollen.«
    Dann gab etwas in ihrer Brust nach, und sie bekam wieder Luft in die Lungen, so viel, dass sie beinahe fliegen konnte.
    »Lassen Sie mich zufrieden!«, schrie sie. »Lassen Sie mich. Es war nicht meine Schuld!«
    Der Schrei hallte durch den kleinen Raum, sie wandte sich ab, um erneut einen Fluchtversuch zu unternehmen, doch unmittelbar hinter ihr stand eine andere Frau. Es war Sophia Grenborg, sie war hellblau, eiskalt und nass. Als sie den Mund aufmachte, entblößte sie ein schwarzes Loch, und in ihrer Kehle gurgelte es wie in einem Abflussrohr.
    »Er liebt mich«, gurgelte es.
    »Was ist los, Annika?«
    Thomas stand über sie gebeugt und rüttelte an ihrer Schulter.
    »Hörst du mich, Ank, geht es dir nicht gut?«
    Annika wandte das Gesicht von der schrecklichen hellblauen Sophia Grenborg ab und schaute in die andere Richtung, gegen die Fliesenwand.
    »Was?«, sagte sie.
    »Wach auf, Annika. Ich fahre jetzt ins Büro.«
    »Und Kalle?«, sagte Annika und kniff die Augen zusammen.
    Thomas setzte sich neben sie aufs Bett und seufzte.
    »Er bleibt heute wohl besser zu Hause und ruht sich aus.«
    Sie blieb einen Moment reglos liegen, merkte, wie der Schlaf und der schlechte Traum ihr noch in den Knochen saßen.
    »Heute ist mein erster Arbeitstag«, sagte sie mit belegter Stimme. »Ich kann nicht zu Hause bleiben und babysitten.«
    »Warum nicht?«, fragte Thomas. »Du hast die ganze Nacht gearbeitet. Wann bist du denn eigentlich ins Bett gegangen?«
    Annika zwang die Beine über die Bettkante und schob die Decke zur Seite.
    »Es ist mein erster Tag nach einem halben Jahr«, sagte sie. »Ich kann doch nicht ausgerechnet heute zu Hause bleiben.«
    »Aber du wolltest doch von zu Hause aus arbeiten!«, sagte Thomas und erhob sich. »Du hast doch einen Computer und alles Mögliche bekommen.«
    Vor Müdigkeit schossen Blitze durch ihren Kopf,
verdammt,
sie konnte diese Diskussion nicht mehr ertragen, die jedes Mal aufkam, wenn sie ihr Gehirn zu etwas anderem als zur
Hausarbeit
benutzte.
    »Ich halte das nicht mehr aus«, sagte sie. »Ich halte es nicht mehr aus, dass es jedes Mal Theater gibt, wenn ich das Haus verlasse!«
    Sie riss ihren Morgenmantel an sich und marschierte ins Bad, benommen und mit rebellierendem Magen. Als sie durch die Tür trat, erkannte sie, dass sie sich eben noch hier befunden hatte. Caroline von Behring hatte tot in
ihrer
Badewanne gelegen, sie drehte sich noch in der Tür um und ging zurück ins Schlafzimmer.
    »Du hast gesagt, dass du bis zur Konferenz arbeiten würdest«, sagte sie, »und die war gestern, und jetzt kommst du und sagst, dass du diesen verdammten Job weitermachen willst. Und was ist mit mir? Wann bin ich an der Reihe?«
    Thomas ging mit fliegenden Jackettschößen an ihr vorbei ins Arbeitszimmer.
    »Wann du an der Reihe bist?«, fragte er. »Du blockierst ja den ganzen Schreibtisch, guck doch, all deine Notizen liegen auf meinen Entwürfen.«
    »Lieber Himmel!«, schrie Annika und riss ihren Collegeblock an sich. »Verzeihung! Entschuldige bitte, dass ich ein kleines Eckchen beansprucht habe, entschuldige, dass ich geboren bin!«
    »Ich fahre jetzt«, sagte Thomas und ging zur Treppe.
    Annika stellte sich ihm in den Weg, breitete beide Arme aus und starrte ihm ins Gesicht. Der Morgenmantel rutschte ihr von den Schultern, sie stand praktisch nackt in der Halle.
    »Das tust du verdammt noch mal nicht!«
    »Und wenn ich dich mit Gewalt aus dem Weg räume«, sagte er.
    »Ich kann mich nicht um das ganze Haus kümmern«, sagte Annika mit erstickter Stimme, »putzen, kochen,

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